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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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dein verdammtes Weib.«
    Die Briefe kommen dann in rascherer Folge. Sie sind auf billiges, liniertes, aus einem Notizbuch gerissenes Papier geschrieben und in Cannock, Walsall, Rugeley, Wolverhampton und sogar Great Wyrley selbst aufgegeben. Der Pfarrer weiß nicht, was er dagegen tun soll. So, wie sich erst Upton und dann der Chief Constable verhalten haben, erscheint eine Beschwerde bei der Polizei wenig sinnvoll. Während die Briefe sich häufen, versucht er, ihre wesentlichen Eigenschaften in einer Tabelle darzustellen. Es sind dies: Verteidigung von Elizabeth Foster, frenetisches Lob für Sergeant Upton und die Polizei im Allgemeinen, wahnsinniger Hass auf die Familie Edalji und ein religiöser Wahn, den man unterstellen kann oder auch nicht. Das Schriftbild variiert, wie es wohl anzunehmen ist, wenn jemand seine Handschrift verstellt.
    Shapurji betet um Erleuchtung. Er betet auch um Geduld, für seine Familie und – aus einem leicht zögerlichen Pflichtgefühl heraus – für den Verfasser der Briefe.
    Wenn die erste Post kommt, ist George schon auf dem Weg ins Mason College, doch bei der Rückkehr erkennt er im Allgemeinen, ob an dem Tag ein anonymer Brief abgegeben wurde. Dann täuscht seine Mutter Fröhlichkeit vor, huscht von einem Gesprächsthema zum anderen, als könnte Stille sie wie die Schwerkraft allesamt zu Boden und in den dort liegenden Schmutz und Schlamm ziehen. Sein Vater, der weniger Talent zur Verstellung hat, ist in sich gekehrt und sitzt am Kopfende des Tisches wie eine Granitstatue seiner selbst. Mit diesem Verhalten zermürben die Eltern sich gegenseitig; George versucht, einen Mittelweg zu finden, indem er mehr redet als sein Vater, aber weniger als die Mutter. Währenddessen plappern Horace und Maud ungehindert drauflos, die einzigen, wenn auch nur zeitweiligen Nutznießer dieser Briefkampagne.
    Nach dem Schlüssel und der Milchkanne tauchen noch andere Gegenstände im Pfarrhaus auf. Ein Zinnlöffel auf dem Fensterbrett, eine Gartenforke, die ein totes Kaninchen in den Rasen spießt, drei zerbrochene Eier auf der Vortreppe. Jeden Morgen suchen George und sein Vater das Grundstück ab, bevor die Mutter und die beiden Kleinen herauskommen dürfen. Eines Tages finden sie zwanzig Pennies und Halfpennies in Abständen auf dem Rasen verstreut; der Pfarrer beschließt, sie als eine Spende für die Kirche zu betrachten. Auch tote Vögel werden entdeckt, zumeist erdrosselt; und einmal liegen Exkremente dort, wo sie am ehesten ins Auge fallen. Ab und zu nimmt George im ersten Morgenlicht etwas wahr, das weniger als eine Erscheinung, ein möglicher Beobachter ist; es gleicht eher etwas knapp Entgangenem, als sei jemand soeben verschwunden. Doch niemand wird je gefasst oder auch nur gesichtet.
    Und dann fangen die üblen Scherze an. Einmal schüttelt Mr Beckworth von der Hangover Farm dem Pfarrer nach der Kirche die Hand, zwinkert ihm zu und flüstert: »Wie ich sehe, steigen Sie in ein neues Geschäft ein.« Als Shapurji verwirrt schaut, zeigt Beckworth ihm einen Zeitungsausschnitt aus dem Cannock Chase Courier . Es ist eine Annonce in einem Kasten mit Wellenrand:
    Heiratsfähige junge Damen
    mit gepflegten Umgangsformen & guter Erziehung
    stehen zwecks Eheschließung mit
    Herren von Vermögen & Charakter
    zur Verfügung
    Vorstellung durch: Rev. S. Edalji
    Pfarrhaus Great Wyrley.
    Gebühr wird erhoben
    Der Pfarrer spricht im Büro der Zeitung vor und erfährt, dass bereits drei weitere solcher Annoncen in Auftrag gegeben wurden. Doch niemand hat den Inserenten zu Gesicht bekommen: Der Auftrag wurde brieflich erteilt, eine Postanweisung lag bei. Der Büroleiter äußert sein Mitgefühl und bietet ohne weiteres an, die verbleibenden Inserate zu suspendieren. Sollte der Missetäter sich beschweren oder sein Geld zurückfordern, werde selbstverständlich die Polizei eingeschaltet. Doch nein, er glaubt nicht, dass die Geschichte für die Redaktion von Interesse sei. Bei allem Respekt vor dem geistlichen Stand müsse eine Zeitung doch auch auf ihren Ruf achten, und wenn sie in die Welt hinausposaune, dass sie einem üblen Scherz aufgesessen sei, untergrabe das womöglich die Glaubwürdigkeit ihrer sonstigen Artikel.
    Als Shapurji ins Pfarrhaus zurückkehrt, wird er dort von einem rothaarigen jungen Hilfspfarrer aus Norfolk erwartet, der nur mit Mühe seinen christlichen Gleichmut bewahrt. Er dringt auf eine Erklärung, warum ihn sein Bruder im Dienste Gottes in das ferne Staffordshire beordert hat, um

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