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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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seinerseits hält seine Geschworenen für eine große Hilfe. Horace bezieht schnell und unverblümt Stellung – im Allgemeinen zugunsten der Eisenbahngesellschaft – und lässt sich nicht von seiner Meinung abbringen. Maud braucht länger, um zu einer Entscheidung zu kommen, stellt sachdienlichere Fragen und nimmt Anteil an allem Ungemach, das einem Reisenden widerfahren kann. Auch wenn seine Geschwister kaum einen repräsentativen Querschnitt der reisenden Bevölkerung darstellen, hält George die nahezu vollständige Unkenntnis ihrer Rechte für typisch.

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Arthur
    Er hatte den Detektivroman auf die Höhe der Zeit gebracht. Er hatte ihn von den schwerfällig denkenden Vertretern der alten Schule befreit, diesen gewöhnlichen Sterblichen, die sich für das Enträtseln offensichtlicher, direkt vor ihrer Nase liegender Spuren feiern ließen. Sie wurden durch eine Figur mit kühlem Kopf und scharfem Verstand ersetzt, die in einem Garnknäuel den Schlüssel zu einem Mord und in einer Untertasse mit Milch letzte Gewissheit fand.
    Holmes trug Arthur jähen Ruhm und – was die Stellung eines Kapitäns der englischen Cricketmannschaft nie vermocht hätte – auch Geld ein. Er erwarb ein geräumiges Haus in South Norwood, dessen von einer Mauer umgebener Garten so groß war, dass man sogar einen Tennisplatz darin anlegen konnte. Er stellte die Büste seines Großvaters in die Eingangshalle und seine arktischen Trophäen oben auf einen Bücherschrank. Er fand ein Büro für Wood, der sich auf seinem Posten dauerhaft eingerichtet zu haben schien. Lottie war von ihrer Stellung als Gouvernante in Portugal zurückgekehrt, und Connie bot nicht nur einen schmucken Anblick, sondern erwies sich auch als unschätzbare Hilfe an der Schreibmaschine. Ein solches Gerät hatte er sich in Southsea zugelegt, lernte aber nie, es selbst zu bedienen. Größeres Geschick bewies er auf dem Tandemfahrrad, auf dem er mit Touie Ausflüge unternahm. Als sie wieder schwanger wurde, ersetzte er es durch ein nur von maskuliner Kraft angetriebenes Dreirad. Darauf fuhr er sie an schönen Nachmittagen manchmal dreißig Meilen über die Hügel von Surrey.
    Er gewöhnte sich an den Erfolg, der es mit sich brachte, dass er ständig erkannt und angestarrt wurde, und an die vielfältigen Freuden und Peinlichkeiten eines Zeitungsinterviews.
    »Hier steht, du bist ein glücklicher, herzlicher, umgänglicher Mensch.« Touie lächelte die Zeitschrift an. »Groß, breitschultrig und mit einem herzhaften Händedruck, der bei aller Aufrichtigkeit des Willkommens schmerzt.«
    »Wer sagt das?«
    »The Strand Magazine.«
    »Aha. Mr How, wenn ich mich recht erinnere. Kein großer Sportsmann vor dem Herrn, dachte ich damals bei mir. Eine Pfote wie ein Pudel. Und was sagt er über dich, meine Liebe?«
    »Er sagt… O nein, das kann ich nicht vorlesen.«
    »Ich bestehe darauf. Du weißt, wie gern ich dich erröten sehe.«
    »Er sagt … Ich bin ›eine überaus entzückende Frau‹.« Und prompt errötete sie und wechselte eilends das Thema. »Mr How sagt, ›Dr. Doyle entwirft immer zuerst das Ende seiner Geschichte und schreibt dann darauf zu.‹ Das hast du mir nie erzählt, Arthur.«
    »Nein? Vielleicht, weil es so selbstverständlich ist. Wie kann man den Anfang vernünftig gestalten, wenn man das Ende nicht kennt? Das ist vollkommen logisch, man muss nur einmal darüber nachdenken. Und was hat unser Freund sonst noch vorzubringen?«
    »Dass dir deine Ideen zu allen möglichen Zeiten einfallen – beim Spazierengehen, beim Cricket, auf dem Dreirad und auf dem Tennisplatz. Ist das so, Arthur? Erklärt das, warum du auf dem Tennisplatz manchmal gar nicht bei der Sache bist?«
    »Vielleicht habe ich ein wenig aufgeschnitten.«
    »Und sieh nur – hier ist Klein-Mary, wie sie auf ebendiesem Stuhl steht.«
    Arthur beugte sich vor. »Gravüre nach einer Photographie von mir – hier steht es. Ich habe dafür gesorgt, dass sie meinen Namen daruntersetzen.«
    In literarischen Kreisen war Arthur nun schon eine angesehene Persönlichkeit. Er zählte Jerome K. Jerome und J. M. Barrie zu seinen Freunden, hatte Meredith und Wells kennengelernt. Er hatte mit Oscar Wilde diniert und ihn ausgesprochen höflich und sympathisch gefunden, nicht zuletzt, weil der Bursche sein Micah Clarke gelesen und bewundert hatte. Nun wollte er Holmes noch höchstens zwei – im äußersten Fall drei – Jahre seine Fälle lösen lassen und ihn dann umbringen. Danach würde er sich auf die

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