Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
wünscht. Er will Sicherheit. Er wird Gorfyddyds Angebot annehmen.« Eine Zeitlang versank er in Schweigen. »Vielleicht ist es unser Schicksal, umherziehende Krieger zu sein«, fuhr er dann schwermütig fort, »ohne Land, und durch immer neue Feinde immer weiter zum Westmeer zurückgedrängt.«
    Ich erschauerte und zog meinen Mantel fester um mich. Der Abendhimmel bezog sich, und der Westwind trug eine kühle Vorankündigung von Regen herbei. »Willst du sagen, daß
    Tewdric uns im Stich lassen wird?«
    »Das hat er schon getan«, entgegnete Galahad offen. »Sein einziges Problem besteht jetzt nur noch darin, Arthur möglichst elegant loszuwerden. Tewdric hat zuviel zu verlieren und will keine weiteren Risiken eingehen, Arthur dagegen hat nichts zu verlieren als seine Hoffnungen.«
    »He, ihr zwei!« rief eine laute Stimme hinter uns, und als wir uns umwandten, sahen wie Culhwch, der uns auf dem Wall entgegeneilte. »Arthur braucht euch.«
    »Weswegen?« fragte Galahad.
    »Was meint Ihr wohl, Lord Prinz? Daß es ihm an
    Wurfbrettspielern mangelt?« Culhwch grinste. »Mag ja sein, daß diese Bastarde …« - er zeigte zur Festung hinüber, in der sich Tewdrics sauber uniformierte Männer drängten - »keinen Mumm zum Kämpfen haben, aber wir sind da anders. Ich nehme an, daß wir den Angriff allein unternehmen werden.«
    Als er unsere Überraschung sah, lachte er laut auf. »Ihr habt gehört, was Lord Agricola neulich abends gesagt hat. Mit zweihundert Mann kann man Lugg Vale gegen ein ganzes Heer halten. Also! Wir haben zweihundert Speerkämpfer, und Gorfyddyd verfügt über ein Heer - wozu brauchen wir da noch Leute aus Gwent? Es wird Zeit, die Raben zu füttern!«
    Die ersten Regentropfen fielen zischend in die Schmiedefeuer, und es sah aus, als würden wir bald zu Felde ziehen.

    Zuweilen denke ich, daß dies Arthurs mutigste Entscheidung war. Er hat, weiß Gott, in ähnlich verzweifelten Situationen andere Entscheidungen getroffen, doch niemals war Arthur schwächer als an jenem regnerischen Abend in Magnis, an dem Tewdric beharrlich die Befehle ausarbeitete, die seine Vorposten in Erwartung eines Waffenstillstands zwischen Gwent und den Feinden zu den römischen Wällen
    zurückbeordern würden.
    Fünf von uns rief Arthur in einem Soldatenhaus dicht neben jenen Wällen zusammen. Der Regen trommelte aufs Dach, während darunter ein Holzfeuer rauchte, das uns mit unheimlichem Glühen beleuchtete. Sagramor, Arthurs verläßlichster Befehlshaber, saß neben Morfans auf der schmalen Bank der Hütte, Culhwch, Galahad und ich hockten auf dem Boden, und Arthur sprach.
    Prinz Meurig, räumte Arthur ein, habe eine unangenehme Wahrheit ausgesprochen, denn er sei tatsächlich schuld an diesem Krieg. Hätte er Ceinwyn nicht verschmäht, gäbe es keine Feindschaft zwischen Powys und Dumnonia. Gwent sei in die Auseinandersetzung verwickelt, weil es Powys' ältester Feind und Dumnonias traditioneller Freund sei, aber es liege nicht in Gwents Interesse, den Krieg fortzusetzen. »Wäre ich nicht nach Britannien gekommen«, erklärte Arthur, »müßte König Tewdric jetzt nicht der Möglichkeit ins Auge sehen, daß
    sein Land erobert wird. Dieser Krieg ist mein Krieg - ich habe ihn begonnen, also muß ich ihn auch beenden.« Er hielt inne. Er war ein sehr emotionaler Mensch, und im Moment übermannten ihn seine Gefühle. »Ich werde morgen ins Lugg Vale ziehen«, sagte er schließlich, und eine schreckliche Sekunde lang glaubte ich, er wolle sich Gorfyddyds gräßlicher Rache ausliefern, dann aber zeigte uns Arthur sein offenes, herzliches Lächeln. »Und es würde mich freuen, wenn ihr alle mit mir kämt, aber ich habe nicht das Recht, so etwas von euch zu verlangen.«
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Vermutlich dachten wir alle daran, daß uns der Kampf in jenem Tal schon ziemlich riskant erschienen war, als die vereinten Heere von Gwent und Dumnonia dort eingesetzt werden sollten - wie sollten wir ihn da mit Dumnonias Männern allein gewinnen? »Ihr habt das Recht, zu verlangen, daß wir mitkommen«, brach Culhwch das Schweigen, »denn wir haben den Eid geschworen, Euch zu dienen.«
    »Ich entbinde euch von diesem Eid«, verkündete Arthur, »und bitte nur darum, daß ihr, solltet ihr am Leben bleiben, mein Versprechen erfüllt und dafür sorgt, daß Mordred zu unserem König heranwächst.«
    Wieder herrschte Stille. Ich glaube, keiner von uns wankte in seiner Loyalität, aber wir wußten nicht, wie wir es ausdrücken

Weitere Kostenlose Bücher