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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Krieger. In diesen Bund aufgenommen zu werden galt als große Ehre, denn jedes einzelne Mitglied des Kults konnte die Aufnahme eines anderen Mannes verhindern. So mancher Mann befehligte Heere und wurde niemals auserwählt; andere wiederum stiegen in der Armee nie auf und wurden dennoch hochgeehrte Mitglieder.
    Nun, da ich zu den Auserwählten gehörte, wurden mir meine Kleider und Waffen gebracht. Ich zog mich an, dann verriet man mir die Geheimworte des Kultes, durch die ich in der Schlacht meine Kameraden zu erkennen vermochte. Sollte ich feststellen, daß ich gegen einen Mithrasbruder kämpfte, war ich verpflichtet, ihm einen schnellen und gnädigen Tod zu bereiten, und sollte ein solcher Mann mein Gefangener werden, mußte ich ihm Ehre erweisen. Als die Formalitäten beendet waren, begaben wir uns in eine weitere riesige Höhle, die von qualmenden Fackeln und einem riesigen Feuer erleuchtet war, über dem ein Stier gebraten wurde. Der hohe Rang der Männer, die an diesem Festmahl teilnahmen, bedeutete eine große Ehre für mich. Die meisten neu Aufgenommenen mußten sich mit ihren eigenen Kameraden begnügen, für Derfel Cadarn aber waren die Mächtigen beider Seiten in die Winterhöhle gekommen. Agricola von Gwent war da, zusammen mit zweien seiner Feinde aus Siluria, Ligessac und einem Speerkämpfer namens Nasiens, der Gundleus'
    Champion war. Ein Dutzend von Arthurs Kriegern waren anwesend, einige von meinen eigenen Männern und sogar Bischof Bedwin, Arthurs Ratgeber, der in seinem verrosteten Brustharnisch, dem Schwertgurt und dem Kriegermantel äußerst ungewohnt aussah. »Ich war auch einmal ein Krieger«, erklärte er seine Anwesenheit. »Ich wurde aufgenommen - ja, wann ? Vor dreißig Jahren? Auf jeden Fall natürlich lange bevor ich zum Christen wurde.«
    »Und das alles hier…« - weit ausholend zeigte ich auf die Höhle, wo der Kopf des Stiers auf einen aus Speeren gebauten Dreifuß gehievt worden war, damit das Blut auf den Höhlenboden tropfte - »verstößt das nicht gegen Eure Religion?«
    Bedwin zuckte die Achseln. »Natürlich tut es das«, antwortete er, »aber mir würde die Kameradschaft fehlen.« Dann beugte er sich zu mir vor und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Ihr werdet doch hoffentlich Bischof Sansum nicht sagen, daß ich hier war - oder?« Bei dem Gedanken, dem zornigen Sansum, der in dem
    kriegsgebeutelten Dumnonia umhersummte wie eine
    Arbeitsbiene, jemals etwas anzuvertrauen, mußte ich lachen. Er war ständig damit beschäftigt, seine Feinde zu verfluchen, und hatte keinen einzigen Freund. »Der junge Master Sansum«, fuhr Bedwin fort, den Mund voll Rindfleisch, den Bart vom blutigen Fleischsaft tropfend, »will mich unbedingt verdrängen, und ich glaube, das wird ihm gelingen.«
    »Wirklich?« Ich war entgeistert.
    »Weil er es so fanatisch will«, erklärte Bedwin, »und weil er so hart daran arbeitet. Großer Gott, wie dieser Mann arbeitet!
    Wißt Ihr, was ich erst jüngst entdeckt habe? Er kann nicht lesen! Kein einziges Wort! Um jedoch ein höherer Kirchenmann zu werden, muß man ganz einfach lesen können. Was also tut unser guter Sansum? Er läßt sich von einem Sklaven vorlesen und lernt alles auswendig!« Um sicherzugehen, daß ich Sansums außerordentliches Gedächtnis zu würdigen wußte, versetzte Bedwin mir einen Rippenstoß. »Lernt alles auswendig! Psalmen, Gebete, Liturgie, die Schriften der Kirchenväter - alles auswendig! Du meine Güte!« Er schüttelte den Kopf. »Ihr seid kein Christ, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Ihr solltet darüber nachdenken. Wir bieten zwar nicht allzu viele irdische Freuden, doch unser Leben nach dem Tod ist wahrhaft erstrebenswert. Leider habe ich Uther niemals dazu überreden können, bei Arthur ist aber noch nicht alle Hoffnung verloren.«
    Ich warf einen Blick in die Runde. »Arthur ist nicht da«, sagte ich und war enttäuscht, daß mein Lord nicht zu der Bruderschaft gehörte.
    »Er wurde aufgenommen«, sagte Bedwin.
    »Aber er glaubt nicht an die Götter«, wandte ich ein, Owains Behauptung wiederholend.
    Bedwin schüttelte den Kopf. »Arthur glaubt. Wie könnte ein Mensch nicht an Gott oder die Götter glauben? Meint Ihr vielleicht, Arthur glaubt, wir hätten uns selbst erschaffen?
    Nein, Derfel Cadarn, Arthur ist nicht dumm. Arthur glaubt, aber er hält seine Überzeugungen geheim. Auf diese Art denken die Christen, er sei einer der ihren - oder könnte es sein -, und die Heiden glauben genau dasselbe,

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