Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
irgendwas von dummen Sprüchen und Beleidigungen gesagt habe.«
Pip zog die Stirn kraus. Woher kannte Artemis Fowl ihre Befehle? »Du hast uns gar nichts zu sagen.«
»Tatsächlich? Erklärt mir doch mal, woher ich eure Befehle so genau kenne.«
Die Maskensoftware kam mit Pips rasant wechselnden Gesichtsausdrücken nicht mehr mit und hängte sich vorübergehend auf. »Ich … äh … ich weiß nicht …«
»Und erklär mir, woher ich die Frequenz kenne, in die ich mich einloggen muss.«
»Du bist nicht im Polizeipräsidium?«
»Natürlich nicht, du Idiot. Ich bin am Treffpunkt und warte auf Opal.«
Artemis spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte, und wartete eine Sekunde, bis sein Bewusstsein ihm verriet, was sein Unterbewusstsein dort auf dem Bildschirm erkannte.
Etwas im Hintergrund.
Etwas Vertrautes.
Die Wand hinter Pip und Kip war eintönig grau. Aus grob aufgetragenem Rauputz, wie er in Bauernhöfen überall auf der Welt verwendet wurde. Auch auf dem Fowl’schen Anwesen gab es überall solche Wände.
Ba-bumm . Sein Herz pochte laut. Artemis konzentrierte sich auf die Wand. Schiefergrau, abgesehen von einem Netz aus Rissen, das den Putz durchzog.
Plötzlich tauchte eine Erinnerung auf: er selbst, sechs Jahre alt, wie er gemeinsam mit seinem Vater einen Gang über das Anwesen machte. Als sie an der Scheune auf der oberen Weide vorbeikamen, deutete der junge Artemis auf die Wand und sagte: »Siehst du, Vater? Die Risse bilden eine Karte von Kroatien, einst Teil des Römischen, des Osmanischen und des Habsburgerreichs. Wusstest du, dass Kroatien neunzehneinundneunzig seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt hat?«
Da war sie. An der Wand hinter Pip und Kip. Eine Karte von Kroatien, obwohl der fünfzehnjährige Artemis zugeben musste, dass an der dalmatischen Küste ein Stück fehlte.
Sie sind auf unserem Anwesen , erkannte er. Warum?
Ihm fiel etwas ein, das Professor Argon gesagt hatte.
Weil es dort überdurchschnittlich viele Magiereste gibt. Irgendwas muss auf dem Fowl’schen Anwesen einst passiert sein. Etwas, bei dem gewaltige Magiemengen freigesetzt wurden .
Artemis beschloss, seinem Instinkt zu folgen. »Ich bin auf unserem Familiensitz und warte auf Opal.«
»Du bist auch in Fowl Manor?«, platzte Kip heraus. Sofort drehte Pip sich um und schoss ihn ins Herz. Der Gnom wurde rücklings gegen die Wand geschleudert, dass die Staubwolken vom Putz aufflogen. Ein schmales rotes Rinnsal quoll aus Kips Brust und rann an ihm herunter, so unspektakulär wie übergelaufene Farbe an einer Dose. Seine Katzenmaske schaute erst komisch überrascht drein, dann, als seine Miene erschlaffte, formten sich die Pixel zu einem gelben Fragezeichen.
Sein plötzlicher Tod war ein Schock für Artemis, doch der Satz davor hatte ihn noch mehr schockiert.
Er hatte in beiden Punkten recht gehabt: Hinter alldem steckte Opal, und der Treffpunkt war Fowl Manor.
Warum? Was ist dort passiert?
Pip brüllte in die Kamera: »Siehst du, was du getan hast, Menschenjunge? Wenn du wirklich ein Mensch bist. Wenn du wirklich Artemis Fowl bist. Es ist ganz egal, was du weißt, jetzt ist es eh zu spät.«
Pip drückte den noch rauchenden Pistolenlauf auf Opals Kopf, und sie zuckte wimmernd zurück, als das heiße Metall ihr die Haut verbrannte. Es war klar, dass Pip am liebsten sofort abgedrückt hätte, aber das wagte er nicht.
Er hat seine Befehle, dachte Artemis. Er muss warten, bis die vorgegebene Zeit abgelaufen ist. Sonst kann er nicht sicher sein, dass Opal im Schutz des Reaktors ist.
Artemis schaltete das Mikro aus und war schon auf halbem Weg zur Tür, als Holly ihn am Arm festhielt.
»Dafür ist keine Zeit«, sagte sie, denn sie hatte richtig vermutet, dass er nach Hause wollte.
»Ich muss versuchen, meine Familie vor dem nächsten Teil von Opals Plan zu schützen«, entgegnete Artemis angespannt. »Uns bleiben noch fünf Minuten. Wir könnten es vor den Explosionen bis zum nächsten Magmaschacht schaffen.«
Commander Kelp wog rasch die Möglichkeiten ab. Er konnte Artemis befehlen, unter der Erde zu bleiben, aber es wäre strategisch gewiss von Vorteil, jemanden zu haben, der sich an Opal Kobois Fersen heften konnte, falls es ihr irgendwie gelang, aus Atlantis zu entkommen.
»In Ordnung«, sagte er. »Captain Short fliegt dich und Butler an die Oberfläche. Bleibt in Kontakt, sofern …«
Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber allen in der Kommandozentrale war klar, was er dachte.
Bleibt in
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