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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verändert. Nun waren es Dumnonias Männer, die von Culhwch befehligten Krieger und Derfel, die den Feind nach Ynys Trebes hereingelassen hatten. »Sie haben gekämpft«, versicherte Lancelot Guinevere, »aber sie konnten die Mauern nicht halten.«
    Arthur, der gegen Cerdics Sachsen zu Felde gezogen war, unternahm einen Gewaltritt, um seine Gäste in Durnovaria willkommen zu heißen. Er traf ein, kurz bevor unsere armselige Gruppe unbemerkt die Straße emporzog, die vom Meer an den großen, grasbewachsenen Wällen von Mai Dun vorbeiführte. Einer der Wachtposten am Südtor der Stadt erkannte mich und ließ uns ein. »Ihr kommt gerade rechtzeitig«, sagte er.
    »Wozu?«
    »Arthur ist hier. Sie wollen die Geschichte von Ynys Trebes erzählen.«
    »Ach ja?« Ich warf einen Blick über die Stadt zum Palast auf dem westlichen Hügel. »Das muß ich hören«, erklärte ich und führte meine Begleiter in die Stadt. Eilig strebten wir der zentralen Kreuzung zu, weil ich neugierig auf die Kapelle war, die Sansum für Mordred erbaut hatte. Zu meinem Erstaunen jedoch gab es weder eine Kapelle noch einen Tempel auf dem Grundstück, nur eine öde Fläche, auf der dichtes Unkraut wucherte. »Nimue«, sagte ich belustigt.
    »Was?« fragte Merlin. Er trug seine Kapuze, damit ihn niemand erkannte.
    »Ein aufgeblasener kleiner Mann«, antwortete ich, »wollte hier eine Kirche bauen. Guinevere rief Nimue zu Hilfe, damit sie ihn aufhalte.«
    »Dann ist Guinevere nicht ganz ohne Verstand?« erkundigte sich Merlin.
    »Hab' ich gesagt, daß sie das wäre?«
    »Nein, mein lieber Derfel, das hast du nicht. Wollen wir weitergehen?« Wir stiegen den Hügel zum Palast hinauf. Es war Abend, und die Palastsklaven steckten überall im Innenhof Fackeln in Halterungen, in dem sich, ungeachtet des Schadens, den sie Guineveres Rosen und Wasserrinnen zufügte, eine dichte Menschenmenge versammelt hatte, um Lancelot und Arthur zu sehen. Niemand erkannte uns, als wir das Tor passierten. Merlin trug seine Kapuze, während Galahad und ich die Wangenstücke unserer Wolfsrutenhelme vor dem Gesicht geschlossen hatten. Zusammen mit Culhwch und einem Dutzend weiterer Männer drängten wir uns bis zu den Arkaden im Rücken der Menge durch.
    Und dort vernahmen wir, während die Nacht hereinbrach, die Erzählung vom Fall der Insel Ynys Trebes.
    Lancelot, Guinevere, Elaine, Arthur, Bors und Bedwin standen auf der Ostseite des Innenhofs, wo das Pflaster um einige Fuß
    höher lag als auf den anderen Seiten und eine natürliche Bühne bildete. Der Eindruck wurde von den hell brennenden Fackeln an der Wand unterhalb der Terrasse, von der eine Treppe zum Innenhof hinabführte, noch verstärkt. Ich sah mich suchend nach Nimue um, konnte sie aber nirgends entdecken, und auch der junge Bischof Sansum war nicht anwesend. Bischof Bedwin sprach ein Gebet, und die Christen unter den Zuschauern murmelten die Antworten, bekreuzigten sich und machten sich dann bereit, ein weiteres Mal der schrecklichen Geschichte vom Fall Ynys Trebes' zu lauschen. Erzählt wurde sie von Bors. Er stand oben an der Treppe und berichtete von Benoics Kampf, und die gespannten Zuhörer keuchten auf, wenn sie von den Schrecken hörten, und jubelten, wenn er eine von Lancelots Heldentaten näher ausführte. Einmal deutete Bors, von seinen Gefühlen übermannt, schweigend auf Lancelot, der den Jubel zu dämpfen versuchte, indem er beschwichtigend eine dick verbundene Hand hob und, als die Geste wirkungslos blieb, den Kopf schüttelte, als wäre der Jubel der Menge einfach zuviel für ihn. Elaine, ganz in Schwarz, stand weinend neben ihrem Sohn. Bors hielt sich nicht weiter bei Arthurs Versäumnis auf, die dem Untergang geweihte Garnison zu verstärken, sondern erklärte statt dessen, König Ban hätte, obwohl Lancelot wußte, daß Arthur in Britannien kämpfte, an unrealistischen Hoffnungen festgehalten. Arthur, der dennoch verletzt war, schüttelte den Kopf und schien den Tränen nahe zu sein, vor allem, als Bors die rührende Szene von König Bans Abschied von Frau und Sohn schilderte. Ich selbst hatte ebenfalls Tränen in den Augen - nicht wegen der Lügen, die ich mir anhören mußte, sondern aus purer Freude darüber, Arthur endlich wiederzusehen. Er hatte sich nicht verändert. Das knochige Gesicht war immer noch kraftvoll, und seine Augen verrieten immer noch Menschenliebe.
    Als Bedwin fragte, was aus den Männern von Dumnonia geworden sei, ließ sich Ban mit unverkennbarem Zögern die Geschichte

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