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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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gewesen.
    Am Abend wurde mir gestattet, zusammen mit den anderen Siebzehnjährigen in den Aufenthaltsraum zu gehen, und ich erkannte mit Schrecken, dass Rosa nach ihrer Bestrafung immer noch nicht wieder aufgetaucht war. Ich fragte mich, ob sie womöglich eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, und dann dachte ich an dieses hohläugige Mädchen, das wir am Morgen gesehen hatten, und bekam Angst, dass Rosa womöglich viel schlimmer verletzt worden war.
    Während ich mich mit diesen Gedanken quälte, trug Rebecca mit abstoßender Begeisterung die Schulregeln für die Neuankömmlinge vor. Danach beteten wir. Jedenfalls beteten die . Ich grübelte nur weiter bang vor mich hin.
    Ehe wir entlassen wurden, verkündete der Wachmann, dass es noch eine Angelegenheit zu regeln gäbe. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag, aber ich wusste von dem Moment an, in dem Ms Brock den ersten Schritt in den Raum getan hatte, dass sie es auf mich abgesehen hatte.
    »Meine Damen«, fing sie gedehnt an.
    »Guten Abend«, flöteten einige der Mädchen, darunter Rebecca. Ich sagte gar nichts.
    »Es hat heute noch einen weiteren Vorfall gegeben. Ein Verstoß gegen die Regeln. Diejenigen von Ihnen, die schon eine Weile bei uns sind, wissen, wie wir in so einem Fall verfahren, nicht wahr?«
    Ich konzentrierte mich darauf, hoch aufgerichtet zu sitzen, das Kinn vorgereckt, die Augen stur auf die Hexe gerichtet, die sich geräuschlos auf mich zubewegte. Mich hungern zu lassen reichte denen offenbar nicht; sie wollte mich wegen der Sache mit dem Telefon öffentlich demütigen, aber sie konnte meinetwegen tun, was sie wollte, ich würde ihr nicht zeigen, dass ich Angst vor ihr hatte. Irgendjemand musste der Schultyrannin doch die Stirn bieten.
    Ehe ich es mich versah, riss Randolph mich von meinem Stuhl hoch. Er zerrte mich zu einem Nebentisch im Gemeinschaftsraum und stellte meine Tapferkeit auf eine harte Probe.
    »Aber Ember ist neu, Ms Brock!«
    Rebecca konnte den Trotz in ihrer Stimme nicht vollständig überzuckern. Ihr Gesicht war stark gerötet. Ich konnte gar nicht fassen, dass sie mich verteidigte.
    »Ihr steht eine Probezeit zu, in der sie Gelegenheit bekommt, die Regeln zu lernen. Ma’am «, fügte sie eilends hinzu.
    Ein anderer Soldat baute sich zwischen uns auf. Die Blicke der Mädchen wanderten hektisch von der SH zu mir und weiter zu Ms Brock. Niemand sagte ein Wort.
    Ms Brock maß meine Zimmergenossin einige Sekunden lang mit finsterem Blick. Ich hielt den Atem an. Ich wollte Rebeccas Hilfe nicht, aber ich hatte das Gefühl, es war besser, die Klappe zu halten.
    Endlich atmete Ms Brock hörbar durch die Nase aus.
    »Sie sind schnell vorgegangen, Ms Miller«, sagte sie, und ihr scharfer Blick wanderte von mir zu Rebecca. »Wie ein Virus , der unsere hellen Köpfe infizieren will. Aber Sie müssen wissen«, sagte sie nun zu den anderen im Raum, »dass Ms Miller bereits einmal einen Soldaten angegriffen hat, und ihr heutiges Fehlverhalten darf nicht ungestraft bleiben.« Die anderen Mädchen beobachteten mich, manche erschrocken, andere interessiert. Es war widerwärtig.
    »Nun, Ms Miller.«
    Ms Brock deutete auf den Tisch und schlich auf die andere Seite. Randolph trat hinter mich und nahm den Schlagstock vom Gürtel. In seinen Augen stand ein geistesabwesender, beinahe lebloser Ausdruck. Ich atmete schneller.
    »Möchten Sie den anderen Siebzehnjährigen erzählen, wie Sie heute gegen die Regeln verstoßen haben?«
    Ich biss die Zähne so fest zusammen, wie ich nur konnte.
    »Sie wurden aufgefordert, sich zu rechtfertigen, Ms Miller.«
    »Es tut mir leid, Ms Brock«, sagte ich laut und deutlich. »Sie haben mir gesagt, ich solle besser den Mund halten, wenn ich nichts zu sagen hätte.«
    Ich fühlte eine Woge des Triumphs, als ich die Worte laut aussprach, und dachte, erfüllt von Stolz und Angst zugleich, dass meine Mutter mit mir zufrieden gewesen wäre. Etliche der anderen Mädchen rangen nach Luft. Für einen Moment wandte ich mich ab und sah, wie Rebeccas Miene immer grimmiger wurde.
    Ms Brock seufzte. »Wie es scheint, ist Insubordination in den Reihen unserer neuen Schüler eine ansteckende Krankheit.«
    »Da wir gerade davon sprechen, wo ist Rosa?«, fragte ich.
    »Das ist nicht die Frage«, sagte sie. »Die Frage lautet, ob Sie …«
    »Die Antwort ist nein. Ich sehe keinen Grund, mich zu rechtfertigen«, antwortete ich so bestimmt ich konnte. Ich war so wütend, meine Organe vibrierten in meinem Körper.
    Ms Brocks

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