Artemis Fowl
Möglichkeit wähle ich.«
»Nicht so hastig, gute Frau. Wenn wir ohne das Buch gehen, werden Sie in einem Tag tot sein.«
»In einem Tag!«, lachte die Heilerin. »Ich werde ein Jahrhundert länger auf der Welt sein als ihr. Selbst Unterirdische, die an die Menschenwelt gebunden sind, können die Zeiten überleben.«
»Nicht mit einem Viertelliter Weihwasser im Bauch«, sagte Artemis und klopfte auf die mittlerweile leere Whiskeyflasche.
Die Fee erbleichte und stieß dann einen Schrei aus, einen schrecklich schrillen, markerschütternden Ton. »Weihwasser! Du hast mich umgebracht, Menschenwesen.«
»Stimmt«, gab Artemis zu. »Es müsste jeden Moment anfangen zu brennen.«
Die Fee pikste vorsichtig mit dem Zeigefinger in ihren Bauch. »Und die zweite Wahlmöglichkeit?«
»Jetzt sind wir ganz Ohr, was? Also gut, Möglichkeit zwei: Sie leihen mir das Buch, nur für eine halbe Stunde, und ich gebe Ihnen Ihre Magie zurück.«
Die Fee starrte ihn mit offenem Mund an. »Mir meine Magie zurückgeben? Unmöglich.«
»Oh doch, das geht. Ich habe zwei Ampullen bei mir. In der einen befindet sich Quellwasser aus dem Elfenbrunnen sechzig Meter unterhalb des Rings von Tara - dem vermutlich magischsten Ort der Erde. Das wird die Wirkung des Weihwassers aufheben.«
»Und in der anderen?«
»In der anderen ist ein kleiner Schuss selbst gebrauter Magie. Ein Virus, der sich von Alkohol ernährt, gemischt mit einem Wachstumsreagens. Die Lösung wird jeden einzelnen Tropfen Reiswein aus Ihrem Körper saugen, die Abhängigkeit aufheben und sogar Ihre kaputte Leber wieder aufbauen. Es wird ganz schön unangenehm, aber nach einem Tag schwirren Sie wieder umher, als wären Sie gerade mal tausend Jahre alt.«
Die Fee leckte sich über die Lippen. Wieder in der Lage sein, zum Erdvolk zurückzukehren? Verführerisch. »Woher soll ich wissen, dass ich dir trauen kann, Menschenwesen? Du hast mich schon einmal ausgetrickst.«
»Ein Punkt für Sie. Hier ist mein Vorschlag: Ich gebe Ihnen das Wasser auf Treu und Glauben. Das Zaubermittel bekommen Sie, sobald ich mir das Buch angesehen habe. Akzeptieren Sie's, oder lassen Sie's bleiben.«
Die Fee überlegte. In ihrem Bauch zwickte bereits der erste Schmerz. Ihre Hand schoss nach vorn. »Ich akzeptiere.«
»Das hatte ich mir gedacht. Butler?«
Der gewaltige Diener nahm ein weiches, mit Klettband verschlossenes Päckchen heraus, in dem sich eine Spritze und zwei Ampullen befanden. Er zog die mit der klaren Flüssigkeit auf und injizierte sie der Fee in den feuchtkalten Arm. Sie erstarrte einen Moment, dann entspannte sie sich.
»Starke Magie«, seufzte sie erleichtert.
»Ja. Aber nicht so stark, wie Ihre eigene sein wird, wenn ich Ihnen die zweite Spritze gebe. So, und jetzt das Buch.«
Die Fee griff in die Falten ihres schmutzigen Kleids und suchte eine Ewigkeit darin herum. Artemis hielt den Atem an. Jetzt war es so weit. Bald würden die Fowls wieder berühmt sein. Ein neues Imperium würde entstehen, angeführt von Artemis Fowl dem Zweiten.
Die Fee zog die geschlossene Hand hervor. »Du kannst sowieso nichts damit anfangen. Ist in der alten Sprache geschrieben.«
Artemis nickte nur, da er seiner Stimme nicht traute.
Sie öffnete ihre knotige Faust. Auf ihrer Handfläche lag ein winziges goldenes Büchlein, nicht größer als eine Streichholzschachtel. »Hier, Menschenwesen. Dreißig von euren Minuten, mehr nicht.«
Butler nahm das Büchlein voller Respekt. Er schaltete eine kleine Digitalkamera ein und begann, jede einzelne hauchdünne Seite des Buches zu fotografieren. Der Vorgang dauerte einige Minuten. Als er fertig war, befand sich das gesamte Buch auf dem Chip der Kamera. Artemis zog es vor, mit derartigen Informationen kein Risiko einzugehen. Die Sicherheitseinrichtungen an den Flughäfen hatten schon so manche unersetzliche Diskette gelöscht. Daher wies er seinen Helfer an, die Datei auf sein Handy zu überspielen und sie von dort per E-Mail an den Familiensitz, das Fowl Manor in Dublin, zu schicken. Noch bevor die dreißig Minuten um waren, lag die Datei mit sämtlichen Symbolen des magischen Buchs sicher auf seinem heimischen Server.
Artemis gab das Büchlein seiner Besitzerin zurück. »Angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«
Die Fee erhob sich taumelnd auf die Knie. »Und das andere Mittel, Menschenwesen?«
Artemis lächelte. »Ach ja, die Wiederherstellungslösung. Das hatte ich wohl versprochen.«
»Allerdings.«
»Nun gut. Doch bevor wir Ihnen die
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