Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
auch müde, und bei dieser Kälte klumpt die Tinte. Ich werde den Rest der Geschichte bestimmt noch aufschreiben, das verspreche ich Euch.«
    »Falls Sansum das zuläßt«, wandte Igraine ein.
    »Das wird er«, antwortete ich. Der Heilige ist in letzter Zeit weit glücklicher als sonst, was unserem letzten Novizen zu verdanken ist, der kein Novize mehr ist, sondern ein geweihter Priester und Mönch sowie, behauptet Sansum, bereits ein Heiliger wie er selbst. Sankt Tudwal müssen wir ihn jetzt nennen. Die beiden Heiligen teilen sich eine Zelle und preisen gemeinsam unseren Herrn. Das einzige, was mir an dieser gesegneten Partnerschaft nicht gefällt, ist die Tatsache, daß
    der heilige Tudwal, inzwischen zwölf Jahre alt, wieder einmal den Versuch unternimmt, lesen zu lernen. Sächsisch spricht er natürlich nicht, aber auch so macht mir die Frage angst, wieviel er von meinen Schriften entziffern können wird. Doch diese Angst muß warten, bis der heilige Tudwal sein Abc beherrscht - falls er es überhaupt jemals lernen wird -, und so werde ich vorerst, falls es Gottes Wille ist und um die ungeduldige Neugier meiner wunderschönen Königin Igraine zu befriedigen, mit dieser Erzählung von Arthur fortfahren, meinem lieben, verlorenen Lord, meinem Freund und meinem Kriegsherrn.

    Mir fiel nichts auf am folgenden Tag. Mit Galahad stand ich als unwillkommener Gast meines Feindes Gorfyddyd dabei, als Iorweth den Göttern das Opfer darbrachte, aber der Druide hätte von mir aus Pusteblumensamen in die Luft blasen können, so wenig Notiz nahm ich von den Zeremonien. Sie töteten einen Stier, fesselten drei Gefangene an die drei Pfosten und erdrosselten sie, dann deuteten sie die Vorzeichen für den Krieg, indem sie einem vierten Gefangenen einen Spieß in den Bauch rammten. Während sie um die Toten herumtanzten, sangen sie den Schlachtgesang von Maponos, dann tauchten Könige, Fürsten und Häuptlinge ihre Speerspitzen ins Blut der Toten, um anschließend das Blut von den Klingen zu lecken und es sich auf die Wangen zu schmieren. Galahad bekreuzigte sich, während ich von Ceinwyn träumte. Sie nahm nicht an den Zeremonien teil. Das tat keine einzige Frau. Die Aussichten, berichtete mir Galahad, stünden für Gorfyddyd günstig, aber das war mir gleichgültig. Ich erinnerte mich selig an die silbrig-leichte Berührung von Ceinwyns Fingern auf meiner Hand. Man brachte unsere Pferde, Waffen und Schilde, und Gorfyddyd begleitete uns persönlich zum Tor von Caer Sws. Cuneglas, sein Sohn, kam ebenfalls mit. Er mochte das durchaus als höfliche Geste gemeint haben, Gorfyddyd dagegen hatte keine derartigen Feinheiten im Sinn. »Sagt eurem Hurenbock«, verlangte der König, dessen Wangen noch mit Blut beschmiert waren, »daß
    der Krieg nur durch eins vermieden werden kann: Sagt Arthur, wenn er sich im Lugg Vale meinem Richterspruch unterwirft, werde ich den Makel auf der Ehre meiner Tochter als gelöscht betrachten.«
    »Ich werde es ihm ausrichten, Lord König«, antwortete Galahad.
    »Ist Arthur immer noch bartlos?« erkundigte sich Gorfyddyd in einem Ton, der die Frage wie eine Beleidigung klingen ließ.
    »Das ist er, Lord König«, antwortete Galahad.
    »Dann kann ich aus seinem Bart keine Gefangenenleine flechten«, grollte Gorfyddyd. »Also sagt ihm, er soll seiner Hure die roten Haare abschneiden, bevor er kommt, und sie zu einer Leine für sich flechten lassen.« Gorfyddyd schien es zu genießen, derartige Demütigungen von seinen Feinden zu verlangen, Prinz Cuneglas' Miene jedoch verriet, daß ihm die Grobheit seines Vaters äußerst peinlich war. »Sagt ihm das, Galahad von Benoic«, fuhr Gorfyddyd fort, »und sagt ihm auch, wenn er mir gehorcht, wird seine geschorene Hure frei ausgehen, solange sie Britannien verläßt.«
    »Prinzessin Guinevere wird frei ausgehen«, wiederholte Galahad das Angebot.
    »Die Hure!« brüllte Gorfyddyd. »Ich muß es wissen, ich habe oft genug bei ihr gelegen. Sagt Arthur das!« Er spie Galahad seine Forderung regelrecht ins Gesicht. »Sagt ihm, sie sei bereitwillig in mein Bett gekommen - und in andere Betten auch!«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, log Galahad, um den Schwall der bitteren Worte einzudämmen. »Und was, Lord König«, fuhr Galahad dann fort, »geschieht mit Mordred?«
    »Ohne Arthur«, antwortete Gorfyddyd, »wird Mordred einen neuen Protektor brauchen. Für Mordreds Zukunft werde ich selbst die Verantwortung übernehmen. Und nun geht.«
    Wir verneigten uns, saßen auf

Weitere Kostenlose Bücher