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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Versammlung war zweifellos ein Kriegsrat oder wenigstens eine Gelegenheit für die anwesenden Männer, sich mit dem großen Sieg zu brüsten, der ihnen bald schon zufallen würde. Die Krieger trugen Kettenhemden und Lederrüstungen.
    Wir hielten uns im Hintergrund der Halle. Flüchtig sah ich, daß
    Galahad die Lippen in einem stummen Gebet an seinen Gott bewegte. Ein Wolfshund mit zerbissenem Ohr und vernarbten Keulen beschnupperte unsere Stiefel und trottete dann zu seinem Herrn zurück, der mit den anderen Kriegern auf den Binsenbündeln stand, mit denen der Erdboden bedeckt war. In einer entfernten Ecke der Halle intonierte ein Barde leise einen Kriegsgegang, sein Stakkatovortrag wurde von den Männern allerdings ignoriert. Sie hörten lieber Gundleus zu, der die Truppen beschrieb, die er aus Demetia erwartete. Ein Häuptling, der offensichtlich schon unter den Iren zu leiden gehabt hatte, erhob Protest und behauptete, Powys brauche keine Schwarzschilde, um Arthur und Tewdric zu besiegen, aber Gorfyddyd schnitt seinen Protest mit einer einzigen, kurzen Geste ab. Ich hatte eigentlich erwartet, daß man uns schmoren lassen würde, während der Rat zunächst über andere Probleme beriet, aber wir brauchten nicht mehr als eine Minute zu warten, bis wir zu dem freien Raum in der Mitte der Halle unmittelbar vor Gorfyddyd geführt wurden. Ich musterte sowohl Gundleus als auch Tanaburs, aber keiner von beiden schien mich zu erkennen.
    Wir fielen auf die Knie und warteten.
    »Erhebt Euch«, forderte Gorfyddyd uns auf. Wir gehorchten, und dann sah ich ihm nach langer Zeit wieder in das vergrämte Gesicht. Er hatte sich in den dazwischenliegenden Jahren kaum verändert. Sein Gesicht war noch immer so verquollen und argwöhnisch wie damals, als Arthur um Ceinwyns Hand angehalten hatte, nur seine Haare und sein Bart waren durch die Krankheit in den letzten paar Jahren weiß geworden. Mißtrauisch blickte er uns an.
    »Galahad«, sagte er mit heiserer Stimme, »Prinz von Benoic. Wir haben von Eurem Bruder Lancelot gehört, nicht aber von Euch. Seid Ihr, wie Euer Bruder, einer von Arthurs Kumpanen?«
    »Ich bin an niemanden durch einen Eid gebunden, Lord König«, sagte Galahad, »es sei denn, an meinen Vater, dessen Knochen von seinen Feinden zertreten wurden. Ich bin landlos.«
    Gorfyddyd rutschte auf seinem Thron hin und her. Sein leerer linker Ärmel hing über die Armlehne, eine ständige Erinnerung an seinen verhaßten Feind Arthur. »Dann seid Ihr also um Land gekommen, Galahad von Benoic?« fragte er. »Viele andere sind aus demselben Grund gekommen«, ergänzte er warnend und deutete auf die überfüllte Halle. »Aber ich möchte meinen, daß es in Dumnonia Land genug für alle gibt.«
    »Ich bin zu Euch gekommen, Lord König, um Euch als freier Botschafter Grüße von König Tewdric von Gwent zu überbringen.«
    Dies löste Unruhe in der Halle aus. Die Männer, die weiter hinten standen und Galahads Worte nicht verstanden hatten, ließen sie sich wiederholen, und das Geraune dauerte einige Sekunden an. Cuneglas, Gorfyddyds Sohn, merkte plötzlich auf. Sein rundes Gesicht mit dem langen, dunklen Schnauzbart wirkte besorgt. Kein Wunder, dachte ich, denn wie Arthur ersehnte Cuneglas den Frieden, aber als Arthur Ceinwyn zurückwies, hatte er auch Cuneglas' Hoffnungen zerstört. Nun konnte der Kronprinz von Powys nichts anderes tun, als seinem Vater in einen Krieg folgen, der alle südlichen Königreiche zu verwüsten drohte.
    »Unsere Feinde scheinen den Appetit auf die Schlacht zu verlieren«, sagte Gorfyddyd. »Warum sollte mir Tewdric sonst Grüße entbieten?«
    »König Tewdric, Großkönig, fürchtet niemanden, noch mehr aber liebt er den Frieden«, erklärte Galahad, vorsichtshalber den Titel benutzend, den Gorfyddyd sich in Erwartung seines Sieges schon jetzt zugelegt hatte.
    Gorfyddyds Körper krümmte sich, und einen Augenblick lang dachte ich, er müsse sich erbrechen. Dann jedoch merkte ich, daß er lachte. »Wir Könige«, sagte Gorfyddyd schließlich,
    »lieben den Frieden nur, wenn der Krieg für uns unbequem wird. Diese Versammlung, Galahad von Benoic …« - er deutete auf das Gedränge der Häuptlinge und Fürsten -
    »dürfte Tewdrics neu erwachte Liebe zum Frieden erklären.«
    Er hielt inne und holte Luft. »Bis jetzt, Galahad von Benoic, habe ich mich geweigert, Tewdrics Botschaften zu empfangen. Warum sollte ich sie auch empfangen? Hört ein Adler zu, wenn ein Lamm um Gnade blökt? In wenigen Tagen

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