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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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erledigt. Rache würde es nicht geben.
    Sie stieg die Treppe zu ihrer Zelle hinab. Die Tür bebte noch ein wenig in den Angeln von der Erschütterung der Explosion. Ein Soliniumstrahl zischte wie ein gefangener blauer Blitz im Raum umher. Holly trat ein, bange, was sie drinnen erwartete. Doch da war nichts. Zumindest keine Toten. Nur Gold, etwa zweihundert Barren, gestapelt auf der Matratze ihres Feldbetts. In ordentlichen, militärischen Reihen. Der gute alte Butler - das einzige Menschenwesen, das es je mit einem Troll aufgenommen und gewonnen hatte.
    »Commander? Hören Sie mich? Over.«
    »Ja, ich höre, Captain. Wie viele Leichen?«
    »Gar keine, Sir. Aber ich habe den Rest des Lösegelds gefunden.«
    Langes Schweigen.
    »Lassen Sie es liegen, Holly. Sie kennen die Regeln. Wir ziehen uns zurück.«
    »Aber, Sir, es muss doch eine Möglichkeit -«
    Foaly schaltete sich dazwischen. »Kein Aber, Holly. Ich zähle hier die Sekunden bis zum Anbruch des Tageslichts, und unsere Aussichten sind ziemlich bescheiden, wenn wir uns am helllichten Tag aus dem Staub machen müssen.«
    Holly seufzte. Er hatte Recht. Die Unterirdischen konnten frei wählen, wann sie unter die Erde zurückkehrten, doch nur solange das Zeitfeld noch stabil war. Es ärgerte sie nur, dass sie von einem Menschenwesen überlistet worden waren, noch dazu von einem Halbwüchsigen.
    Sie sah sich ein letztes Mal in der Zelle um. Ein großer Klumpen Hass hatte sich hier in ihr gebildet, und früher oder später würde sie sich darum kümmern müssen. Holly stieß ihre Pistole zurück in das Halfter. Vorzugsweise früher. Diesmal hatte Fowl gewonnen, doch jemand wie er würde sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Bald würde er sich einen neuen Plan ausdenken, um an Geld heranzukommen. Und dann würde Holly Short auf ihn warten, mit einer großen Kanone und einem Lächeln.
     
    * * *
     
    Am Rand des Zeitfelds war der Boden aufgeweicht. Ein halbes Jahrtausend lang war das Wasser hier von den mittelalterlichen Mauern getropft und hatte das Erdreich in einen regelrechten Sumpf verwandelt. Genau an dieser Stelle tauchte Mulch auf.
    Doch der weiche Boden war nicht der einzige Grund dafür gewesen. Was ihn viel mehr reizte, war der Geruch. Ein guter Tunnelzwerg kann Gold durch einen halben Kilometer Granit riechen, und Mulch hatte eine der besten Nasen von allen im Geschäft.
    Der Gleitkarren schwebte praktisch unbewacht auf der Stelle. Zwei Wachen von der Bergungseinheit waren bei dem geretteten Lösegeld postiert, waren aber gerade damit beschäftigt, über ihren von Übelkeit geplagten Commander zu lästern.
    »Der reinste Springbrunnen, was, Chix?«
    Chix nickte und ahmte Roots Kotztechnik nach.
    Chix Verbils Pantomime bot die perfekte Deckung für einen kleinen Diebstahl. Und diesmal lüftete Mulch seine Gedärme erst gründlich, bevor er aus dem Tunnel kletterte. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war eine plötzliche Gasentladung, die ihm die ZUP auf den Hals jagte. Doch er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Er hätte Chix einen nassen Stinkwurm ins Gesicht schleudern können, ohne dass der Feenmann etwas davon bemerkt hätte.
    Innerhalb von Sekunden hatte er zwei Dutzend Barren in den Tunnel geschafft. Es war der leichteste Job, den er je durchgezogen hatte. Mulch unterdrückte ein Kichern, als er die letzten beiden Barren in den Tunnel fallen ließ. Julius hatte ihm einen echten Gefallen getan, als er ihn in diese Geschichte reingezogen hatte. Besser hätte es kaum laufen können: Er war frei wie ein Vogel, reich und - das war das Beste - angeblich tot. Bis die ZUP-Leute spitz kriegten, dass ein Teil des Goldes fehlte, wäre Mulch Diggums bereits einen halben Kontinent entfernt. Falls sie es überhaupt bemerkten.
    Der Zwerg ließ sich wieder in die Erde hinab. Er würde ein paarmal hin und her graben müssen, um seinen Schatz in Sicherheit zu bringen, doch das war es wert. Mit dieser Rücklage würde er sich einen frühen Ruhestand leisten können. Natürlich würde er ein für alle Mal untertauchen müssen, doch in seinem pfiffigen Hirn nahm bereits ein neuer Plan Form an.
    Er würde eine Zeit lang oberirdisch leben und sich als menschlicher Zwerg mit einer Abneigung gegen das Licht ausgeben. Ein Penthouse mit dichten Fensterläden wäre nicht übel, vielleicht in Manhattan oder Monte Carlo. Es würde natürlich seltsam wirken - ein Zwerg, der sich vor der Sonne verbarg. Aber andererseits wäre er ein unermesslich reicher Zwerg, und

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