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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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unseres tragischen Todes aus der Nase ziehen. Die Zuhörer stöhnten, als sie erfuhren, daß wir es gewesen waren, die Männer aus Dumnonia, die die Stadtmauer aufgegeben hatten. Bors erhob eine behandschuhte Hand.
    »Sie haben tapfer gekämpft«, behauptete er, aber die Menschen ließen sich nicht trösten.
    Merlin schien diesen Unsinn zu ignorieren und flüsterte statt dessen mit einem Mann ganz hinten in der Menge. Nun jedoch kam er herübergeschlurft und berührte meinen Ellbogen. »Ich muß mal pissen, mein lieber Junge«, sagte er mit Pater Celwins Stimme. »Alter Mann, schwache Blase. Kümmer du dich um diese Idioten. Ich bin bald zurück.«
    »Eure Männer haben tapfer gekämpft«, rief Bors der Menge zu, »und wenn sie auch besiegt wurden, so sind sie doch wie Männer gestorben!«
    »Und sind nun, wie Geister, aus der Anderwelt
    zurückgekehrt«, rief ich laut und schmetterte dabei meinen Schild gegen eine Säule, woraufhin eine kleine weiße Staubwolke aus pulverisiertem Kalk aufstob. Ich trat ins Licht einer Fackel. »Ihr seid ein Lügner, Bors!« schrie ich erbost. Culhwch trat neben mich. »Ich sage ebenfalls, daß Ihr lügt!«
    grollte er.
    »Und ich!« Damit trat Galahad zu uns.
    Ich zog Hywelbane. Das Scharren des Stahls am hölzernen Hals der Scheide ließ die Menge zurückweichen, so daß ein Pfad durch die zertrampelten Rosen frei wurde, der bis zur Terrasse führte. Schlachtenmüde, staubbedeckt, in Helm und Wehr, schritten wir drei voran. Wir gingen im Gleichschritt, langsam und schwer, und weder Bors noch Lancelot wagte ein Wort zu sagen, als sie die Wolfsruten sahen, die unsere Helme zierten. In der Mitte des Gartens blieb ich stehen und rammte Hywelbane in die Erde eines Rosenbeets. »Mein Schwert sagt, Ihr lügt«, rief ich laut. »Derfel, Sohn einer Sklavin, erklärt, daß Lancelot ap Ban, König von Benoic, lügt!«
    »Culhwch ap Galeid erklärt dasselbe!« Damit stieß Culhwch sein schartiges Schwert neben das meine.
    »Und Galahad ap Ban, Prinz von Benoic, ebenfalls.« Galahad setzte sein Schwert daneben.
    »Kein Franke hat unseren Teil der Mauer erklommen«, sagte ich und nahm den Helm ab, damit Lancelot mein Gesicht sehen konnte. »Kein Franke hat gewagt, unsere Mauer zu erklimmen, weil so viele Tote an ihrem Fuß lagen.«
    »Und ich, Bruder…« - Galahad nahm ebenfalls den Helm ab -
    »war bis zur letzten Sekunde bei unserem Vater - nicht du!«
    »Und Ihr, Lancelot«, rief ich, »trugt keinen Verband, als Ihr aus Ynys Trebes floht. Was ist geschehen? Habt Ihr Euch einen Splitter vom Schanzdeck Eures Fluchtschiffs in den Daumen gerissen?«
    Es gab einen Aufruhr. Einige von Bors' Wachen, die an einer Seite des Innenhofs standen, zogen ihre Schwerter und riefen Beschimpfungen, aber Cavan drängte mit dem Rest unserer Männer mit erhobenen Speeren drohend durch das offene Tor herein. »Keiner von euch Bastarden hat die Stadt verteidigt«, rief Cavan. »Also kämpft wenigstens jetzt!«
    Lanval, der Kapitän von Guineveres Palastgarde, rief seinen Bogenschützen zu, die Terrasse zu besetzen. Elaine war schneeweiß geworden, Lancelot und Bors standen neben ihr und schienen beide zu zittern. Bischof Bedwin rief etwas, aber es war Arthur, der die Ordnung wiederherstellte. Er zog Excalibur und schlug damit auf seinen Schild. Lancelot und Bors hatten sich in den Hintergrund der Terrasse zurückgezogen, aber Arthur winkte sie wieder nach vorn. Dann musterte er uns drei. Die Menge verstummte, und die Bogenschützen nahmen die Pfeile von den Sehnen. »In der Schlacht«, sagte Arthur leise, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen, »entsteht oft Verwirrung. Die Menschen können kaum alles sehen, was in einer Schlacht geschieht. Unsere Freunde von Ynys Trebes …« - dabei legte er Lancelot seinen Schwertarm um die Schultern - »irrten sich, aber es war ein entschuldbarer Irrtum. Ganz zweifellos hat ihnen ein armer, verwirrter Mensch von Eurem Tod berichtet, und sie haben ihm geglaubt; nun aber sehen sie sich zum Glück widerlegt. Doch keinesfalls beschämt! In Ynys Trebes gab es für alle genügend Ruhm zu erringen. Habe ich recht?«
    Arthur richtete diese Frage an Lancelot, aber es war Bors, der antwortete. »Ich habe mich geirrt«, sagte er, »und ich bin froh darüber.«
    »Ich ebenfalls«, setzte Lancelot mit tapferer, klarer Stimme hinzu.
    »Na also!« sagte Arthur und sah uns drei lächelnd an. »Und nun, meine Freunde, nehmt Eure Waffen wieder an Euch. Wir werden hier keinerlei

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