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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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geworden war. Seine Augen streiften meine Hände, und ich zwang mich, sie ruhig zu halten.
    »Meine Frau«, presste Chase zwischen den Zähnen hervor.
    Ja, klar. Ein unverheiratetes Paar bekäme ein Strafmandat wegen ungehörigen Verhaltens, wenn es so kurz vor der Ausgangssperre ganz allein draußen erwischt werden würde. Mir kam der Gedanke, dass der Soldat an meinen Händen vielleicht nach einem Ring gesucht hatte. Wenn wir das hier überlebten, dann würde ich nach billigem Schmuck Ausschau halten müssen.
    »Gut so«, kommentierte er, und mein Magen drehte sich.
    Chase blickte auf mich herab. »In meiner Jacke? Wirklich?« Er verzog das Gesicht. »Verdammt. Die habe ich zu Hause gelassen. Es tut mir leid, Sir.«
    »Wie lautet die Nummer?«, stellte der Soldat ihn auf die Probe.
    »U-vierzehn. Das war es doch, oder, Liebling?«
    Ich nickte und bemühte mich, keinen allzu versteinerten Eindruck zu erwecken.
    »Es war ein blaues Formular, etwa so groß.« Mit den Händen deutete Chase die Größe einer Karteikarte an.
    »Ja, das ist das richtige.« Der Soldat warf den Scanner in die andere Hand und dachte nach. »Ich lasse Sie vom Haken, aber achten Sie darauf, dass Sie, wenn Sie das nächste Mal in eine evakuierte Zone fahren, Ihren Passierschein dabeihaben, verstanden? Sie haben vierundzwanzig Stunden.«
    »Ja, Sir«, sagte Chase. »Vielen Dank, Sir.«
    Ein paar Minuten später verschwand der Streifenwagen hinter einer Biegung.
    »Oh. Wow.« Die Worte klebten in meiner Kehle.
    »Der alte Mistkerl kann nicht mal seine Arbeit ordentlich machen«, sagte Chase. »Die Vorschriften sagen ganz klar, dass man einem Zivilisten ohne ein U-vierzehn den Zutritt zu einer Roten Zone nicht gestatten darf. Jeder weiß das.«
    »Gott sei Dank nicht!« Ich brüllte mehr oder weniger.
    Chase zog eine Braue hoch. »Auch wieder wahr.«
    Eine düstere Wolke senkte sich über uns. Ich musste ständig darüber nachdenken, was Chase wohl getan hätte, wenn ich nichts gesagt hätte. Sein Verhalten hatte mir inzwischen verraten, dass er den Mann nicht hatte erschießen wollen, aber ich wusste auch, dass er sich die Option offen gehalten hatte.
    Nichts passiert, sagte ich mir im Stillen.
    Aber morgen, wenn wir als vermisst eingestuft wären, würde die Geschichte ganz anders ablaufen.
    Es war Zeit, von der Straße zu verschwinden.
    Wir fuhren durch die verlassenen Straßen der Roten Zone, schlichen unter dem kohlschwarzen Himmel einen alten Jagdweg hinunter. Wir hatten keine weiteren Streifenwagen mehr gesehen, aber Chase sagte, sie würden durch die Roten Zonen patrouillieren, um dem Gesetz zur Geltung zu verhelfen, und ich war nach unserer Begegnung mit der MM nicht erpicht auf eine Wiederholung.
    Auf die Morgendämmerung zu warten war allerdings auch nicht leichter.
    Ich machte Erdnussbutterbrote, um meinen Händen etwas zu tun zu geben, und sagte mir, dass es mir nicht weiterhelfen würde, wenn ich ständig daran dachte, dass wir hier herumsaßen, während die Uhr tickte und die Gefahr immer größer wurde. Trotzdem konnten wir vor Ablauf der Ausgangssperre nichts tun.
    Chase nahm die Brote zögernd an, als ich ihm drei rüberschob.
    »Ich habe nicht draufgespuckt«, sagte ich. Über den Punkt, gekränkt zu reagieren, war ich längst hinaus. Seine Brauen, die vorübergehend zu einem Ausdruck der Überraschung hochgezogen waren, kehrten wieder zu ihrer düsteren Lage zurück. Er mochte es nicht gewohnt sein, dass jemand an ihn dachte, aber ich konnte nicht anders; daheim hatte es zu meinen Pflichten gehört, das Abendessen zu machen. Die Erinnerung, schneidend wie ein Dolch, flutete mich mit einer neuen Woge der Verzweiflung.
    »Ich muss dir was zeigen«, verkündete er wie zur Vergeltung für das Essen. Er stieg aus und ließ dabei eine Böe kalter Luft in die Kabine. Zögernd folgte ich ihm mit einer Taschenlampe.
    Mir stockte der Atem, als ich sah, wie der silberne Lauf der Waffe aus seinem Bund herauskam.
    Es war zu dunkel, und der Wald roch zu sehr nach Tod, Laub und Erde. Ein erbärmliches Gefühl der Bedrohung scheuchte die Gegenwart aus meinem Geist und übernahm die Kontrolle über meine Sinne. Ich konnte immer noch das schicksalhafte Klicken hören, konnte Randolphs Stimme hören, triefend vor Erregung, als er mich beschuldigte, davonlaufen zu wollen.
    »Hey«, sagte Chase leise und erschreckte mich dadurch, näher zu sein, als ich erwartet hatte. Ich wich zurück und würgte einen Mundvoll kalter Luft hinunter.
    »Den habe

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