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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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brach er ab, möglicherweise weil ihm eingefallen war, daß
    Tewdric genau wie er von Frieden träumte. Möglicherweise fragte sich Arthur, warum er überhaupt kämpfen sollte. Ich dachte daran, wie Arthur nach unserem Treffen mit Aelle, als wir unter der Eiche unseren Eid schworen, erwogen hatte, den Kampf aufzugeben, und erwartete fast, daß er uns wieder seine Seele offenbarte, aber an jenem regnerischen Abend zerrte das Pferd Ehrgeiz an seiner Seele. Er konnte keinen Frieden ins Auge fassen, dessen Preis sein eigenes Leben oder auch sein Exil sein sollte. Er wollte Frieden, aber noch mehr wollte er diesen Frieden diktieren. »Zu welchen Göttern ihr auch betet«, sagte er ruhig, »mögen sie morgen mit euch sein.«
    Ich mußte reiten, um zu meinen Männern zurückzukehren. Da ich es eilig hatte, fiel ich dreimal vom Pferd. Als Zeichen waren diese Stürze unheilverkündend, doch da der Regen die Straße aufgeweicht hatte, trug nur mein Stolz eine Wunde davon. Arthur begleitete mich. Er hielt mein Reittier an, als wir noch einen Speerwurf von den im unablässigen Regen nur niedrig flackernden Lagerfeuern meiner Männer entfernt waren.
    »Wenn Ihr das morgen für mich schafft, Derfel«, sagte er,
    »werdet Ihr Euer eigenes Banner tragen und Euer eigenes Symbol auf Eure Schilde malen.«
    In dieser Welt oder der nächsten, dachte ich, sprach es aber nicht aus, um die Götter nicht zu versuchen. Denn morgen, im frühen, trostlosen Grau des Tagesanbruchs, würden wir gegen die ganze Welt antreten.

    Keiner meiner Männer machte den Versuch, sich aus seinem Eid zu stehlen. Einige wenige wären der Schlacht vielleicht gern ausgewichen, aber keiner wollte vor seinen Kameraden als Schwächling dastehen, und so marschierten wir alle zusammen. Wir brachen mitten in der Nacht auf und durchquerten das regendurchweichte Land. Arthur
    verabschiedete uns noch, dann machte er sich dorthin auf, wo seine Reiter ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Nimue bestand darauf, uns zu begleiten. Nachdem sie uns einen Tarnzauber versprochen hatte, waren meine Männer nicht mehr dazu zu bewegen, sie zurückzulassen. Sie wirkte den Zauber, bevor wir losritten. Dabei bediente sie sich des Schädels eines Schafes, das sie bei Fackelschein in einem Graben dicht neben unserem Lager fand. Sie schleppte den Kadaver aus dem Dickicht herbei, wo sich ein Wolf daran gütlich getan hatte, schlug den Kopf ab, löste die Reste der würmerwimmelnden Haut und kauerte sich dann so hin, daß
    ihr Umhang sowohl sie als auch den stinkenden Schädel verbarg. Lange Zeit blieb sie dort hocken und atmete dabei ständig den gräßlichen Gestank des verwesenden Schädels ein; dann stand sie auf und versetzte dem Schädel einen verächtlichen Tritt, so daß er davonflog. Sie beobachtete, wo er landete, und erklärte nach einer kurzen Pause des Überlegens, der Feind werde zur Seite blicken, wenn wir durch die Nacht marschierten. Arthur, den Nimues Intensität faszinierte, erschauerte bei dieser Ankündigung. Dann umarmte er mich. »Ich stehe in Eurer Schuld, Derfel.«
    »Ihr schuldet mir nichts, Lord.«
    »Wenn schon für nichts anderes«, gab er zurück, »dann danke ich Euch dafür, daß Ihr mir Ceinwyns Botschaft überbracht habt.« Er war sehr glücklich darüber gewesen, daß
    sie ihm verziehen hatte, doch als ich ihre Bitte um Schutz wiederholte, zuckte er die Achseln. »Sie hat von keinem einzigen Mann in Dumnonia etwas zu befürchten«, sagte er. Jetzt klopfte er mir den Rücken. »Wir sehen uns im Morgengrauen«, versprach er mir. Er sah uns nach, als wir aus dem Licht des Feuers in die Dunkelheit verschwanden. Wir durchquerten grasgrüne Wiesen und frisch abgeerntete Felder, wo es kein anderes Hindernis als den aufgeweichten Boden, die Dunkelheit und den strömenden Regen gab. Der Regen kam von links, aus Westen, und es schien, als werde er niemals aufhören: ein stechender, peitschender, kalter Regen, der uns in die Koller sickerte und uns den Körper auskühlte. Anfangs drängten wir uns eng zusammen, damit kein Mann allein im Dunkeln zurückblieb, obwohl wir einander sogar in leichtem Gelände ständig mit gedämpfter Stimme anrufen mußten, um zu hören, wo sich die Kameraden befanden. Manche Männer versuchten sich am Umhang eines Freundes festzuhalten, aber dann klirrten ihre Speere aneinander, und die Männer stolperten. Schließlich gebot ich allen Halt und formierte sie zu zwei langen Reihen. Jeder Mann erhielt Befehl, den Schild auf dem Rücken zu tragen

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