Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
Kontakt, sofern … es dann noch jemanden zu kontaktieren gibt .
Kapitel 3
Deeps, Hochsicherheitsgefängnis von Atlantis
O pal fand es nicht besonders angenehm, mit einem harten Ladestock in die Röhre geschoben zu werden, aber sobald sie sich im Innern der Neutronenkruste befand, weich gepolstert durch eine Schicht Absorptionsschaum, fand sie es sogar ganz gemütlich. Nur das raue Material ihres Schutzanzugs kratzte ein wenig.
Wie eine Raupe in ihrem Kokon , dachte sie. Ich stehe kurz vor der Verwandlung in eine Gottheit. Vor der Erfüllung meines Schicksals. In den Staub mit euch, ihr Kreaturen, oder ihr sollt mit Blindheit geschlagen sein.
Dann dachte sie: Mit Blindheit geschlagen? Ist das zu viel Pathos?
Irgendwie wurde sie das nagende Gefühl nicht los, dass dieser Plan ein schrecklicher Fehler gewesen war. Es war ihr bisher radikalstes Unterfangen, und Tausende von Ober-und Unterirdischen würden dabei sterben. Schlimmer noch, sie selbst konnte dabei aufhören zu existieren oder sich in eine Art Zeitmutantin verwandeln. Doch eine Opal Koboi ließ sich von solchen Bedenken nicht beeinflussen. Sie schob den Gedanken einfach beiseite. Sie wusste – nun ja, sie war zu neunzig Prozent sicher –, dass sie vom Kosmos auserkoren war, das erste Quantenwesen zu sein.
Die Alternative war zu schrecklich, um weiter darüber nachzudenken: Sie, Opal Koboi, würde den Rest ihrer Tage als einfache Gefangene in Deeps verbringen, der Lächerlichkeit und der Verachtung preisgegeben. Gegenstand von moralinsauren Vorträgen und Schulprojekten. Wie ein seltsames Tier im Zoo, das die Einwohner von Atlantis mit großen Augen anstarrten. Nein, da war es immer noch viel besser, alle zu töten oder sogar selbst dabei draufzugehen. Aber sie würde nicht sterben. Die Röhre würde ihre Energie festhalten, und mit ausreichend Konzentration würde sie sich in eine nukleare Version ihrer selbst verwandeln.
Man spürt sein Schicksal, wenn es naht. Gleich ist es so weit .
Haven City
Artemis, Holly und Butler nahmen den Expressaufzug zum Shuttleterminal des Polizeipräsidiums, das direkt an einen Magmaschacht aus dem Erdkern angeschlossen war, der einen Großteil von Haven City über Erdwärmeleiter mit Energie versorgte. Artemis sprach nicht mit den anderen, sondern murmelte nur vor sich hin und klopfte dabei unablässig mit den Fingerknöcheln gegen die Stahlwand des Aufzugs. Erleichtert stellte Holly fest, dass das Klopfen keinem Muster folgte – oder falls doch, war es zu kompliziert, als dass sie es hätte erkennen können. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie Artemis’ Gedankengänge nicht verstand.
Da der Aufzug für unterirdische Verhältnisse großzügig bemessen war, konnte Butler sogar aufrecht darin stehen, allerdings stieß er bei jedem Ruckeln mit dem Kopf an die Decke.
Endlich sagte Artemis: »Wenn wir es schaffen, vor Ablauf des Countdowns in das Shuttle zu gelangen, haben wir im Schacht eine echte Chance, der Sache zu entgehen.«
Seine Gefährten wussten, was er mit »der Sache« meinte: ihre Hinrichtung. Pip würde Opal erschießen, sobald die Frist abgelaufen war; daran zweifelte jetzt niemand mehr. Dann würden sich die Auswirkungen dieser Ermordung zeigen, wie auch immer sie aussehen mochten, aber die größte Überlebenschance hatten sie im Innern einer Titankapsel, die dafür konstruiert war, eine Woge glühenden Magmas zu überstehen.
Zischend hielt der Aufzug an, und als die Tür aufglitt, schallte ihnen der Lärm des herrschenden Chaos entgegen. Massen panischer Unterirdischer drängten sich im Terminal, schoben sich auf die Schranken zu, ohne sich um die üblichen Sicherheitsvorkehrungen zu scheren, und sprangen über Absperrungen und Drehkreuze. Feen flogen verbotenerweise durch die Gänge, und ihre Flügel streiften die Deckenleuchten. Gnome gingen in Crunchball-Formation und versuchten, sich mit roher Gewalt durch die Reihe eines ZUP-Bereitschaftskommandos in voller Montur zu katapultieren.
»Die Leute vergessen ihre Notfallübungen«, grummelte Holly. »Mit Panik ist niemandem geholfen.«
Frustriert starrte Artemis auf das Durcheinander. Er hatte so etwas Ähnliches mal am JFK-Airport in New York erlebt, als ein Star aus einer Reality-TV-Show in der Ankunftshalle aufgetaucht war. »Da kommen wir nicht durch. Jedenfalls nicht ohne jemanden zu verletzen.«
Wortlos schnappte sich Butler seine beiden Gefährten und warf sie sich über die Schulter. »Das wollen wir doch mal sehen«, sagte er und
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