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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Feindschaft dulden! Schließlich seid Ihr alle Helden - Ihr alle!« Er wartete, doch keiner von uns dreien regte sich. Die Flammen der Fackeln glänzten auf unseren Helmen und berührten die Klingen unserer im Boden steckenden Schwerter, die zum Kampf um die Wahrheit herausforderten. »Ich befehle Euch, die Schwerter herauszuziehen«, sagte er. »Dies ist mein Haus. Ihr, Culhwch, und Ihr, Derfel, seid durch einen Eid an mich gebunden. Wollt ihr jetzt Euren Eid brechen?«
    »Ich verteidige meine Ehre, Lord«, antwortete Culhwch.
    »Eure Ehre ist in meinen Diensten«, fuhr Arthur ihn an, und der Stahl in seiner Stimme ließ mich erschauern. Er war ein liebenswürdiger Mann, und man vergaß nur allzu leicht, daß er bestimmt nicht nur durch Freundlichkeit zum Kriegsherrn geworden war. Er redete immer von Frieden und Versöhnung, in der Schlacht aber löste sich seine Seele von derartigen Gedanken und überließ sich ganz dem Töten. Nun drohte er uns mit Kampf, indem er die Hand an Excaliburs Heft legte.
    »Nehmt Eure Schwerter!« befahl er uns abermals. »Oder soll ich sie an Eurer Statt herausziehen?«
    Da wir nicht gut gegen unseren eigenen Lord kämpfen konnten, gehorchten wir. Galahad folgte unserem Beispiel. Wir ärgerten uns über die Niederlage und fühlten uns betrogen, aber kaum hatte Arthur in seinem Haus den Frieden wiederhergestellt, begann er schon wieder zu lächeln. Mit ausgebreiteten Armen kam er die Treppe herab, und seine Freude darüber, uns wiederzusehen, war so unverkennbar, daß mein Groll sich sofort in nichts auflöste. Er umarmte seinen Cousin Culhwch, und als er anschließend mich an sich drückte, spürte ich die Tränen meines Lords an meiner Wange. »Derfel«, sagte er, »Derfel Cadarn. Seid Ihr es wirklich?«
    »Kein anderer, Lord.«
    »Ihr seht älter aus«, stellte er lächelnd fest.
    »Ihr nicht.«
    Er verzog das Gesicht. »Ich war nicht in Ynys Trebes. Ich wünschte, ich wäre dort gewesen.« Damit wandte er sich an Galahad. »Ich habe von Eurer Tapferkeit gehört, Lord Prinz, und begrüße Euch herzlich.«
    »Aber bitte, Lord, beleidigt mich nicht, indem Ihr meinem Bruder glaubt«, gab Galahad verbittert zurück.
    »Nein«, sagte Arthur. »Ich dulde keinen Streit. Wir sind alle Freunde. Darauf muß ich bestehen.« Er schob seinen Arm durch den meinen und führte uns alle drei die Stufen zur Terrasse empor, wo er von uns verlangte, Bors und Lancelot in die Arme zu schließen. »Es gibt schon genug
    Schwierigkeiten«, sagte er leise zu mir, als ich zurückblieb.
    »Auch ohne dies.«
    Also trat ich vor und breitete die Arme aus. Lancelot zögerte, dann kam er mir entgegen. Seine geölten Haare dufteten nach Veilchen. »Kind!« flüsterte er mir ins Ohr, nachdem er mich auf die Wange geküßt hatte.
    »Feigling!« flüsterte ich zurück. Dann lösten wir uns lächelnd voneinander.
    Bischof Bedwin hatte Tränen in den Augen, als er mich umarmte. »Mein lieber Derfel!«
    »Ich habe sogar noch bessere Neuigkeiten für Euch«, sagte ich leise. »Merlin ist hier.«
    »Merlin?« Bedwin starrte mich an, als wage er meine Worte nicht zu glauben. »Merlin ist hier? Merlin!« Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht durch die Menge. Merlin war wieder da! Der große Merlin war zurückgekehrt. Die Christen bekreuzigten sich, aber selbst sie erkannten die Bedeutung dieser Neuigkeit. Merlin war nach Dumnonia zurückgekehrt, und plötzlich schienen die Sorgen des Königreichs nur noch halb so schwer.
    »Und wo ist er?« wollte Arthur wissen.
    »Er ist hinausgegangen«, antwortete ich verlegen und zeigte auf das Tor.
    »Merlin!« rief Arthur. »Merlin!«
    Aber er bekam keine Antwort. Wachen suchten nach ihm, fanden ihn aber nicht. Später sagten Wächter am Westtor, ein alter Priester mit Buckel, Augenklappe, grauer Katze und krankhaftem Husten habe die Stadt verlassen, darüber hinaus aber hätten sie keinen anderen weißbärtigen Weisen gesehen.
    »Ihr habt eine furchtbare Schlacht hinter Euch, Derfel«, sagte Arthur zu mir, als wir in der Festhalle des Palastes saßen, wo uns ein Mahl aus Schweinefleisch, Brot und Met serviert wurde. »In harten Zeiten haben Männer seltsame Träume.«
    »Nein, Lord«, beharrte ich, »Merlin war hier. Fragt nur Prinz Galahad.«
    »Das werde ich«, versicherte er mir, »selbstverständlich werde ich das.« Damit wandte er sich ab, um zu der erhöhten Tafel hinüberzublicken, wo Guinevere einen Ellbogen aufstützte, um Lancelot zuzuhören. »Wir haben alle viel

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