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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gelitten«, ergänzte er.
    »Aber ich habe Euch enttäuscht, Lord«, gestand ich, »und das tut mir leid.«
    »Nein, nein, Derfel - nein! Ich habe Ban enttäuscht. Aber was sollte ich tun? Es gibt so furchtbar viele Feinde.« Er verstummte und lächelte, als er hörte, wie Guineveres Lachen durch die Halle tönte. »Ich bin glücklich, daß wenigstens sie glücklich ist«, sagte er. Damit wandte er sich Culhwch zu, der darauf konzentriert war, ein ganzes Spanferkel zu vertilgen. An jenem Abend war Lunete bei Hof. Sie hatte sich die Haare geflochten und zu zwei blumengeschmückten Schnecken aufgesteckt. Sie trug Torques, Broschen und Armreifen, und ihr Gewand aus rotgefärbtem Leinen wurde von einem Ledergürtel mit Silberschnalle gehalten. Sie lächelte mir zu, klopfte mir ein wenig Schmutz vom Ärmel und rümpfte die Nase über meine stinkenden Kleider. »Narben stehen dir gut, Derfel«, sagte sie und berührte dabei ganz leicht meine Wange, »aber du setzt dich zu vielen Gefahren aus.«
    »Ich bin Krieger.«
    »Nicht solche Gefahren. Ich meine, daß du dir Geschichten über Merlin ausdenkst. Du hast mich in Verlegenheit gebracht!
    Und lauthals zu verkünden, daß du der Sohn einer Sklavin bist! Hast du denn keinen Augenblick daran gedacht, wie sehr mich das verletzen könnte? Ich weiß, wir sind nicht mehr zusammen, aber die Leute wissen, daß wir zusammen waren, und was glaubst du wohl, was ich empfinde, wenn du sagst, daß du als Sklave geboren bist? Du solltest mehr an andere denken, Derfel, wirklich, das solltest du!« Wie ich sah, trug sie unseren Liebesring nicht mehr, aber das hatte ich nicht anders erwartet, denn sie hatte längst andere Männer gefunden, die es sich leisten konnten, großzügiger zu sein als ich. »Ich nehme an, daß Ynys Trebes dich ein bißchen um den Verstand gebracht hat«, fuhr sie fort. »Warum solltest du Lancelot sonst zum Kampf herausfordern? Ich weiß, daß du gut mit dem Schwert umgehen kannst, Derfel, aber er ist Lancelot und nicht irgendein einfacher Krieger.« Sie wandte sich um und blickte hinüber, wo der König neben Guinevere saß. »Ist er nicht wundervoll?« fragte sie mich.
    »Unvergleichlich«, gab ich gereizt zurück.
    »Und nicht vermählt, wie ich hörte?« fragte Lunete voll Koketterie.
    Ich beugte mich zu ihrem Ohr hinunter. »Er liebt Knaben«, flüsterte ich.
    Sie schlug mich auf den Arm. »Dummkopf! Jeder sieht, daß
    das nicht stimmt. Siehst du nicht, wie er Guinevere anhimmelt?« Nun brachte Lunete ihren Mund dicht an mein Ohr. »Sag's niemandem weiter«, flüsterte sie heiser, »sie ist schwanger.«
    »Gut«, sagte ich.
    »Gar nicht gut. Sie ist nicht glücklich. Sie will nicht kugelrund werden, weißt du. Und ich kann's ihr nicht verdenken, ich habe die Schwangerschaft gehaßt. Ach, da ist jemand, mit dem ich sprechen möchte. Ich freue mich immer über neue Gesichter bei Hof. Ach ja, und noch eins, Derfel.« Sie lächelte zuckersüß. »Nimm ein Bad, mein Lieber.« Sie durchquerte den Saal, um einen von Königin Elaines Poeten
    anzusprechen.
    »Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen?« Bischof Bedwin war neben mir aufgetaucht.
    »Ich bin so alt, daß es mich wundert, daß sich Lunete überhaupt an mich erinnert«, antwortete ich verdrossen. Bedwin lächelte und begleitete mich in den Innenhof, der sich inzwischen gänzlich geleert hatte. »Merlin war bei Euch«, sagte er - nicht als Frage, sondern als Feststellung.
    »Ja, Lord.« Ich erzählte ihm, daß Merlin vorgegeben hatte, den Palast für nur wenige Momente verlassen zu wollen. Bedwin schüttelte den Kopf. »Er liebt diese Spielchen«, sagte er verzweifelt. »Erzählt mir mehr.«
    Ich berichtete ihm alles, was ich wußte. Vom Rauch der knisternden Fackeln umgeben, gingen wir auf der Terrasse auf und ab, während ich von Pater Celwin und Bans Bibliothek erzählte und ihm die wahre Geschichte der Belagerung sowie die Wahrheit über Lancelot berichtete. Ich schloß mit der Beschreibung von Caleddins Handschrift, die Merlin aus der untergehenden Stadt gerettet hatte. »Wie es heißt«, erklärte ich Bedwin, »enthält sie das geheime Wissen Britanniens.«
    »Ich bete zu Gott, daß das zutrifft, möge Gott mir vergeben«, sagte Bedwin. »Irgend jemand muß uns helfen.«
    »Steht es so schlecht?«
    Bedwin zuckte die Achseln. Er wirkte alt und müde. Sein Haar war schütter geworden, sein Bart dünn und sein Gesicht hagerer, als ich es in Erinnerung hatte. »Ich nehme an, es könnte schlimmer sein«, räumte

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