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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Hose und Koller gekleidet, trug einen Speer und spähte blinzelnd in den regnerischen Morgen hinaus. So starb er, als ich ihm den Speer in den Bauch rammte. Dann stieß ich unser Wolfsgeheul aus, mit dem ich meine Feinde herausforderte, zu mir zu kommen, damit ich sie töten könne.
    Mein Speer steckte im Körper des Sterbenden. Ich ließ ihn zurück und zog Hywelbane. Ein weiterer Mann schob den Kopf vorsichtig zur Hütte hinaus, um zu sehen, was draußen los war. Ich stieß ihm Hywelbane in die Augen und warf ihn zurück. Meine Männer strömten heulend und brüllend an mir vorbei. Die Wachtposten flohen. Einer lief zum Fluß, zögerte, wandte sich um und starb durch zwei Speerstöße. Einer meiner Männer holte sich ein brennendes Holzscheit aus dem Feuer und warf es auf ein nasses Strohdach. Weitere brennende Scheite folgten, bis die Hütten schließlich Feuer fingen und die Bewohner hinauslaufen mußten, wo sie von meinen Speerkämpfern erwartet wurden. Eine Frau schrie auf, als brennendes Stroh auf sie herabregnete. Nimue hatte einem toten Feind das Schwert abgenommen und grub es in den Hals eines gestürzten Mannes. Sie stieß ein
    unheimliches, hohes Kreischen aus, das der kalten Morgendämmerung einen ganz neuen Schrecken verlieh. Cavan schrie den Männern zu, sie sollten die Baumbarrikade beiseite räumen. Ich überließ die wenigen Feinde, die noch am Leben waren, meinen Männern, und ging ihm helfen. Die Barrikade bestand aus zwei Dutzend gefällter Kiefern, die so dick waren, daß zwanzig Mann benötigt wurden, um jeden einzelnen Baum zu bewegen. Wir hatten gerade dort, wo die Straße die Barrikade kreuzte, eine vierzig Fuß breite Lücke geschaffen, als Issa mir eine Warnung zurief.
    Die Männer, die wir getötet hatten, waren nicht die ganze Wachmannschaft im Tal gewesen, sondern eher der
    Vorposten, der die Barrikade bewachte, und nun tauchte, durch den Lärm aufgestört, die Haupttruppe im schattigen nördlichen Teil des Tals auf.
    »Schildwall!« rief ich laut. »Schildwall!«
    Sofort formierten wir uns unmittelbar nördlich der brennenden Hütten zu einer Linie. Zwei meiner Männer hatten sich bei der Rutschpartie über den steilen Abhang den Knöchel gebrochen, ein dritter war in den ersten Minuten des Kampfes getötet worden, aber wir anderen stellten uns in einer Reihe auf und stießen die Schildränder aneinander, um
    sicherzugehen, daß der Wall hielt. Ich hatte mir meinen Speer zurückgeholt, deswegen steckte ich Hywelbane jetzt in die Scheide und richtete meine Speerspitze nach vorn wie die anderen Stahlspitzen, die fünf Fuß vor unserem Schildwall drohten. Einem halben Dutzend Männer befahl ich, mit Nimue hinter uns zu bleiben - für den Fall, daß sich noch Feinde in den Schatten verbargen -, dann mußten wir warten, während Cavan seinen Schild austauschte. Da die Riemen seines eigenen gerissen waren, griff er sich einen Powysschild und schnitt den Lederbezug mit dem Adlersymbol herunter. Er nahm seinen Platz am rechten Ende des Schildwalls ein, dem empfindlichsten Punkt, weil in einer Reihe der rechte Mann den Mann zu seiner Linken mit dem Schild beschützen muß

und somit seine eigene rechte Seite ungeschützt dem feindlichen Angriff bietet. »Fertig, Lord!« rief er mir zu.
    »Vorwärts!« schrie ich, weil ich dachte, daß es besser sei, selbst anzugreifen, als dem Feind Zeit zu lassen, sich zu formieren und uns zu attackieren.
    Je weiter wir nach Norden marschierten, desto höher und steiler wurden die Talwände. Auf dem Hang zu unserer Rechten, hinter dem Fluß, stand dichter Wald, während der Hang zu unserer Linken anfangs mit Gras, dann aber nur noch mit Gestrüpp bewachsen war. Immer enger wurde das Tal, wenn auch an keiner Stelle so eng, daß man es als Schlucht hätte bezeichnen können. Das Lugg Vale bot einer Kriegshorde genügend Platz zum Manövrieren, obwohl die sumpfigen Flußufer die Fläche des trockenen Bodens, der für eine Schlacht nötig war, noch weiter eingrenzten. Das erste, wolkenverhangene Tageslicht fiel auf die westlichen Hügel, drang aber noch nicht in die Tiefen des Tales vor. Der Regen hatte zwar endlich aufgehört, aber der Wind kam in kalten, feuchten Böen und ließ die Flammen der Lagerfeuer flackern, die im oberen Teil des Tals brannten. Die Lagerfeuer beleuchteten ein Strohdachdorf, das sich um ein römisches Gebäude drängte. Schattenhaft huschten Männer vor den Feuern umher, ein Pferd wieherte, und dann, als das letzte geisterhafte Licht der

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