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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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zu hören ich nie zuvor in meinem Leben so glücklich gewesen war.
    Ich wirbelte zu Chase herum und machte dabei wahrscheinlich selbst einen vollkommen übergeschnappten Eindruck. Seine Miene war grimmig, verriet darüber hinaus jedoch rein gar nichts. Aber er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, ergriff meinen Arm und riss mich zur Tür hinaus. Ich stolperte über den Stuhl, fing mich gerade noch ab und rannte los. Am Feldrand hielt ich inne. Chase war mir nicht gefolgt. Er war in der Tür stehen geblieben und hielt die Frau davon ab, mir hinterherzulaufen.
    Krampfhaft schnappte ich nach Luft und war dankbar für den Regen, der mir ins Gesicht schlug. Mein Magen streikte immer noch. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein, ihr Haus zu betreten? Wie konnte ich mir nur eingebildet haben, sie würde mir helfen? Mein Plan und mein ach so tolles Gespür taugten überhaupt nichts. Die Welt außerhalb meiner Heimatstadt war mir so fremd wie ein anderer Planet.
    Donner dröhnte am Himmel, und ein Blitz raste wie eine Gabel aus weißem Licht über den Himmel.
    »Könnt ihr FBR -Mistkerle sie nicht einfach in Ruhe lassen?«, kreischte die Frau Chase an. Ich konnte sie durch die offene Tür sehen, als Chase auf mich zulief. Sie lag immer noch am Boden, die schlaffen Arme um die Brust gewickelt.
    »Schnell!« Ich winkte ihm zu. Meine Knie pochten heftig, und der Gestank und das Summen der Fliegen waren in meinem Kopf noch allzu lebendig.
    »Alice«, heulte die Frau. »Es tut mir leid wegen Luke! Alice!«
    Für einen Moment war ich hin- und hergerissen zwischen Furcht, Mitgefühl, Abscheu und dem schlechten Gewissen, weil meine bloße Anwesenheit ihr fragiles mentales Gleichgewicht so erschüttert hatte. Dann schrie die Frau, ein markerschütternder Laut, der in einem erstickten Schluchzen endete, und ich rannte blind in das Maisfeld zurück.
    Chase ging raschen Schritts voran. Bald wurde mir klar, dass er seinen Weg mit Maispflanzen markiert hatte, die er in einem rechten Winkel abgeknickt hatte. Schlau, dachte ich flüchtig.
    Nach mehreren Minuten blieb er abrupt stehen, packte mich grob an den Schultern und schüttelte mich kräftig durch.
    »Tu das nie wieder!«, wies er mich zurecht. »Ich habe dir gesagt, du sollst in der Nähe bleiben.«
    Dann drehte er sich ebenso unerwartet um und stapfte weiter. Ich hörte ihn unverständliche Kommentare brummen, aber er schaute sich nicht um.
    Ich schon. Ich suchte den Weg hinter uns ab, panisch, überzeugt, dass die Frau bereit war, zu tun, was immer nötig war, um mich zurückzuholen. Schließlich musste ich rennen, um aufzuschließen.
    »Die verrückte Frau hat ihr Heim wahrscheinlich seit Monaten nicht verlassen«, hörte ich Chase sagen. »Warum hat sie dich eigentlich Alice genannt? Und wer ist Luke?«
    Es war, als hätte er den Abzug einer geladenen Waffe durchgezogen. Ich fiel auf alle viere und würgte. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen, während mein Körper von Krämpfen erschüttert wurde. Ich konnte das tote, verwesende Tier immer noch riechen. Ich konnte den Geruch auf meiner Zunge schmecken.
    Chase blieb stehen. Der Zorn, der sich gegen mich gerichtet hatte, wich ernster Sorge, und er kniete sich zu mir.
    »Sie dachte, ich wäre ihre Tochter Alice«, keuchte ich und spuckte aus. »Luke war ihr Hund. Sie hat ihn geschlachtet.«
    »Das erklärt den Gestank«, sagte er.
    »Komm, weiter! Sie folgt uns bestimmt!«, ächzte ich. Wir waren schon ein gutes Stück von dem Wohnwagen entfernt, aber ich konnte ihre Gegenwart spüren, konnte die Arme spüren, die sich um meinen Körper schlangen. Als ich mich aufzurichten versuchte, geriet ich sofort wieder ins Stolpern. Der Regen schien mich zu Boden drücken zu wollen.
    »Nein, sie folgt uns nicht. Sie ist weg«, sagte er mit leiser Stimme. Eine Hand legte sich sanft auf meinen Rücken – ein Test, das war mir klar, nachdem ich zuvor vor ihm zurückgescheut war. Ich schüttelte ihn nicht ab. Seine Berührung wirkte sonderbar beruhigend auf mich. Seine dunklen Augen erforschten meine, suchten nach Informationen über das, was in seiner Abwesenheit vorgefallen war.
    »Hilf mir auf.« Dieses Mal war es mir egal, ob er sah, dass ich weinte, falls er das bei dem Regen erkennen konnte. Ich wollte nur weg von hier.
    Wortlos schob er einen Arm unter meine Knie und hob mich hoch, barg mich an seiner Brust wie ein Kind. Ich sah, wie sich der Regen in meiner Bauchgrube sammelte, und gab mich für einen Moment der Erleichterung

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