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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nach einer Weile.
    »Ja, Lady.«
    Sie lächelte über meine Zuversicht. »Dann sagt mir, warum.«
    »Weil Gwent wie ein Fels im Norden steht«, antwortete ich,
    »weil die Sachsen untereinander genauso verfeindet sind wie wir und sich daher nie gegen uns verbünden werden. Weil Gundleus von Siluria Angst vor einer weiteren Niederlage hat. Weil Cadwy eine Schnecke ist, die wir zertreten werden, sobald wir Zeit dazu haben. Weil Gorfyddyd sich aufs Kämpfen versteht, aber nicht auf die Führung von Truppen. Vor allem aber, Lady, weil wir Prinz Arthur haben.«
    »Gut«, sagte sie abermals; dann stellte sie sich wieder so hin, daß die Sonne durch ihr feines weißes Leinengewand schimmerte. »Ihr müßt jetzt gehen, Derfel. Ihr habt genug gesehen.« Prompt errötete ich, und sie lachte. »Und sucht Euch einen Bach!« rief sie mir nach, als ich durch den Vorhang zur Tür strebte. »Ihr stinkt wie ein Sachse!«
    Ich suchte mir einen Bach und wusch mich. Dann führte ich meine Männer gen Süden, zum Meer.

    Ich habe nichts übrig für das Meer. Es ist kalt und heimtückisch, und seine grauen Hügel rollen endlos aus dem fernen Westen heran, wo die Sonne täglich stirbt. Irgendwo hinter diesem leeren Horizont, erfuhr ich von den Seeleuten, liegt das märchenhafte Land Lyonesse, doch da noch niemand es gesehen hat, oder vielmehr, da niemand aus Lyonesse zurückgekehrt ist, wurde es zur ersehnten Zuflucht aller armen Seefahrer: ein Land irdischer Freuden, in dem es keinen Krieg gibt, keine Hungersnot und vor allem keine Schiffe, mit denen man das graue, unruhige Meer mit seinen windgepeitschten Schaumkronen überqueren muß, die immer wieder die graugrünen Hänge hinabschießen, von denen unsere kleinen Holzboote so unbarmherzig umhergeworfen wurden. Die Küste Dumnonias wirkte so grün! Ich hatte nicht gewußt, wie sehr ich dieses Land liebte - bis ich es zum erstenmal verließ.
    Meine Männer waren in drei Schiffe verfrachtet worden, die alle von Sklaven gerudert wurden; aber sobald wir auf offener See waren, konnten die Riemen eingezogen werden, da ein kräftiger Wind aufkam und die zerlumpten Segel füllte. Viele Männer wurden seekrank. Sie waren jung, zum größten Teil jünger als ich, denn der Krieg ist im Grunde ein Knabenspiel, aber einige waren auch älter. Cavan, mein stellvertretender Hauptmann, war schon fast vierzig und hatte einen grauen Bart, und sein Gesicht war voller Narben. Er war ein harter, grimmiger Ire, der in Uthers Dienste getreten war und es nun keineswegs seltsam fand, von einem Mann, der halb so alt war wie er selbst, Befehle entgegenzunehmen. Er nannte mich Lord, weil er annahm, da ich vom Tor komme, müsse ich Merlins Erbe oder wenigstens ein hochgeborenes Kind sein, das der Magier mit einer sächsischen Sklavin gezeugt hatte. Arthur hatte mir Cavan, glaube ich, für den Fall mitgegeben, daß meine Autorität nicht größer war als die Anzahl meiner Lebensjahre, aber ich kann aufrichtig behaupten, daß ich niemals Schwierigkeiten hatte, mich meinen Männern gegenüber zu behaupten. Man sagt den Soldaten, was sie tun sollen, tut es selbst und bestraft sie, wenn sie versagen; andernfalls belohnt man sie großzügig und schenkt ihnen den Sieg. Meine Speerkämpfer waren allesamt Freiwillige und gingen entweder mit nach Benoic, weil sie mir dienen wollten oder - was sehr viel wahrscheinlicher war - weil sie glaubten, im Süden jenseits des Meeres weit größere Beute und Ehre ernten zu können als zu Hause. Wir reisten ohne Frauen, Pferde oder Bedienstete. Ich hatte Canna die Freiheit geschenkt und sie auf den Tor geschickt, weil ich hoffte, daß
    Nimue sich ihrer annehmen würde, doch ich bezweifelte, daß
    ich meine kleine Sächsin jemals wiedersehen würde. Mit Sicherheit würde sie sehr schnell einen Ehemann finden, während ich den Landstrich Armorica, das Reich Benoic und die sagenhafte Schönheit von Ynys Trebes sehen würde. Bleiddig, der Häuptling und Abgesandte König Bans, reiste mit uns. Er schimpfte über mein geringes Alter. Nachdem ihm Cavan jedoch grimmig erklärte, daß ich vermutlich mehr Männer getötet hätte als Bleiddig selbst, entschloß sich Bleiddig, seine Bedenken für sich zu behalten. Allerdings beschwerte er sich noch immer darüber, daß wir bei weitem zu wenige seien. Die Franken, erklärte er, seien versessen auf Land, gut bewaffnet und sehr zahlreich. Zweihundert Mann, behauptete er nun, könnten möglicherweise ausschlaggebend sein, sechzig aber auf keinen

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