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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Akten – medizinische Unterlagen, Beschäftigungsdaten, alles, was du dir vorstellen kannst – werden durchgesehen. Jeder, der sich nicht gemäß den Statuten verhält, wird abgeurteilt oder gleich ausgesondert.«
    »Ausgesondert?« Mir war, als würde ich mit einem Fremden sprechen, nicht mit jemandem, den ich mein Leben lang kannte.
    »In Bundesgewahrsam gebracht. So wie du.«
    »Was ist aus den guten alten Bußgeldern und Geldstrafen geworden?« Ich erinnerte mich an die Nacht, in der wir einen Strafbefehl wegen eines alten Vorkriegsmagazins erhalten hatten, das meine Mutter unter ihrer Matratze versteckt hatte. »Unzüchtige Gegenstände«, so hatte es der Strafbefehl bezeichnet. »Papierschmuggelware – $ 50,00.«
    »Die sind Geschichte. Niemand kann sie bezahlen.«
    Darüber hatte ich mich bei ihm beklagt, als er aus Chicago zurückgekommen war. Damals war ich nicht auf die Idee gekommen, dass dies die Alternative sein könnte. Oder dass Chase ein Teil des Übels werden könnte.
    Wir lauschten, als der Sprecher die Namen vermisster Personen vortrug. Ich hielt die Luft an, aber mein Name fiel nicht. Chases gefälschte Dokumente hatten standgehalten. Brock glaubte immer noch, ich wäre nur für eine Nacht fort. Als der Bericht vorbei war, schaltete Chase das Radio aus.
    Die Abenddämmerung brach allmählich herein. Schon jetzt hüllte sich der Himmel in ein dumpfes Grau. Wir würden uns einen Platz zum Übernachten suchen müssen, Stunden, in denen wir nicht reisen konnten, sondern uns kurz hinter der Grenze von Pennsylvania verstecken mussten. Mir kam es wie eine unerträgliche Zeitverschwendung vor.
    Rechts kam ein Straßenschild in Sicht. Die weiße Farbe bildete einen scharfen Kontrast zu dem metallischen Hintergrund.
    ROTE ZONE
    Ich fühlte regelrecht, wie Chase sich auf der anderen Seite der Kabine verspannte.
    »Was ist eine Rote Zone?« Den Begriff hatte ich noch nie gehört.
    »Evakuiertes Gebiet. Wie Baltimore, DC , all die Städte im Umland. In Gelben Zonen liegen FBR -Stützpunkte. Rote Zonen sind verlassen.«
    Plötzlich wurde mir klar, wie klein die Welt zu Hause gewesen war.
    »Diese ist neu«, fügte er hinzu. Seinem Ton entnahm ich, dass er nicht vorgehabt hatte, auf dem Weg zu unserem Schleuser eine evakuierte Zone zu durchqueren.
    Als wir uns dem Schild näherten, kam ein Wagen, versteckt in einem Gestrüpp, zum Vorschein.
    Ein blauer Wagen. Mit einer Flagge und einem Kreuz auf der Seite.
    Auf einmal schrie jeder Nerv in meinem Leib »Gefahr!«. Wir konnten nicht einfach anhalten und umdrehen, dafür war es zu spät. Chase hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, dennoch folgte uns die MM -Highway-Patrol.
    Einen Moment später flammten die Signalleuchten auf dem Dach des Streifenwagens auf, und lautes Sirenengeheul zerriss die Luft.

Chase fluchte. Laut.
    Meine Gedanken überschlugen sich auf der Suche nach Erklärungen. Brock hatte herausgefunden, was los war. Chase hatte die Zeit, die ihm blieb, ehe die MM ihn verfolgen würde, überschätzt. Man hatte uns beide an der Tankstelle gesehen.
    Das durfte einfach nicht passieren. Wir mussten nach South Carolina. Meine Mutter wartete doch auf uns.
    »Kannst du sie abhängen?« Meine Frage provozierte einen vernichtenden Blick. »Los!« , brüllte ich.
    »Ember, hör zu. Greif in die Tasche hinter dem Sitz. Da drin ist eine Waffe in einem Reißverschlussfach am Boden. Gib sie mir.«
    Ich zögerte.
    »Sofort!«
    Ich schreckte hoch und schob die Hand so elegant ich konnte in die Tasche.
    »Ganz locker«, ermahnte er mich.
    »Ist mir klar.« Jeder, der hinter uns war, konnte durch die Heckscheibe in die Kabine sehen. Meine Finger ertasteten den Reißverschluss und öffneten ihn. Gleich darauf fühlte ich etwas Schweres, Kaltes in meiner Handfläche.
    »Oh …« Ich hatte einen Kloß im Hals.
    »Beeil dich«, forderte er in scharfem Ton.
    Sehr langsam zog ich die Waffe auf den Sitz und schirmte sie mit dem Arm vor dem Fenster ab. Kaum hatte ich sie auf den Ledersitz zwischen uns fallen gelassen, zog ich die Hand weg. Ohne Holster sah die Waffe Unheil verkündend aus. Genau wie die im Wald, die auf meine Brust gerichtet war.
    Chase musste sie an der Tankstelle in die Tasche gepackt haben, als er sich umgezogen hatte. Nun steckte er sie unter dem Flanellhemd in seinen Gürtel.
    »Wenn ich dir sage, du sollst laufen, dann läufst du«, sagte er. »Du rennst direkt in den Wald und siehst dich nicht um. Du darfst unter keinen Umständen zulassen,

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