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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Norden«, murmelte er bei sich, »geht alles schnell.«

 
2
     
    Die ganze Geschichte bekam er erst zu hören, als sie von Athen zur Ausgrabungsstätte fuhren. Der TWA-Flug nach Paris war ausgebucht gewesen; der Dollarkurs stand wieder hoch, und Touristen ergossen sich nach Frankreich, obwohl die Feriensaison längst vorüber war. Er hatte eine stattliche Summe für Übergepäck zahlen müssen, um alle Geräte an Bord zu bringen. Und Claire war es nicht gelungen, zwei Sitze nebeneinander zu bekommen.
    Auf dem Flug von Paris nach Athen hatte sie geschlafen, während er über Watkins’ Geräte nachgelesen hatte. Nun blinzelte er schläfrig in die Helligkeit des sonnigen Tages und versuchte die vorbeigleitenden Landschaften in sich aufzunehmen, während Claire ihm einen kurzen Abriß der bisherigen Ereignisse gab. Sie schweifte häufig vom eigentlichen Thema ab und erweiterte es gnadenlos um alle möglichen Einzelheiten und Nebensächlichkeiten, wobei sie sich unbekümmert archäologischer Fachausdrücke bediente und offenbar annahm, daß er weit mehr wußte, als es tatsächlich der Fall war.
    »Den ganzen Sommer haben wir Schwierigkeiten mit Kontos gehabt. In allem. Angefangen von politischen Diskussionen bis zu Meinungsunterschieden über die Organisation der Sammlungskästen und die Verpackung, also ist es nicht überraschend, daß es nun – oh, sehen Sie dort? Diese Insel mit einem Buckel draußen in der Bucht? Das ist Salamis. Dort vernichtete Themistokles die persische Flotte und rettete Athen.«
    Die Außenbezirke Athens schienen eine nicht endenwollende Reihe von Zementfabriken zu sein. Ein Stück weiter standen die grauen Betongehäuse zweistöckiger Häuser wie die abgenagten Knochen eines mechanischen Ungeheuers in der trostlosen Wüstenei von Schuppen, Bauhöfen, Werkstätten, qualmenden Industriebetrieben und Autofriedhöfen. Die Erdgeschosse waren teilweise bewohnt, mit Blumen und Fernsehantennen bestückt, während darüber die skeletthaften Versprechungen künftigen Reichtums aufragten. Sie sausten westwärts, die glitzernde Bucht zur Linken, und überquerten den Durchstich des Kanals von Korinth. Sie hielt an, und beide aßen dreieckiges Gebäck mit Honig und Nüssen, während John auf die Brücke hinausging und den geometrisch präzise durch den anstehenden Fels geschnittenen Kanaldurchstich bewunderte. »Als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Peloponnes räumten, verstopften sie den Kanal mit Eisenbahnwaggons, Lastwagen, allem, was sie finden konnten.«
    »Nette Kerlchen. Wie lange dauerte das Ausräumen?«
    »Jahre. Es frischte den zweitausendjährigen Groll gegen die Barbaren, die Ausländer, wieder auf.«
    »Einschließlich der Amerikaner?«
    Sie seufzte. Ein Schlepper zog einen Frachter in die Mündung des Kanals, mehr als einen Kilometer entfernt. »Es sieht so aus. Fahren wir weiter!«
    Genauso war sie am Flughafen von Athen gewesen, hatte einen Mietwagen beschafft, während er die acht Tragkisten mit Watkins Ausrüstung übernommen und aufgestapelt hatte, dazu sein Handgepäck mit der Taucherausrüstung. Die Sachen füllten Kofferraum und Rücksitze des kleinen Wagens. Er hoffte, daß sich Zeit und Gelegenheit bieten würden, noch einmal Watkins’ Bedienungsanleitungen zu lesen, ehe sie die erste Testreihe von ihm verlangte.
    Von Korinth aus fuhren sie südwärts die Küste entlang. Die Halbinsel der Peloponnes ist eine vierfingrige Hand, die südwärts ins Mittelmeer greift. Sie fuhren den östlichsten Finger entlang, über Straßen, die zusehends schmaler und staubiger wurden. Hinter einem Karren, der mit dicken grünen Trauben voll beladen war, mußten sie auf Schrittempo verlangsamen. Claire fluchte verhalten und überholte das Fahrzeug, kurz bevor ein alter Lastwagen wild hupend aus der Gegenrichtung heranbrauste.
    »Allmächtiger Gott!«
    Sie lachte. »Ich dachte, solche Flüche gäbe es nur in Filmen.«
    »Es war ein Gebet. Fahren Sie langsamer, um Himmels willen! Dieses Ding liegt seit mehr als dreitausend Jahren dort, da werden einige Minuten keinen Unterschied machen.«
    »Ich fürchte, so einfach ist es nicht. Kontos war fuchsteufelswild; er könnte uns zwingen, vorzeitig zu schließen. Vielleicht weiß er, daß ich in Boston war.«
    »Wie?«
    »Noch bevor ich Griechenland verließ, rief er Hampton an, den Vize-Direktor an der Universität Boston. Ich weiß nicht, was er ihm erzählt hat, aber als ich mich bei Hampton meldete, war er höflich, anständig und frostig. Nein,

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