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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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die Pferde spritzend durch die Furt jagten, gingen Sagramor und ich ihnen entgegen. Am Flußufer zügelte Morfans endlich sein Tier. »Zwei Meilen von hier«, berichtete er keuchend. »Arthur schickt uns, damit wir euch zur Seite stehen. Götter, da kommen Hunderte von diesen Bastarden!«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und grinste. »Es gibt Beute genug für tausend von uns!« Schwerfällig glitt er von seinem Pferd. Dabei sah ich, daß er das Silberhorn trug, und schloß daraus, daß er Arthur herbeirufen würde, wenn der Moment gekommen war.
    »Wo ist Arthur?« erkundigte sich Sagramor.
    »In einem sicheren Versteck«, beruhigte uns Morfans. Er musterte meine Rüstung, und sein häßliches Gesicht verzog sich zu einem schiefen Grinsen. »Ziemlich schwer, die Rüstung, stimmt's?«
    »Wie kann er damit kämpfen?« fragte ich ihn.
    »Sehr gut, Derfel, sehr gut. Genau wie Ihr es tun werdet.« Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Gibt es Neuigkeiten von Galahad?«
    »Nichts.«
    »Agricola wird uns nicht allein kämpfen lassen, ganz gleich, was dieser christliche König und sein Schwächling von Sohn entscheiden«, erklärte Morfans. Dann führte er seine fünf Reiter durch den Schildwall nach hinten. »Gebt uns ein paar Minuten, damit sich die Pferde ausruhen können«, rief er dabei.
    Sagramor zog sich den Helm über den Kopf. Der Numidier trug ein Kettenhemd, einen schwarzen Mantel und hohe Stiefel. Sein Eisenhelm, mit Pech geschwärzt, verlief nach oben zu einer scharfen Spitze, was sehr exotisch aussah. Obwohl er normalerweise zu Pferde kämpfte, zeigte er kein Bedauern darüber, daß er an diesem Tag Fußsoldat sein mußte. Ohne die geringste Besorgnis stelzte er langbeinig vor unserem Schildwall auf und ab, um seinen Männern Mut zuzusprechen.
    Ich zog mir Arthurs einengenden Helm über den Kopf und schnallte den Riemen unter meinem Kinn zu. Dann ging ich, in der Rüstung meines Lords, ebenfalls an der Speerreihe entlang und erklärte meinen Männern, daß es ein schwerer Kampf werden, der Sieg aber mit Sicherheit unser sein werde, solange unser Schildwall halte. Es war ein gefährlich dünner Wall, an einigen Stellen nur drei Mann tief, doch die, die diesen Wall bildeten, waren alle hervorragende Kämpfer. Als ich an die Stelle kam, wo Sagramors Speerkämpfer an die meinen grenzten, trat einer von ihnen aus der Reihe. »Erinnert Ihr Euch an mich, Lord?« rief er mir zu.
    Einen Moment lang dachte ich, er hätte mich für Arthur gehalten, und zog die in Scharnieren hängenden
    Wangenstücke beiseite, damit er mein Gesicht sehen konnte, dann jedoch erkannte ich ihn endlich. Es war Griffid, Owains Hauptmann, der in Lindinis versucht hatte, mich umzubringen, bevor Nimue eingriff und mir das Leben rettete. »Griffid ap Annan«, begrüßte ich ihn.
    »Es herrschte böses Blut zwischen uns, Lord«, sagte er und fiel auf die Knie. »Vergebt mir!«
    Ich zog ihn empor und umarmte ihn. Sein Bart war grau geworden, aber er war noch immer der schlaksige Mann mit dem traurigen Gesicht, den ich in Erinnerung hatte. »Meine Seele liegt in Euren Händen«, sagte ich zu ihm, »und ich lege sie gern hinein.«
    »Und die meine in Euren, Lord«, gab er zurück.
    »Minac!« Ich hatte einen weiteren von meinen alten Kameraden erkannt. »Vergebt Ihr mir?«
    »War da irgend etwas zu vergeben, Lord?« fragte er, von der Frage in Verlegenheit gebracht.
    »Es war nichts zu vergeben«, versicherte ich ihm. »Ich habe keinen Eid gebrochen, das schwöre ich.«
    Minac trat vor und umarmte mich. Inzwischen wurden überall im Schildwall ähnliche Streitereien beigelegt. »Wie ist es Euch ergangen?« erkundigte ich mich bei Griffid.
    »Wir haben hart gekämpft, Lord. Zumeist gegen Cerdics Sachsen. Der heutige Tag wird nicht weiter schwierig sein, im Vergleich mit diesen Bastarden - bis auf eins.« Er zögerte.
    »Nun?«
    »Wird sie uns unsere Seelen zurückgeben, Lord?« fragte er mich mit einem kurzen Blick auf Nimue. Er dachte an den schrecklichen Fluch, mit dem sie ihn und seine Männer belegt hatte.
    »Selbstverständlich wird sie das«, antwortete ich und rief Nimue herbei, die zunächst Griffids Stirn und dann die Stirnen aller anderen Überlebenden berührte, die an jenem fernen Tag in Lindinis mein Leben bedroht hatten. So wurde der Fluch aufgehoben, und die Männer bedankten sich bei ihr, indem sie ihr die Hand küßten. Ich umarmte Griffid abermals; dann hob ich die Stimme, damit mich all meine Männer hören

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