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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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hinauszurennen.
    »Miss … es tut mir leid. Ich kenne Ihren Namen nicht«, fing ich an, riss meine Hand fort und prallte gegen den Kleiderständer.
    »Alice, du weißt, ich hasse es, wenn du das sagst. Nenn mich bitte Mutter.«
    »Mutter …«
    »Ganz recht, Schätzchen.«
    So wurde deutlich, dass diese Frau nicht die Absicht hatte, mich gehen zu lassen.
    »Nein, ich meine, ich bin nicht Alice. Sie verstehen nicht. Es tut mir leid, ich hätte nicht herkommen sollen.« Ich drehte mich zur Tür um. Doch die Frau bewegte sich erstaunlich flink, schob sich zwischen mich und die Tür und umfasste mit beiden Händen den Rahmen.
    »Lassen Sie mich raus«, sagte ich mit zitternder Stimme. Die Fliegen hingen wie eine Wolke zwischen ihr und mir, und der Gestank wurde immer schlimmer, meine Furcht immer größer. Ich konnte ein Würgen kaum noch unterdrücken.
    »Schätzchen, ist es wegen Luke? Es tut mir leid. Es tut mir so leid um ihn. Aber ich habe es dir ja gesagt. Sie haben den Strom und das Wasser abgestellt. Der Mais ist vertrocknet, und es gibt nicht genug zu essen. Der alte John braucht seine Lebensmittel für seine eigene Familie. Ich musste ihn töten, Alice. Ich weiß, du hast ihn geliebt, aber ich war am Verhungern«, rappelte sie in verzweifeltem Ton herunter. Ihr Gesicht war wieder sehr blass geworden, und all die leere Haut bebte heftig.
    »Das ist ein Mensch ?«, kreischte ich und sah mich wider besseren Wissens zu dem Kadaver um, der an der Decke hing. Wieder musste ich würgen.
    »Luke? Das ist dein Hündchen! Weißt du das nicht mehr? Oh, Alice, wir finden einen neuen Hund für dich, ich verspreche es.« Tränen traten ihr in die Augen. Sie war untröstlich, weil sie mir wehgetan hatte. Oder Alice.
    Das Geräusch, das der Hund verursachte, als er die versprenkelten Überreste vom Boden leckte, war endgültig zu viel für mich. Ich versuchte, mir den Mund zuzuhalten, aber es war zu spät. Ich übergab mich auf den Boden.
    Die Frau löste sich vorsichtig von der Tür und ergriff ein Handtuch. Mit der Hingabe einer Mutter tupfte sie mir den Mund ab. Das Handtuch roch so übel wie der Rest des Raums. Kraftlos schob ich sie von mir weg. Inzwischen drohten meine Knie, unter mir nachzugeben, und mir war schwindelig. Ich konzentrierte mich auf die offene Tür gleich vor mir und auf die kühle frische Luft der Freiheit.
    »Ich muss weg«, presste ich hervor.
    »Nein, Alice. Jetzt ist doch alles in Ordnung. Du bist zu mir zurückgekommen, und alles wird wieder gut«, gurrte sie und legte mir tröstend einen Arm um die Schultern. Ich zuckte vor ihr zurück und trat dem Hund auf den Schwanz. Der bellte wütend und knurrte mich an.
    »Max!«, kreischte die Frau, und der Hund widmete sich wieder der Säuberung des Bodens.
    »Mein Freund wartet auf mich«, versuchte ich es noch einmal. Meine Kehle brannte von der Gallenflüssigkeit, und meine Augen tränten. Der kleine Raum drehte sich um mich, schrumpfte zusammen.
    »Nein, Liebes. Du hast außer Mutter keine Freunde«, versuchte sie, mich zu beschwichtigen.
    Zitternd schob ich mich an ihr vorbei. Bestrebt, mich aufzuhalten, schlang sie die Arme um meine Taille. Wie eine Schlange, die ihre Beute würgte.
    »Also, Alice …«
    »Lassen Sie mich los!«, brüllte ich, und als wir anfingen, miteinander zu kämpfen, kehrte meine Kraft endlich zurück. Ein kleiner Teil von mir wusste, dass ich sie nicht verletzen wollte, aber ich würde es tun, wenn sie mich nicht auf der Stelle zu dieser Tür hinausließ.
    »Alice! Bitte!«, flehte die Frau atemlos zwischen zwei Schluchzern.
    Am Ende umfasste ich den Türrahmen und zog mich voran. Kaum hatte ich den ersten Hauch feuchter Luft geatmet, da verstärkte ich meine Bemühungen, auch wenn ich nun selbst keuchte. Die Frau packte nur noch fester zu. Etwas schepperte metallisch, als es von der Arbeitsplatte fiel. Die Windspiele prallten gegeneinander und ließen eine chaotische Kakophonie erklingen.
    Raus hier!, befahl mein Gehirn.
    Ich beugte die Knie und trat so hart ich nur konnte nach hinten aus wie ein Esel und erwischte ihr Schienbein. Mit einem Aufschrei ließ sie mich los und plumpste zu Boden.
    Ich drehte mich um, ergriffen von plötzlicher Sorge, ich könnte sie schlimm verletzt haben. Zu meinem Entsetzen krümmte sie sich auf dem Linoleum in Hundehaarbüscheln und Müll und fing an zu weinen. Der Labrador ließ von dem Blut ab, um ihr das Gesicht zu lecken.
    »Was ist hier los?«, fragte eine männliche Stimme, eine, die

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