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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Gesicht verzerrte sich vor Zorn, und in ihren Augen loderte ein Feuer. Sie nahm einen langen, schmalen Stock von ihrem Gürtel, der sich bis dahin unter den Falten ihres Rocks versteckt hatte. Er war so dünn wie ein Essstäbchen, aber doppelt so lang und biegsam. Das Ende schwang hin und her, während sie mit dem Ding vor meinem Gesicht herumwedelte.
    Wer war diese Frau?
    »Hände auf den Tisch«, kommandierte sie kalt.
    Ich trat einen Schritt zurück und wäre beinahe über Randolph gestolpert. Ein eisiger Schauer durchfuhr mich. Wir waren nicht im Mittelalter. Die Menschenrechte gab es doch noch, oder?
    »Sie dürfen mich damit nicht schlagen«, hörte ich mich sagen. »Das ist illegal. Es gibt Gesetze gegen so etwas.«
    »Meine liebe Ms Miller«, entgegnete Ms Brock im Tonfall gönnerhafter Wärme. »Hier bin ich das Gesetz.«
    Meine Augen zuckten zur Tür. Randolph ahnte meine Absicht und hob den Schlagstock etwas höher.
    Mein Mund blieb offen stehen. Ihre Schläge. Oder seine.
    »Hände auf den Tisch«, wiederholte Ms Brock. Ich sah mich zu den anderen Mädchen um. Nur Rebecca stand auf den Beinen, und sie wurde größtenteils von einem Soldaten verdeckt.
    »Mädels …«, fing ich an, aber ich konnte mich nicht an die Namen erinnern.
    Keines der Mädchen rührte sich.
    »Was ist los mit euch?«, brüllte ich. Randolph packte meine Handgelenke und rammte meine Hände auf den Tisch. Es brannte, und meine Finger wurden taub, als ich versuchte, mich zu befreien. »Lassen Sie mich los!«
    Aber er tat es nicht. Mit seiner freien Hand hielt er mir den Schlagstock vor die Nase, so nah, dass ich beinahe zu schielen anfing, als ich ihn betrachtete, und dann schlug er einmal zu, direkt auf meine Kehle.
    Ich konnte nicht mehr atmen. Es fühlte sich an, als wäre meine Luftröhre zerschmettert worden. Reflexartig schnappte ich nach Luft, aber je mehr ich keuchte, desto stärker wurde die Panik. Kein Sauerstoff kam durch. Er hatte mir den Hals gebrochen. Er hatte mir den Hals gebrochen, und nun würde ich ersticken. Grellweiße Streifen zogen sich über mein Blickfeld.
    »Ach, um Himmels willen, nun atmen Sie eben einmal tief ein«, tadelte Ms Brock.
    Ich wollte mich am Hals kratzen, aber Randolph hielt immer noch meine Hände fest. Sein Gesicht verschwamm vor meinen Augen. Endlich, endlich sickerte etwas Luft durch. Die Tränen strömten mir über das Gesicht. Noch ein Atemzug. Und noch einer. Gott, tat das weh .
    Ich war auf die Knie gefallen. Meine kribbelnden Hände klebten immer noch auf der Tischplatte. Ich versuchte zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus, also glotzte ich die Mädchen in dem Raum an, die samt und sonders meinem Blick auswichen. Sogar Rebecca starrte stur in ihren Schoß.
    Niemand würde mir helfen. Sie waren alle zu verängstigt. Ich würde tun müssen, was Ms Brock mir sagte, oder meine Strafe würde noch erheblich schlimmer ausfallen. Mein Körper fühlte sich an, als wäre er mit Blei ausgegossen worden. Den Blick auf Randolph gerichtet, streckte ich die zitternden Hände auf dem Tisch aus.
    Und schon holte Ms Brock aus und schlug mir die schmale Rute über die Hände, während die anderen wie gelähmt vor Angst zuschauten. Ein stummer Schrei brach durch meine zugeschnürte Kehle. Sofort bildeten sich rote Striemen auf meinen Handrücken.
    Ms Brocks Gesichtsausdruck spiegelte puren Wahnsinn wider. Sie hatte die Augen so weit aufgerissen, dass ihre Regenbogenhäute aussahen wie Inseln in einem Meer von Weiß. Eine Reihe stumpfer Zähne schimmerte zwischen ihren zurückgezogenen Lippen hervor.
    Ich riss die Hände weg, aber Randolph hob sofort wieder den Schlagstock. Er war eine Maschine. Kalt. Tot. Absolut unmenschlich.
    Wieder und wieder schlug Ms Brock mit der Rute auf meine Handrücken. Ich drückte die Hände so fest auf den Tisch, dass meine Finger ganz weiß wurden. Ich vergaß die Zuschauer. Die Schmerzen waren unerträglich. Wieder sackte ich auf die Knie. Lange Striemen verliefen kreuz und quer übereinander, bis schließlich der erste aufplatzte und blutete. Auch in meinem Mund war Blut, nachdem ich mir in die Wange gebissen hatte. Es war warm und kupfern und weckte den Wunsch in mir, mich zu übergeben. Tränen rannen aus meinen Augen, aber ich gab noch immer keinen Laut von mir. Ich wollte ihr die Befriedigung nicht gönnen, zu hören, wie ich zerbrach.
    Ich hasste Ms Brock in einem Maß, wie ich es vorher nicht gekannt hatte. Ich hasste sie mehr, als ich die MM hasste und die

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