Arthur & George
würde ich meinen.« Er wurde gefragt, wann der Angeklagte das letzte Mal mit ihm gefahren sei. »An dem Morgen, nachdem zwei von Mr Blewitts Pferden getötet wurden. Ich glaube, das war der 30 . Juni. Wir konnten die Pferde auf dem Feld liegen sehen, als wir im Zug vorbeifuhren.« Der Zeuge wurde gefragt, ob Mr Edalji an dem Morgen mit ihm gesprochen habe. »Ja, er fragte mich, ob die getöteten Pferde Blewitt gehörten. Dann schaute er zum Fenster hinaus.« Der Zeuge wurde gefragt, ob sich der Angeklagte auch davor schon zu den Verstümmelungen geäußert habe. »Nein, nein, nie«, antwortete er.
Thomas Henry Gurrin bestätigte, dass er Handschriftenexperte mit langjähriger Erfahrung sei. Er gab sein Gutachten zu den Briefen ab, die vor Gericht verlesen worden waren. In der verstellten Handschrift habe er etliche deutlich ausgeprägte Eigenheiten entdeckt. Genau dieselben Eigenheiten hätten sich auch in den Briefen von Mr Edalji gefunden, die ihm zum Vergleich übergeben worden waren.
Dr. Butter, der Amtsarzt, der die Flecken auf Edaljis Kleidern untersucht hatte, erklärte, die von ihm durchgeführten Analysen hätten Spuren von Säugetierblut ergeben. Auf Mantel und Weste habe er neunundzwanzig kurze, braune Haare gefunden. Diese habe er mit Haaren auf der Haut eines Grubenponys verglichen, das am Abend vor Mr Edaljis Festnahme verstümmelt worden war. Unter dem Mikroskop hätten sie sich als ähnlich erwiesen.
Mr Gripton hatte sich in der fraglichen Nacht in Gesellschaft einer jungen Dame nahe der Coppice Lane, Great Wyrley, aufgehalten und sagte aus, er habe Mr Edalji gesehen und sei gegen neun Uhr an ihm vorübergegangen. Mr Gripton konnte nicht genau sagen, wo das gewesen war.
»Nun«, meinte der Anklagevertreter. »Dann nennen Sie uns das Wirtshaus, das der Stelle, wo Sie ihn gesehen haben, am nächsten liegt.«
»Die alte Polizeiwache«, antwortete Mr Gripton fröhlich.
Die Polizei verbat sich streng das Gelächter, mit dem diese Bemerkung aufgenommen wurde.
Miss Biddle, die Wert auf die Feststellung legte, dass sie mit Mr Gripton verlobt sei, hatte Mr Edalji ebenfalls gesehen; desgleichen mehrere andere Zeugen.
Die Verstümmelungen wurden genauer dargestellt: Die Wunde des Grubenponys der Colliery Company war der Beschreibung nach achtunddreißig Zentimeter lang.
Auch der Vater des Angeklagten, der Hindu-Pfarrer von Great Wyrley, sagte als Zeuge aus.
Der Angeklagte erklärte: »Ich bin vollkommen unschuldig im Sinne der Anklage und behalte mir vor, mich dagegen zu verteidigen.«
Am Freitag, dem 4 . September wurde George Edalji zur Verhandlung über zwei Anklagepunkte an den Court of Quarter Sessions in Stafford überwiesen. Am nächsten Morgen las er in der Birminghamer Daily Gazette :
Edalji machte einen frischen und fröhlichen Eindruck und unterhielt sich, auf seinem Stuhl in der Mitte des Gerichtssaals sitzend, lebhaft mit seinem Anwalt; sein scharfer Blick für die Beweislage ist Ergebnis einer gründlichen ju ristischen Ausbildung. Meist saß er jedoch mit verschränkten Armen und übereinander geschlagenen Beinen da und sah den Zeugen mit gleichmütigem Interesse zu, wobei er einen Stiefel anhob und dem Betrachter einen deutli chen Blick auf den eigenartig abgetretenen Ab satz gewährte, der eins der stärksten Indizien in der Beweiskette gegen ihn ist.
George war froh, noch immer als gleichmütig zu gelten, und überlegte, ob er sich noch vor der Verhandlung in den Quarter Sessions anderes Schuhwerk besorgen könnte.
Ihm entging auch nicht, dass eine andere Zeitung William Greatorex als einen »gesunden englischen Knaben mit offenem, sonnenverbrannten Gesicht und angenehmer Wesensart« beschrieb.
Mr Litchfield Meek war zuversichtlich, dass es am Ende einen Freispruch geben werde.
Miss Sophie Frances Hickman, die Ärztin, wurde weiterhin vermisst.
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George
George verbrachte die sechs Wochen zwischen dem Vorverfahren vor dem Magistrates’ Court und den Quarter Sessions im Krankentrakt des Gefängnisses von Stafford. Er war nicht unzufrieden; er fand es richtig, dass er sich gegen eine Freilassung gegen Kaution entschieden hatte. Da nun eine solche Anklage über ihm schwebte, hätte er seine Anwaltstätigkeit kaum weiter ausüben können; und obwohl ihm seine Familie fehlte, war es seiner Meinung nach für alle das Beste, wenn er in sicherem Gewahrsam blieb. Der Bericht über die Belagerung des Pfarrhauses hatte ihn erschreckt, und er dachte auch an die Faustschläge gegen
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