Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
an Schulter im Schildwall standen, auf unsere Wendigkeit und Schnelligkeit verlassen.
»Aber Ihr seht wunderschön aus, Lord!« sagte Issa bewundernd.
»Wenn du nicht meine Flanke deckst, werde ich eine wunderschöne Leiche sein«, gab ich zurück. »Ich komme mir vor, als müßte ich in einem Eimer kämpfen.« Ich riß mir den Helm vom Kopf und war erleichtert, als ich von seinem beengenden Druck befreit war. »Als ich diese Rüstung zum erstenmal sah«, erzählte ich Issa, »wünschte ich sie mir mehr als alles andere auf der Welt. Jetzt würde ich sie sofort gegen einen anständigen Brustharnisch aus Leder eintauschen.«
»Es wird schon gutgehen, Lord«, tröstete er mich grinsend. Auf uns wartete Arbeit. Die Frauen und Kinder, die Valerins besiegte Männer zurückgelassen hatten, mußten in südlicher Richtung aus dem Tal getrieben werden. Dann errichteten wir in unmittelbarer Nähe der Baumbarrikade
Verteidigungsstellungen. Da Sagramor fürchtete, die überwältigende Zahl der Feinde könne uns aus dem Tal hinausdrängen, bevor uns Arthurs Reiter zu Hilfe kämen, bereitete er den Boden, so gut es ging. Meine Männer wollten zwar schlafen, mußten statt dessen aber quer durch das Tal einen flachen Graben ausheben. Dieser Graben war nirgendwo auch nur annähernd tief genug, um einen Mann aufzuhalten, würde aber die angreifenden
Speerkämpfertruppen aus dem Tritt und möglicherweise ganz aus dem Gleichgewicht bringen, wenn sie sich unserer Speerlinie näherten. Die Baumbarrikade, die gleich hinter diesem Graben lag, markierte die südliche Grenze, bis zu der wir uns zurückziehen durften, und somit den Ort, an dem wir bis zum Tod kämpfen mußten. Sagramor verankerte die Baumstämme mit einigen der von Valerin hinterlassenen Speere, die er tief in die Erde treiben ließ, um so innerhalb des Gewirrs von Kiefernästen eine von Speerspitzen starrende Abwehr zu bauen. Die Lücke, die wir dort, wo die Straße die Barrikade kreuzte, geschlagen hatten, ließen wir offen, damit wir uns hinter die provisorische Barriere zurückziehen konnten, bevor wir sie verteidigten.
Meine Sorge galt dem steilen, ungeschützten Hang, den meine Männer bei unserem morgendlichen Überfall
hinabgelaufen waren. Gorfyddyd würde seine Krieger unten im Tal angreifen lassen, die Landwehr dagegen würde er vermutlich nach oben schicken, damit sie von dort aus unsere linke Flanke bedrohen konnte, und Sagramor konnte keinen einzigen Mann entbehren, um das Gelände dort oben zu verteidigen, aber Nimue behauptete, das sei nicht nötig. Sie nahm sich zehn der erbeuteten Speere und schnitt dann mit Hilfe von sechs meiner Männer zehn von Valerins toten Speerkämpfern den Kopf ab, um sodann sowohl die Speere als auch die blutigen Köpfe auf den Gipfel des Hügels zu tragen. Dort ließ sie die Speerschäfte mit dem Ende voran in die Erde rammen, setzte die blutigen Köpfe auf die eisernen Speerspitzen und krönte die Totenköpfe mit grausigen Kränzen verknoteter Grashalme, wobei jeder Knoten ein Zauber für sich war. Schließlich verstreute sie zwischen den weit verteilten Pfosten Eibenzweige. Sie hatte einen Geisterzaun aus menschlichen Vogelscheuchen gebaut, bespickt mit Zauber-und Bannsprüchen, und kein
menschliches Wesen würde es ohne die Hilfe eines Druiden wagen, über diese Grenze vorzudringen. Sagramor wollte, daß sie nördlich der Furt einen weiteren Zaun errichtete, aber Nimue weigerte sich. »Ihre Krieger werden von Druiden begleitet sein«, erklärte sie, »und für einen Druiden ist so ein Geisterzaun ein Witz. Ihre Landwehr aber wird keinen Druiden dabeihaben.« Sie hatte sich einen Armvoll Eisenkraut vom Hügel geholt und verteilte die kleinen purpurroten Blüten nun an die Speerkämpfer, die alle wußten, daß Eisenkraut sie in der Schlacht schützen würde. Mir stopfte sie gleich einen ganzen Zweig in die Rüstung.
Die Christen versammelten sich, um ihre Gebete zu sprechen, während wir Heiden unsere Götter um Hilfe anriefen. Viele Männer warfen Münzen in den Fluß und kamen dann mit ihren Talismanen zu Nimue, damit sie ihnen durch Berührung Kraft verleihe. Die meisten trugen eine Hasenpfote bei sich, manche aber brachten ihr auch Donnerkeile oder Schlangensteine. Donnerkeile waren winzige Speerspitzen aus Feuerstein, die von Geistern abgeschossen worden und bei den Soldaten heiß begehrt waren, während Schlangensteine leuchtendbunte Kiesel waren, deren Farben Nimue verstärkte, indem sie die Steine in den Fluß
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