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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und beide dienen ihm um so bereitwilliger. Und vergeßt eins nicht, Derfel: Merlin liebt Arthur, und Merlin, das versichere ich Euch, liebt keine Ungläubigen.«
    »Merlin fehlt mir.«
    »Merlin fehlt uns allen«, gab Bedwin ruhig zurück, »aber wir dürfen Trost aus seiner Abwesenheit ziehen, denn wenn Britannien die Vernichtung drohte, wäre er jetzt nicht anderswo. Merlin wird kommen, sobald er gebraucht wird.«
    »Glaubt Ihr denn, daß er jetzt nicht gebraucht wird?«
    Mit dem Ärmel seines Gewandes wischte sich Bedwin über den Bart; dann trank er einen Schluck Wein. »Manche behaupten«, antwortete er mit gesenkter Stimme, »daß wir ohne Arthur besser dran wären. Daß es ohne Arthur Frieden gäbe. Aber wenn es Arthur nicht gäbe - wer würde dann Mordred beschützen? Ich vielleicht?« Bei dieser Vorstellung lächelte er. »Gereint? Der ist ein guter Mann, es gibt nur wenige, die besser wären, aber er kann sich nicht entscheiden, und über Dumnonia will er auch nicht herrschen. Daher heißt es Arthur oder niemand, Derfel. Oder vielmehr, es heißt Arthur oder Gorfyddyd. Und dieser Krieg ist noch nicht verloren. Unsere Feinde fürchten Arthur - solange er lebt, ist Dumnonia sicher. Nein, ich glaube nicht, daß Merlin jetzt schon gebraucht wird.«
    Gegen Ende des Festmahls kam Ligessac, der Verräter, zu mir. Er war ebenfalls Christ und sah keinen Widerspruch zwischen dem Glauben, zu dem er sich öffentlich bekannte, und Mithras' geheimen Ritualen. Er wollte mit mir sprechen. Obwohl er ein Mithrasbruder war, verhielt ich mich ihm gegenüber kalt, er aber ignorierte meine Feindseligkeit und zog mich am Ellbogen in einen finsteren Winkel der Höhle.
    »Arthur wird verlieren. Das ist Euch klar, nicht wahr?« begann er.
    »Nein.«
    Ligessac grub eine Fleischfaser zwischen den Resten seiner Zähne hervor. »Es werden weitere Truppen aus Elmet in den Krieg eingreifen«, sagte er. »Powys, Elmet und Siluria…« - er zählte die Namen an den Fingern ab - »vereint gegen Gwent und Dumnonia. Der nächste Pendragon wird Gorfyddyd sein. Zuerst verjagen wir die Sachsen aus dem Land östlich von Ratae, dann kommen wir nach Süden und vernichten Dumnonia. Zwei Jahre?«
    »Das Festmahl ist Euch zu Kopf gestiegen, Ligessac«, sagte ich.
    »Und mein Lord wird für die Dienste eines Mannes, wie Ihr es seid, gut bezahlen.« Ligessac überbrachte ganz eindeutig eine Botschaft. »Mein Lord König Gundleus ist sehr großzügig, Derfel. Äußerst großzügig.«
    »Sagt Eurem Lord König«, erwiderte ich, »daß Nimue von Ynys Wydryn seinen Schädel als Trinkschale benutzen wird und daß ich ihn ihr besorgen werde.« Damit ging ich davon. In jenem Frühjahr flammte der Krieg wieder auf, anfangs allerdings weniger verheerend. Arthur hatte Oengus Mac Airem, den irischen König von Demetia, dafür bezahlt, daß er die westlichen Gebiete von Powys und Siluria überfiel und damit die Feinde von unseren nördlichen Grenzen abzog. Arthur selbst führte eine Kriegshorde an, die den Westen Dumnonias befreien sollte, wo Cadwy seine Stammesgebiete zum unabhängigen Königreich erklärt hatte, doch während er sich dort aufhielt, unternahmen Aelles Sachsen einen mächtigen Angriff auf Gereints Land. Wie wir später erfuhren, hatte Gorfyddyd die Sachsen bezahlt wie wir die Iren, doch Powys' Geld war vermutlich besser angelegt, denn die Sachsen kamen in so großen Scharen, daß Arthur aus dem Westen herbeigeeilt kam. Den Oberbefehl über den Kampf gegen Cadwys tätowierte Stammeskrieger hatte er Cei, seinem Kindheitsfreund, anvertraut.
    Genau zu diesem Zeitpunkt, als Aelles Sachsen Durocobrivis einzunehmen drohten und Gwents Streitmacht gegen Powys und die nördlichen Sachsen zugleich kämpfen mußte, während Cadwys noch nicht niedergeschlagene Rebellion von König Mark von Kernow unterstützt wurde - genau zu diesem Zeitpunkt geschah es, daß Ban von Benoic seinen Hilferuf sandte.
    Wir alle wußten, daß König Ban Arthur nur unter der Bedingung gestattet hatte, nach Dumnonia zu kommen, daß
    er sofort nach Armorica zurückkehren würde, falls Benoic in Not geriete. Und nun, erklärte Bans Bote, befinde sich Benoic in großer Gefahr, und König Ban bestehe darauf, daß Arthur seinen Schwur erfülle und nach Benoic zurückkehre. Die Nachricht erreichte uns in Durocobrivis. Der Ort war früher einmal eine blühende römische Siedlung gewesen, mit luxuriösen Bädern, einem Gerichtsgebäude aus Marmor und einem wunderschönen Marktplatz; doch

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