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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ging, sich einen Schädel zu suchen. Arthur umarmte mich abermals und rief nach seinem Schildknappen Hygwydd, damit er ihm half, die schwere Schuppenrüstung abzunehmen. Als er sie über den Kopf gestreift hatte, waren seine kurzgeschnittenen Haare zerzaust. »Würdet Ihr sie tragen?«
    fragte er mich.
    »Ich?« fragte ich verblüfft zurück.
    »Wenn die Feinde angreifen«, erklärte er mir, »werden sie erwarten, mich hier zu sehen, und wenn ich nicht hier bin, werden sie eine Falle vermuten.« Er lächelte. »Ich würde ja Sagramor bitten, doch dessen Gesicht ist irgendwie einprägsamer als das Eure, Lord Derfel. Ihr werdet allerdings ein Stück von Euren langen Haaren abschneiden müssen.«
    An meinem langen blonden Haar, das unter dem Helmrand zu sehen war, würde ein jeder sofort erkennen, daß ich nicht Arthur war. »Und vielleicht solltet Ihr Euch auch den Bart ein wenig stutzen«, ergänzte er.
    Als ich die Rüstung von Hygwydd entgegennahm, erschrak ich über ihr Gewicht. »Es wird mir eine Ehre sein«, beteuerte ich.
    »Sie ist schwer«, warnte er mich. »Euch wird heiß werden, und wenn Ihr den Helm tragt, werdet Ihr auf beiden Seiten nichts sehen können, deswegen werdet Ihr zwei zuverlässige Männer neben Euch brauchen.« Er spürte mein Zögern. »Soll ich lieber einen anderen bitten, sie zu tragen?«
    »Nein, nein, Lord«, protestierte ich. »Ich werde sie tragen.«
    »Aber es wird gefährlich sein«, warnte er mich.
    »Ich hatte heute keinen ungefährlichen Tag erwartet, Lord«, gab ich zurück.
    »Ich werde Euch die Banner überlassen«, sagte er. »Wenn Gorfyddyd kommt, muß er fest überzeugt sein, daß sich all seine Feinde an einem Ort versammelt haben. Es wird ein schwerer Kampf werden, Derfel.«
    »Galahad wird Hilfe bringen«, versicherte ich ihm. Er nahm meinen Brustharnisch und meinen Schild, überreichte mir seinen heller glänzenden Schild mitsamt dem weißen Mantel, dann machte er kehrt und ergriff Llamreis Zügel.
    »Das«, sagte er zu mir, nachdem man ihm in den Sattel geholfen hatte, »war der leichtere Teil des Tages.« Er winkte Sagramor herbei und sagte dann zu uns beiden: »Der Feind wird gegen Mittag eintreffen. Tut, was ihr könnt, um bis dahin kampfbereit zu sein, und dann kämpft, wie ihr noch nie zuvor gekämpft habt. Wenn wir uns wiedersehen, werden wir die Sieger sein. Wenn nicht, danke ich euch, grüße euch und werde euch erwarten, um mit euch gemeinsam in der Anderwelt zu tafeln.« Er befahl seinen Männern aufzusitzen; dann ritten sie nach Norden.
    Während wir darauf warteten, daß die eigentliche Schlacht begann.

    Die Schuppenrüstung war entsetzlich schwer; sie lastete auf meinen Schultern wie die Joche, mit denen die Frauen jeden Morgen Wasser holen. Sogar den Schwertarm zu heben fiel mir schwer, obwohl es ein wenig leichter wurde, als ich meinen Schwertgurt ganz eng um die Eisenschuppen zusammenzog und damit meine Schultern vom Gewicht des unteren Teils entlastete.
    Nachdem Nimue ihren Tarnzauber beendet hatte, schnitt sie mir mit ihrem Messer die Haare. Die abgeschnittenen Haare verbrannte sie, damit kein Feind die Reste finden und damit einen Zauber wirken konnte. Anschließend benutzte ich Arthurs Schild als Spiegel, um meinen langen Bart so weit zu stutzen, daß er hinter den tiefreichenden Wangenstücken des Helms verborgen blieb. Dann probierte ich den Helm auf, drückte mir seine Lederpolsterung fest auf den Schädel und zog ihn so weit herunter, daß er meinen Kopf wie eine Muschel umfing. Obwohl das glänzende Metall über den Ohren Löcher aufwies, wirkte meine Stimme gedämpft. Ich hob den schweren Schild, ließ mir von Nimue den weißen, schlammbespritzten Mantel um die Schultern drapieren und versuchte mich sodann an das behindernde Gewicht der Rüstung zu gewöhnen. Ich bat Issa, mit einem Speerschaft als Kampfstock gegen mich zu kämpfen, und mußte feststellen, daß ich weit langsamer war als sonst. »Die Angst wird Euch schneller machen«, behauptete Issa, nachdem er meine Abwehr zum zehntenmal durchbrochen und mir einen dröhnenden Schlag auf den Schädel versetzt hatte.
    »Reiß mir nicht die Federn herunter!« warnte ich ihn. Insgeheim wünschte ich, die schwere Rüstung nicht angenommen zu haben. Es war die Rüstung eines Reiters und dazu gedacht, dem Mann, der sie trug und der sich zu Pferde einen Weg durch die Reihen der Feinde bahnen mußte, mehr Gewicht und Wucht zu verleihen. Wir Speerkämpfer dagegen mußten uns, wenn wir nicht Schulter

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