Arthur & George
kleinen Mischling wie dich. Du glaubst, du wirst ein So-li-ci-tor, wenn Sergeant Upton sagt, das wirst du nicht?«
George weist lieber nicht darauf hin, dass das Mason College und die Prüfungskommission und die Incorporated Law Society darüber zu entscheiden haben, ob er Solicitor wird oder nicht. Er denkt, er muss so schnell wie möglich nach Hause und alles seinem Vater erzählen.
»Ich will dich mal was fragen.« Uptons Ton ist anscheinend milder geworden, darum beschließt George, noch einen Moment auf ihn einzugehen. »Was ist das da an deinen Händen?«
George hebt die Unterarme und spreizt automatisch die Finger in seinen Handschuhen. »Das?«, fragt er. Der Mann muss wirklich geistesgestört sein.
»Ja.«
»Handschuhe.«
»Nun also, da du so ein neunmalkluges Bürschchen bist und ein So-li-ci-tor werden willst, weißt du sicher auch, dass ein Paar Handschuhe als Ausrüstung zum Diebstahl gelten, nicht wahr?«
Dann spuckt er noch einmal und stampft über den Feldweg davon. George bricht in Tränen aus.
Als er zu Hause ankommt, schämt er sich. Er ist sechzehn, er darf nicht weinen. Horace hat seit seinem achten Lebensjahr nicht mehr geweint. Maud weint viel, aber sie ist ja auch ein Mädchen und obendrein krank.
Georges Vater hört sich seine Geschichte an und erklärt, er werde an den Chief Constable von Staffordshire schreiben. Es ist schändlich, dass ein gemeiner Polizist gegen seinen Sohn auf einer öffentlichen Straße handgreiflich wird und ihn des Diebstahls bezichtigt. Der Beamte sollte aus dem Polizeidienst entlassen werden.
»Ich glaube, er ist ziemlich übergeschnappt, Vater. Er hat mich zweimal angespuckt.«
»Er hat dich angespuckt?«
George denkt noch einmal nach. Er ist immer noch verängstigt, doch er weiß, das ist kein Grund, nicht die volle Wahrheit zu sagen.
»Ganz sicher bin ich mir nicht, Vater. Er stand etwa einen Meter von mir entfernt und hat zweimal sehr dicht an meinen Fuß gespuckt. Es ist möglich, dass er einfach nur gespuckt hat, wie ungehobelte Menschen das eben tun. Doch als er das tat, schien er böse auf mich zu sein.«
»Meinst du, dass das ein hinreichender Beweis für Vorsätzlichkeit ist?«
Das gefällt George. Er wird behandelt wie ein angehender Solicitor.
»Nicht unbedingt, Vater.«
»Das meine ich auch. Gut. Ich werde das Spucken nicht erwähnen.«
Drei Tage später erhält der Reverend Shapurji Edalji eine Antwort von Captain the Honourable George A.Anson, Chief Constable von Staffordshire. Sie trägt das Datum des 23 . Januar 1893 und enthält nicht wie erwartet eine Entschuldigung und die Zusage, Maßnahmen zu ergreifen. Stattdessen schreibt Anson:
Würden Sie Ihren Sohn George bitte fragen, von wem er den Schlüssel hat, der am 12 . Dezember auf Ihre Treppe gelegt wurde? Der Schlüssel war ge stohlen, doch wenn sich beweisen lässt, dass alles auf eine bloße Torheit oder einen dummen Streich zu rückgeht, würde ich diesbezüglich keine polizeilichen Maßnahmen genehmigen wollen. Sollten die an der Entwendung des Schlüssels beteiligten Personen sich jedoch weigern, in dieser Angelegenheit eine Erklä rung abzugeben, sehe ich mich genötigt, den Fall mit allem gebotenen Ernst als Diebstahl zu behandeln. Ich darf sogleich sagen, dass ich jedweden Unschuldsbe teuerungen, die Ihr Sohn hinsichtlich dieses Schlüssels vorbringen mag, keinen Glauben schenken werde. Meine Informationen in dieser Sache stammen nicht von der Polizei.
Der Pfarrer weiß, dass sein Sohn ein anständiger und redlicher Junge ist. Die Nervenschwäche, die er anscheinend von seiner Mutter geerbt hat, muss er noch überwinden, doch er berechtigt bereits zu großen Hoffnungen. Es ist an der Zeit, ihn wie einen Erwachsenen zu behandeln. Er zeigt George den Brief und fragt ihn nach seiner Meinung.
George liest den Brief zweimal und braucht einen Moment, um seine Gedanken zu sammeln.
»Auf dem Feldweg«, beginnt er langsam, »hat Sergeant Upton mich beschuldigt, ich sei zur Schule in Walsall gegangen und hätte den Schlüssel gestohlen. Der Chief Constable jedoch wirft mir vor, mit einem oder mehreren anderen im Bunde zu sein. Einer von denen soll den Schlüssel entwendet haben, dann habe ich angeblich das Diebesgut an mich genommen und auf die Treppe gelegt. Vielleicht wissen sie, dass ich seit zwei Jahren nicht mehr in Walsall war. Auf jeden Fall stellen sie die Geschichte jetzt anders dar.«
»Ja. Gut. Das meine ich auch. Und was denkst du noch?«
»Ich denke, sie
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