Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
natürlichen Magiehemmern«, erklärte Artemis. »Ausgelassenes Tierfett. Widerwärtig, das gebe ich zu. Und es tut mir leid, meinen Bruder hineintauchen zu müssen, denn er liebt diese Schuhe. Wenn wir ihn hineinstecken, wird das Fett Ihre Seele festhalten. Myles aber kommt unversehrt heraus, und Sie verbringen den Rest der Ewigkeit in der Vorhölle. Nicht ganz die Belohnung, die Sie sich für Ihr Opfer erhofft hatten, nicht wahr?«
Etwas zischte in dem Fass, und ein paar Funken sprangen heraus. »Was zum Teufel ist das?«, quiekte Gobdaw, und vor lauter Panik kletterte seine Stimme eine Oktave höher.
»Ach, das ist der zweite natürliche Magiehemmer. Ich habe meinen Zwergenfreund gebeten, in das Fass zu spucken, um dem Ganzen die gewisse Würze zu geben.«
Gobdaw schaffte es, einen Arm zu befreien, und schlug mit der Faust auf Butlers Bizeps ein, doch er hätte ebenso gut auf einen Felsen einhämmern können.
»Ich werde dir nichts verraten«, sagte er, wobei sein kleines, spitzes Kinn verräterisch zitterte.
Artemis hielt Gobdaws Beine fest, damit er geradewegs in das Fass fallen würde. »Ich weiß. Aber Myles wird mir gleich alles erzählen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen das antun muss, Gobdaw. Sie waren ein tapferer Krieger.«
»Also nicht Gobdaw der Gutgläubige?«
»Nein«, gab Artemis zu. »Das habe ich mir ausgedacht, weil ich Sie zwingen wollte, sich zu erkennen zu geben. Ich musste sicher sein.«
Holly schob Artemis beiseite. »Gobdaw, hören Sie mir zu. Ich weiß, Sie sind durch den Treuebann an Opal gebunden und können sie nicht hintergehen, aber der Menschenjunge wird in jedem Fall in dem Fass landen. Also geben Sie diesen Körper frei und gehen Sie hinüber ins Jenseits. Sie können hier nichts mehr ausrichten. Und das ist kein würdiges Ende für einen ruhmreichen Berserker.«
Gobdaw sackte in Butlers Armen zusammen. »Zehntausend Jahre. So viele Leben.«
Holly berührte Gobdaws Wange. »Sie haben alles getan, was von Ihnen verlangt wurde. Sich jetzt zur Ruhe zu begeben ist kein Verrat.«
»Vielleicht spielt der Menschenjunge nur mit mir, und das ist alles ein Bluff.«
Holly schüttelte sich. »Das Fass ist kein Bluff. Opal hat mich vor langer Zeit mal darin eingesperrt. Es war, als würde meine Seele krank. Ersparen Sie sich das, ich flehe Sie an.«
Artemis nickte Butler zu. »Schluss jetzt, keine weiteren Verzögerungen. Werfen Sie ihn hinein.«
Butler wechselte den Griff, so dass er Gobdaw am Kragen hielt, und senkte ihn langsam hinab.
»Warte, Artemis!«, rief Holly. »Das ist ein Held des Erdvolks.«
»Tut mir leid, Holly, wir haben keine Zeit mehr.«
Als Gobdaws Zehen die zähe Flüssigkeit berührten, wanden sich stinkende Dämpfe um seine Beine, und er wusste sofort, dass Artemis nicht bluffte. Seine Seele würde für immer in dem Fett gefangen sein.
»Vergib mir, Oro«, sagte er, den Blick zum Himmel gewandt.
Gobdaws Geist löste sich aus Myles’ Körper und schwebte silbern umrahmt in der Luft. Einen Moment lang wirkte er verwirrt und ängstlich, doch dann leuchtete ein kleiner Lichtfleck in seiner Brust auf, der sich zu drehen begann, immer schneller, wie ein winziger Wirbelwind. Da lächelte Gobdaw, und die schmerzlichen Spuren des Alters schwanden aus seinem Gesicht. Mit jeder Umdrehung wurde das wirbelnde Licht größer und breitete sich über seinen Rumpf, die Arme und Beine und schließlich auch über das Gesicht aus, auf dem in diesem Augenblick des Übergangs ein Ausdruck lag, den man nur als selig bezeichnen konnte.
Die Umstehenden, die diesen Gesichtsausdruck sahen, konnten nicht umhin, einen Stich des Neides zu verspüren.
Seligkeit , dachte Artemis. Werde ich diesen Zustand jemals erreichen?
Myles zerstörte den andächtigen Moment, indem er heftig mit den Beinen zappelte, so dass das Fett in alle Richtungen spritzte. »Artemis! Hol mich sofort hier raus!«, befahl er. »Das sind meine Lieblingsschuhe!«
Artemis lächelte. Sein kleiner Bruder hatte wieder die Herrschaft über seinen Geist.
Myles sagte kein Wort, bis er seine Schuhe mit einem Feuchttuch gesäubert hatte. »Dieser Unterirdische ist mit meinen Schuhen durch den Matsch gelaufen«, beschwerte er sich dann, während er an einem weiteren Açaífruchtsaft nippte. »Diese Schuhe sind aus Ziegenleder, Arty. Und dessen Trageeigenschaften sind einzigartig.«
»Ganz schön altklug für sein Alter, nicht?«, sagte Artemis leise.
»Das sagt genau der Richtige«, gab Butler sofort
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