Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Kampfplatzes aufgehalten, aber niemals so nahe, daß sie ihre eigenen Waffen einsetzen konnten.
Iorweth und Tanaburs schrien auf Gorfyddyds Männer ein, ermutigten sie zum Kampf und versprachen ihnen den Lohn der Götter, doch während Gorfyddyd seine Speerkämpfer umformierte, watete eine Gruppe herrenloser Männer in den Fluß, um uns auf eigene Faust anzugreifen. Krieger dieser Kategorie verließen sich darauf, daß ihnen besondere Tapferkeit Rang und Reichtum einbrachte, und die dreißig rasenden Männer griffen uns wild schreiend an, sowie sie den tiefsten Teil des Flusses hinter sich hatten. Sie waren entweder betrunken oder vom Schlachtenwahn erfüllt, denn sie rannten allein gegen unsere gesamte Streitmacht an. Der Lohn für einen Erfolg wären Land, Gold, Vergebung ihrer Verbrechen und der Lordstatus an Gorfyddyds Hof gewesen, aber dreißig Mann waren viel zuwenig. Sie fügten uns zwar geringen Schaden zu, mußten dabei aber ihr Leben lassen. Sie waren alle gute Speerkämpfer, deren Schildhände von Kriegerringen strotzten, doch jedem von ihnen standen jetzt drei bis vier Feinde gegenüber. Eine ganze Gruppe stürzte sich auf mich, weil sie in meiner Rüstung und der weißen Federhelmzier den kürzesten Weg zum Ruhm vermuteten, doch Sagramor und meine Wolfsruten-Speerkämpfer fingen sie ab und stellten sie. Ein riesiger Mann schwang eine sächsische Streitaxt. Sagramor töteten ihn mit seinem Krummschwert. Dann nahm er dem Sterbenden die Axt aus der Hand und schleuderte sie gegen einen weiteren Speerkämpfer, und dabei sang er die ganze Zeit einen unheimlichen Schlachtgesang in seiner Muttersprache. Als mich ein letzter Schwertkämpfer angreifen wollte, parierte ich seinen sensenartigen Schlag mit dem Eisenbuckel auf Arthurs Schild, schlug seinen eigenen Schild mit Hywelbane beiseite und versetzte ihm dann einen Tritt zwischen die Beine. Er krümmte sich, zu sehr von Schmerz gepeinigt, um
aufzuschreien, und Issa rammte ihm einen Speer in den Hals. Wir erleichterten die toten Angreifer um ihre Rüstung, ihre Waffen und ihren Schmuck und ließen die Leichen am Rand der Furt als Barriere gegen den nächsten Angriff liegen. Der Angriff kam schnell und hart. Genau wie der erste Angriff wurde auch diese dritte Attacke von einer Masse von Speerkämpfern ausgeführt, doch diesmal trafen wir sie auf unserem Flußufer, wo der Ansturm der Männer hinter der feindlichen Frontreihe die ersten Speerträger dazu brachte, über die aufgetürmten Leichen zu stolpern. Dadurch waren sie unserem Gegenangriff ausgeliefert, und unter Triumphgeheul stießen wir mit unseren roten Speeren zu. Wieder dröhnten die Schilde gegeneinander, wieder schrien Sterbende und riefen ihre Götter an, wieder klirrten die Schwerter so laut wie auf den Ambossen von Magnis. Und wieder stand ich in der Frontreihe, so dicht am Feind, daß ich den Met im Atem der Männer riechen konnte. Ein Mann, der mir den Helm vom Kopf reißen wollte, verlor die Hand durch einen Schwertstreich. Abermals begann das Geschiebe, und abermals schien es, als müßte der Feind uns allein durch seinen ungeheuren Druck zurückzwingen, abermals schleuderten die feindlichen Krieger Speere, die auf unseren Schilden klapperten, abermals stießen Morfans' Reiter mit ihren langen Reiterspeeren zu, und abermals zog sich der Feind zurück. Die Barden behaupten, das Wasser des Flusses sei rot von Blut gewesen, aber das stimmt nicht, obwohl ich tatsächlich ein paar Blutrinnsale flußabwärts verschwinden sah, aber die stammten von den Verwundeten, die vergebens versuchten, sich durch die Furt ans andere Ufer zu retten.
»Wir könnten den ganzen Tag hier gegen diese Bastarde kämpfen«, sagte Morfans. Sein Pferd blutete, und er war abgesessen, um die Wunde des Reittiers zu behandeln. Ich schüttelte den Kopf. »Weiter flußabwärts gibt es eine zweite Furt.« Ich zeigte nach hinten. »Es wird nicht lange dauern, und ihre Speerkämpfer kommen uns an diesem Ufer entgegen.«
Die feindlichen Truppen erschienen schneller, als ich dachte, denn schon zehn Minuten später wurden wir durch einen Ruf an unserer Flanke gewarnt, daß eine Gruppe von Feinden den Fluß überquert habe und nun auf unserem Ufer vorrücke.
»Wir sollten allmählich den Rückzug antreten«, ermahnte mich Sagramor. Sein glattrasiertes schwarzes Gesicht war mit Blut und Schweiß verschmiert, in seinen Augen aber leuchtete die Freude, denn dies war ein Kampf, der die Dichter veranlassen würde, nach neuen Worten zu
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