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Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Titel: Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Schinken, und Hemdsärmel, die knarzen wie alte Stühle.
    »Nein, Myles. Butler bleibt hier.«
    »Also gut, Arty. Du musst es ja wissen.«
    Artemis lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Was ist mit dem Berserker in dir passiert, Myles?«
    Der Vierjährige zuckte die Achseln. »Er ist weg. Erst hat er meinen Kopf gesteuert, dann ist er verschwunden.«
    »Wie hieß er?«
    Myles rollte die Augen nach oben, als wollte er in seinem Gehirn nachschauen. »Äh … Mister Gobdaw, glaube ich.«
    Artemis nickte, als kenne er diesen Herrn sehr gut. »Ah ja, Gobdaw. Über den haben mir unsere unterirdischen Freunde schon so einiges berichtet.«
    »Ich glaube, man nannte ihn Gobdaw der Berühmte Krieger.«
    Artemis lachte leise. »Ja, das glaube ich, dass er dir das erzählt hat.«
    »Weil es stimmt«, sagte Myles mit leicht verkniffenem Mund.
    »Da haben wir aber etwas anderes gehört, nicht wahr, Butler?«
    Butler antwortete zwar weder mit Worten noch mit Gesten, aber irgendwie schien er Zustimmung auszudrücken.
    »Nach dem, was unsere unterirdischen Quellen berichtet haben«, fuhr Artemis fort, »soll dieser Gobdaw eher eine ziemliche Witzfigur gewesen sein.«
    Myles’ Finger quietschten über den Rand seines Glases. »Eine Witzfigur? Wer sagt das?«
    »Alle«, erwiderte Artemis, klappte seinen Laptop auf und blickte auf den Bildschirm. »Das steht in sämtlichen unterirdischen Geschichtsbüchern. Hier, da ist es. Gobdaw der Gutgläubige – das ist ganz hübsch wegen der Alliteration. Und in einem anderen Artikel wird dein lieber Berserker Gobdaw der Stinkwurm genannt, was offenbar eine Bezeichnung für jemanden ist, dem man an allem die Schuld gibt. Wir Menschen würden so jemanden als Prügelknabe oder Sündenbock bezeichnen.«
    Mittlerweile glühten Myles’ Wangen dunkelrot. »Stinkwurm? Stinkwurm, sagst du? Warum sollte mich … warum sollte jemand Gobdaw einen Stinkwurm nennen?«
    »Tja, das ist eine ziemlich traurige Geschichte. Angeblich war es dieser Gobdaw, der seinen Anführer dazu überredete, die gesamte Berserkereinheit rund um ein Tor begraben zu lassen.«
    »Ein magisches Tor«, korrigierte Myles. »Das die Welt der Unterirdischen beschützte.«
    »Ja, das hat man ihnen erzählt, aber in Wirklichkeit war dieses Tor nur ein Haufen Steine. Eine Fälschung, die nirgendwohin führte. Die Berserker haben zehntausend Jahre damit zugebracht, Steine zu bewachen.«
    Myles rieb sich die Augen. »Nein. Das ist nicht … das kann nicht sein. Ich habe es gesehen, in Gobdaws Erinnerungen. Das Tor ist echt.«
    Wieder lachte Artemis. »Gobdaw der Gutgläubige. Das ist schon ein bisschen gemein. Es gibt sogar einen kleinen Reim dazu.«
    »Einen Reim?«, krächzte Myles – und Vierjährige krächzen nur höchst selten.
    »O ja, der wird oft auf dem Schulhof gesungen. Willst du ihn hören?«
    Myles sah aus, als würde er mit seinem eigenen Gesicht kämpfen. »Nein. Ja. Sag schon.«
    »Gut, wie du willst.« Artemis räusperte sich theatralisch.
»Gobdaw, Gobdaw,
Vergraben in der Erde,
Wächter über Staub und Stein.
Wie kann man nur so dumm sein?«
    Artemis schmunzelte verstohlen. »Kinder sind manchmal wirklich grausam.«
    In dem Moment zerbrachen zwei Dinge. Zum einen die mühsam aufrechterhaltene Tarnung, so dass Gobdaw wieder zum Vorschein kam, zum anderen der Stiel des Martiniglases, der in den kleinen Händen des Berserkers zur tödlichen Waffe wurde.
    »Tod den Menschenwesen!«, quiekte er auf Gnomisch, sprang auf die Tischplatte und stürzte sich auf Artemis.
    Im Kampf visualisierte Gobdaw seine Angriffe gerne, bevor er sie ausführte; das half ihm, sich zu konzentrieren. In seiner Vorstellung sprang er also elegant von der Kante des Schreibtisches, landete auf Artemis’ Brust und rammte ihm seinen gläsernen Dolch in den Hals. Damit schlug er sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits tötete er den Menschenjungen, und andererseits wurde er selbst mit leuchtend rotem Blut bespritzt, was ihn furchteinflößender wirken ließ.
    In Wirklichkeit sah das Ganze dann jedoch ein wenig anders aus. Butler schnappte Gobdaw nämlich mitten im Sprung aus der Luft, schlug ihm den Glasstiel aus der Hand und nahm ihn in die Zange seiner muskulösen Arme.
    Artemis beugte sich in seinem Sessel vor. »Es gibt übrigens noch eine zweite Strophe«, sagte er. »Aber jetzt ist vielleicht nicht der richtige Moment dafür.«
    Gobdaw zappelte aus Leibeskräften, aber es war vollkommen zwecklos. In seiner Verzweiflung versuchte er

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