Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
noch an der Felsdecke wie eine flache Entenmuschel. Die unteren Stockwerke lagen als rauchender und funkensprühender Haufen auf dem einstigen Mitarbeiterparkplatz. Zum Glück war die überdachte Brücke, die zum benachbarten Parkhaus führte, noch halbwegs intakt. Foaly galoppierte darüber hinweg, darauf bedacht, nicht in die Löcher zu sehen oder sich mit einem Huf darin zu verfangen und nicht auf das gequälte Kreischen der Metallstützen zu hören, die sich unter der massiven Last verbogen.
Sieh nicht nach unten. Versuch dir vorzustellen, wie du drüben ankommst.
Direkt hinter Foaly brach die Brücke Stück für Stück in sich zusammen, und es fühlte sich an, als würden die klimpernden Tasten eines Klaviers in den Abgrund stürzen. Die automatische Tür auf der anderen Seite hakte an einer Stelle in der Führschiene und rappelte immer wieder hin und her. Die Öffnung war so schmal, dass Foaly sich nur mit Mühe hindurchzwängen konnte, und als er endlich wieder festen Boden unter den Hufen hatte, sackte er keuchend zusammen.
Meine Güte, wie melodramatisch , dachte er. Ist das für Holly jeden Tag so?
Ermuntert durch das Poltern einstürzender Mauern und den Gestank brennender Autos, rappelte Foaly sich wieder auf und lief über das Parkdeck zu seinem Van, der direkt neben dem Laufband abgestellt war. Der Wagen sah von außen so alt und verbeult aus, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass er ausgerechnet demjenigen gehörte, der für den größten Teil der technologischen Innovationen der Stadt verantwortlich war. Falls jemand wüsste, wem der Van gehörte, so hätte er vermutlich angenommen, dass Foaly das Äußere absichtlich so zugerichtet hatte, um Autoknacker auszutricksen. Doch der Wagen war einfach eine Rostlaube, die eigentlich schon vor Jahrzehnten hätte ersetzt werden sollen. So wie viele Dekorateure ihre eigenen Häuser nicht anstreichen, war es Foaly, dem Experten in Sachen Automobiltechnologie, völlig egal, was für eine Kiste er selbst fuhr. Das sorgte täglich für Scherereien, da der Geräuschpegel des Zentauromobils mehrere Dezibel über dem zugelassenen Höchstwert lag und ständig Schallalarm auslöste. An diesem Tag jedoch war das fortgeschrittene Alter des Vans eindeutig von Vorteil, denn zum einen war er im Gegensatz zu den meisten anderen Fahrzeugen unabhängig von Havens automatischem Magnetgleissystem, und zum anderen funktionierte er einwandfrei.
Foaly öffnete mit der Fernsteuerung die vorderen Türen, stellte sich rücklings vor die Fahrerkabine und wartete, während das maßgefertigte Gurtgeschirr ausgefahren wurde, sich um seinen Pferdekörper legte und ihn rückwärts in den Wagen hob. Sobald die Flügeltüren sich geschlossen hatten, nahmen die Sensoren Foalys Anwesenheit wahr und starteten den Motor. Auf diese Weise dauerte es zwar immer ein paar Sekunden, bis er startklar war, aber es hätte noch viel länger gedauert, wenn er versucht hätte, mit seinen zwei Armen, vier Beinen und dem Schweif – den manche Equinologen als ein eigenes Körperglied ansahen – in den Wagen zu klettern.
Foaly zog das Steuer aus dem Schlitz im Armaturenbrett und trat das Gaspedal bis zum Boden durch, so dass er quietschend aus dem Stellplatz schoss.
»Nach Hause!«, rief er dem NaviBot zu, der an einem Gelband vor seiner Nase hing. In einem Anfall von Eitelkeit hatte er dem Bot sein eigenes Aussehen gegeben.
»Den üblichen Weg, mein Schöner?«, fragte der Bot und zwinkerte Foaly freundschaftlich zu.
»Nein«, erwiderte Foaly. »Ignorier die Geschwindigkeits-und Sicherheitsparameter. Sieh einfach zu, dass wir so schnell wie möglich dort ankommen. Alle normalerweise gültigen Vorschriften sind hiermit aufgehoben.«
Hätte der Bot Hände gehabt, hätte er sie sich genüsslich gerieben. »Darauf warte ich schon ewig«, sagte er und übernahm die Kontrolle über das Fahrzeug.
Irgendetwas passierte mit dem wunderschön verzierten Karton in Caballines Hand. Es fühlte sich an, als würde eine kleine Gewitterwolke darin brodeln. Das Ding vibrierte wie ein Bienenkorb, machte dabei jedoch nicht das leiseste Geräusch. Aber irgendetwas war da, ein unangenehmes Gefühl, das ihr durch und durch ging und ihr die Tränen in die Augen trieb, so als würde jemand mit den Fingernägeln über eine Tafel kratzen.
Verrückt, ich weiß, aber so fühlt es sich nun mal an.
Sie warf den Karton von sich, aber die kleine Gewitterwolke war schon daraus hervorgeschwebt und hatte sich um ihre Hand
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