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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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keine Verfolger hören.
    »Zieh den Kopf ein«, wies er mich an. »Und halt dich fest.«
    Ich nickte und drückte die Wange fest an seinen Rücken.
    Wir verließen die Scheune durch die Hintertür, die sich in Richtung Wald öffnete. Chase drehte den Lenker nach rechts und bewegte das Motorrad mit den Füßen voran zur anderen Seite des dunklen Hauses. Mein Herz pochte so sehr, es war, als trommele es durch meine Brust auf Chases Rippen. Wir waren beinahe da, beinahe hatten wir die Auffahrt erreicht.
    Endlich konnten wir den Kiesweg sehen, der sich in einem Bogen zur Straße zog. Zwei Wagen parkten auf der Straße, aber beide waren verlassen. Sie hatten sie dort abgestellt, um uns zu überrumpeln.
    Furcht bohrte sich wie ein Dolch in meine Lunge, und ich konnte kaum mehr atmen. Das waren nicht irgendwelche Autos, es waren FBR -Streifenwagen.
    Billings war Soldat. Das FBR kaufte Loftons Rinder.
    Die meisten großen Nahrungsmittelbetriebe gehörten inzwischen der Regierung. Horizons hatte im Zuge des Krieges alle großen Marken aufgekauft. Natürlich verkaufte Patrick denen sein Vieh.
    Chase packte meine Hand an seiner Brust und drückte sie fest. Dann rammte er den Fuß auf den Schalthebel und gab Gas. Explosives Grollen erfüllte die Luft. Dieses Geräusch war zweifellos auch im Haus zu hören.
    Ich biss die Zähne zusammen und klammerte mich fest.
    Ein Kiesregen stob auf, als wir zur Straße fuhren. Ich wusste nicht, ob Patrick und die Soldaten herauskamen. Ich schaute mich nicht mehr um.
    Erst als wir die Straße erreicht hatten, hielten wir inne. Chase brauchte keine dreißig Sekunden, um abzuspringen und die Reifen beider Wagen zu zerstechen, und dann waren wir auch schon wieder unterwegs.
    Wir fuhren in Richtung einer Stadt namens Hinton. Ich sah den Namen trübe auf einem grünen Straßenschild aus Metall aufleuchten und empfand den schmerzlichen Schlag der Niederlage, als wir an der Ausfahrt nach Lewisburg vorüberfuhren. Aber es ging nicht anders. Die Loftons hatten der MM bestimmt erzählt, dass sie uns angeboten hatten, uns dorthin zu fahren.
    Wir würden den Schleuser verpassen.
    Als das Adrenalin verbraucht war, fing ich an zu zittern, wusste aber nicht, ob es an der Kälte lag, die durch meine Kleider drang, oder an der Furcht.
    Wir waren während der Ausgangssperre auf der Straße und konnten uns nur an dem gelegentlichen Aufblitzen fremder Scheinwerfer orientieren. Das Brüllen des Motors klang in meinen Ohren wie ein Schrei, der unsere Position jedem gegenüber hinausbrüllte, der sich irgendwo in der Umgebung aufhielt. Ich spürte, wie sehr sich Chase konzentrierte, sich bemühte, so schnell wie möglich voranzukommen, obwohl er ständig Hindernissen ausweichen musste, die immer wieder überraschend vor uns auftauchten.
    Schließlich schloss ich die Augen. Die Loftons hatten uns gemeldet. Obwohl wir ihren Sohn gerettet hatten. Trau niemandem , hatte Chase gesagt. Wie recht er doch hatte.
    Wie viel Zeit blieb uns, ehe die MM uns verfolgen würde? Bestimmt hatten sie bereits Verstärkung angefordert. Mit etwas Glück hatten wir mit dem Zerstechen der Reifen einen anständigen Vorsprung herausgearbeitet. Und wenn wir richtig viel Glück hatten, würde, wer immer ihnen zu Hilfe eilte, unsere Spur nach Lewisburg verfolgen. Ob die Hoffnung aber berechtigt war?
    Die Dunkelheit verunsicherte mich. Überall vermutete ich Augen, die uns vom Straßenrand aus beobachteten, und wann immer Chase beim Anblick eines neuen Hindernisses auf der Straße zuckte, erschrak ich zutiefst.
    So fuhren wir die längste halbe Stunde meines Lebens, bis wir endlich ein Schild passierten, das ankündigte, dass Hinton nur noch acht Meilen entfernt war. In einem schattigen Graben am Straßenrand half Chase mir herunter, ehe er das Motorrad geradewegs ins Gestrüpp fuhr. In aller Stille begruben wir es im Gebüsch, und unsere Spuren verbargen wir unter Kiefernnadeln. Danach verschwanden wir wieder einmal im Wald. Ich konnte mich eines Glücksgefühls nicht erwehren, weil wir immer noch am Leben waren. Andererseits würde bis zum Sonnenaufgang noch einige Zeit vergehen.
    Chase hatte mir den Rucksack abgenommen und krauchte nun direkt vor mir parallel zur Straße durch das Unterholz. Die Mondsichel lieferte kaum genug Licht, uns den Weg zu weisen.
    Und dann hörte ich die Sirenen.

Meine Hand lag in der von Chase. Mal zog er mich, mal zog ich ihn, und wir rannten, zerrten einander immer weiter fort von der Straße, dorthin, wo der Wald

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