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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sind und der Gnade bedürfen.« Seufzend schüttelte er den Kopf. »Ich habe gehört, du warst in Ynys Trebes?« fragte er mich. Ich erzählte ihm vom Untergang der Stadt. Es schien mir eine passende Geschichte zu sein - während wir dort saßen, fiel der Regen auf die Felder, und über ganz Dumnonia dräuten schwarze Wolken. Als ich die Geschichte beendet hatte, starrte Gudovan, ohne etwas zu sehen, zur Tür hinaus und schwieg. Ich dachte, er wäre vielleicht eingeschlafen, doch als ich mich vom Schemel erhob, winkte er mir, sitzen zu bleiben.
    »Stehen die Dinge wirklich so schlecht, wie Bischof Sansum behauptet?« wollte er wissen.
    »Sie stehen schlecht, mein Freund«, mußte ich zugeben.
    »Erzähl.«
    Ich berichtete ihm, daß Horden aus Irland und Kernow den Westen heimsuchten, wo Cadwy immer noch so tat, als regierte er ein unabhängiges Königreich. Tristan tat sein Bestes, um die Soldaten seines Vaters zurückzuhalten, aber König Mark konnte der Versuchung nicht widerstehen, sein verarmtes Königreich zu sanieren, indem er das geschwächte Dumnonia bestahl. Ich berichtete ihm, daß Aelles Sachsen den Waffenstillstand gebrochen hätten, setzte aber hinzu, daß
    Gorfyddyds Heer noch immer die größte Bedrohung darstelle.
    »Er hat die Männer von Elmet, Powys und Siluria um sich versammelt«, erklärte ich Gudovan, »und sobald die Ernte eingebracht ist, wird er sie alle zusammen nach Süden führen.«
    »Und Aelle kämpft nicht gegen Gorfyddyd?« erkundigte sich der alte Schreiber.
    »Gorfyddyd hat Aelle einen Frieden abgekauft.«
    »Und wird Gorfyddyd siegen?« wollte Gudovan wissen. Ich schwieg eine ganze Weile. »Nein«, antwortete ich schließlich - nicht weil das der Wahrheit entsprach, sondern weil ich verhindern wollte, daß mein alter Freund sich Sorgen machte, das letzte, was er in seinem Leben sähe, könnte der Lichtblitz eines Schwertes sein, das ein Krieger vor seinen erblindenden Augen schwang. »Arthur wird gegen sie kämpfen«, sagte ich, »und Arthur wurde noch niemals besiegt.«
    »Wirst du auch gegen sie kämpfen?«
    »Das ist jetzt meine Aufgabe, Gudovan.«
    »Du wärst ein guter Schreiber geworden«, sagte er traurig,
    »und das ist ein ehrenwerter, nützlicher Beruf, auch wenn aus uns kein Mensch einen Lord macht.« Ich dachte, er hätte von meiner Ehrung nichts gewußt, und schämte mich plötzlich, daß ich so stolz darauf war. Gudovan tastete nach seinem Met und trank noch einen Schluck. »Wenn du Merlin siehst«, fuhr er fort, »sag ihm, er soll zurückkommen. Der Tor ist tot ohne ihn.«
    »Ich werd's ihm ausrichten.«
    »Auf Wiedersehen, Lord Derfel«, sagte Gudovan, und ich ahnte, er wußte, daß wir uns auf dieser Welt nicht wiedersehen würden. Ich wollte den Alten umarmen, aber er scheuchte mich davon, weil er befürchtete, seine Gefühle zu verraten.
    Arthur wartete am Meerestor, wo er westwärts auf die Marschen hinausblickte, die von schweren, bleichen Regenwogen gepeitscht wurden. »Schlechtes Wetter für die Ernte«, stellte er trübsinnig fest. Über dem Severn-Meer zuckten Blitze.
    »Ein solches Unwetter hat es auch nach Uthers Tod gegeben«, sagte ich.
    Arthur zog seinen Umhang fester um sich. »Wenn Uthers Sohn am Leben geblieben wäre…«, sinnierte er. Er verstummte, statt den Gedanken weiterzuführen. Seine Stimmung war so düster und trostlos wie das Wetter.
    »Uthers Sohn hätte nichts gegen Gorfyddyd ausrichten können, Lord«, sagte ich, »ebensowenig wie gegen Aelle.«
    »Und Cadwy«, ergänzte er bitter, »oder Cerdic. So viele Feinde, Derfel.«
    »Dann freut Euch, daß Ihr Freunde habt, Lord.«
    Er quittierte diese wahren Worte mit einem Lächeln; dann wandte er sich nach Norden. »Um einen Freund mache ich mir Sorgen«, gestand er leise. »Ich fürchte, daß Tewdric nicht kämpfen wird. Er ist der vielen Kriege müde, und ich kann ihm das nicht übelnehmen. Gwent hat weit Schlimmeres erlitten als Dumnonia.« Er sah mich an, und ich entdeckte Tränen in seinen Augen, aber vielleicht war es auch nur der Regen. »Ich wollte so große Dinge tun, Derfel«, sagte er, »so große Dinge. Und am Ende war ich es, der sie verraten hat, nicht wahr?«
    »Nein, Lord«, widersprach ich energisch.
    »Freunde sollten einander die Wahrheit sagen«, ermahnte er mich freundlich.
    »Ihr habt Guinevere gebraucht«, sagte ich verlegen, »und Ihr wart füreinander bestimmt. Warum sonst hätten die Götter sie am Abend Eurer Verlobung in die Festhalle schicken sollen?
    Es steht

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