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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Morgendämmerung die Straße entlang ins Tal eindrang, sah ich plötzlich, daß sich ein Schildwall formierte.
    Außerdem entdeckte ich, daß dieser Schildwall aus mindestens einhundert Mann bestand und daß von hinten immer mehr herbeieilten. »Halt!« rief ich meinen Männern zu. Angestrengt starrte ich ins schlechte Licht und schätzte, daß
    der Schildwall mittlerweile aus nahezu zweihundert Mann bestand. Das graue Licht blitzte von ihren Speerspitzen. Das war die Elitegarde, die Gorfyddyd abgestellt hatte, das Tal zu verteidigen.
    Das Tal war eindeutig zu breit, um von meinen fünfzig Mann verteidigt zu werden. Die Straße verlief dicht am westlichen Hang. Zu unserer Rechten erstreckte sich eine breite Wiese, auf der der Feind uns mühelos umgehen konnte, daher befahl ich meinen Männern den Rückzug. »Langsam zurück!« rief ich ihnen zu. »Langsam, aber sicher! Zurück bis zur Barrikade!«
    Die Lücke, die wir in den Zaun aus Baumstämmen gerissen hatten, konnten wir verteidigen, obwohl es auch dann eine Frage von Sekunden war, bis der Feind über die restlichen Bäume kletterte und uns umzingelte. »Langsam zurück!« rief ich abermals und blieb stehen, während meine Männer zurückwichen. Ich wartete, weil sich ein einzelner Reiter aus den Reihen der Feinde löste und auf uns zugeritten kam. Der Abgesandte des Feindes war ein hochgewachsener Mann, ein guter Reiter. Sein Eisenhelm war von einer Schwanenfederzier gekrönt, er trug einen Speer, ein Schwert und einen Brustpanzer, doch keinen Schild. Sein Sattel bestand aus einem Lammfell. Er war ein gutaussehender Mann mit dunklen Augen und schwarzem Bart, der mir irgendwie bekannt vorkam, doch erst als er sein Roß vor mir zügelte, wußte ich plötzlich, wer er war: Valerin, der Häuptling, dem Guinevere anverlobt gewesen war, als sie Arthur kennenlernte. Mit durchdringendem Blick starrte er mich an. Dann hob er ganz langsam die Speerspitze, bis sie auf meine Kehle zeigte. »Ich hatte gehofft«, sagte er, »du wärst Arthur.«
    »Mein Lord sendet Euch Grüße, Lord Valerin«, entgegnete ich.
    Valerin spie auf meinen Schild, der wieder Arthurs Bärensymbol trug. »Du darfst ihm sagen, daß ich seine Grüße erwidere«, sagte er. »Ihm und der Hure, mir der er sich vermählt hat.« Er hielt inne und hob die Speerspitze, bis sie auf meine Augen wies. »Du bist weit weg von zu Hause, Knabe«, sagte er. »Weiß deine Mutter, daß du aus dem Bett gekrochen bist?«
    »Meine Mutter«, gab ich zurück, »setzt schon den Kessel aufs Feuer, um Eure Knochen zu kochen, Lord Valerin. Wir brauchen dringend Leim, und wie wir hörten, bringen die Knochen von Schafen das beste Ergebnis.«
    Er schien erfreut zu sein, daß ich ihn kannte, und hielt die Tatsache, daß ich seinen Namen nannte, fälschlich für Ruhm. Er ahnte nicht, daß ich zu jenen Wachen gehört hatte, die vor so vielen Jahren mit Arthur nach Caer Sws gekommen waren. Er nahm die Speerspitze von meinem Gesicht und musterte meine Männer. »Ihr seid nicht viele«, stellte er fest, »wir hingegen schon. Möchtet ihr euch lieber gleich ergeben?«
    »Mag sein, daß ihr viele seid«, gab ich zurück, »aber meine Männer hungern nach einer Schlacht. Sie werden sich weiden an einer reich gedeckten Tafel voll Feinden.« Von jedem Heerführer wurde erwartet, daß er den Ritus der
    Beleidigungen vor der Schlacht beherrschte, und ich hatte ihn immer sehr genossen. Arthur dagegen war bei diesem Schlagabtausch nie besonders gut gewesen, weil er auch im letzten Moment vor Beginn des Tötens noch zu erreichen versuchte, daß seine Feinde ihn mochten.
    Valerin begann sein Pferd zu wenden. »Dein Name?« fragte er noch, bevor er davonritt.
    »Lord Derfel Cadarn«, antwortete ich stolz und glaubte zu sehen, oder hoffte wohl eher zu sehen, daß ein Funke des Erkennens in seinem Gesicht aufleuchtete, bevor er seinem Roß die Fersen gab und Richtung Norden davonpreschte. Wenn Arthur nicht kommt, dachte ich, ist es um uns alle geschehen. Doch als ich zu meinen Speerkämpfern an der Barrikade stieß, traf ich dort Culhwch an, der wieder einmal für Arthur ritt. Sein mächtiges Roß rupfte geräuschvoll das Gras neben der Straße aus. »Wir sind nicht weit von euch entfernt, Derfel«, versicherte er mir, »und wenn dieses Ungeziefer angreift, werdet ihr sofort die Flucht ergreifen. Verstanden?
    Sorgt dafür, daß sie euch verfolgen. Dadurch werden ihre Truppen auseinandergezogen. Und sobald ihr uns kommen seht, müßt ihr uns sofort

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