Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Küsse mit Nimue aus und
unterhielten sich kurz mit ihr, dann kehrte sie auf unsere Seite des Flusses zurück. »Sie wollen, daß wir kapitulieren«, berichtete sie verächtlich, »und ich habe sie meinerseits dazu aufgefordert.«
»Gut«, knurrte Sagramor.
Iorweth hüpfte linkisch zur anderen Seite der Furt zurück. »Die Götter grüßen Euch!« rief er uns zu, aber keiner von uns antwortete. Weil ich nicht erkannt werden wollte, hatte ich meine Wangenstücke geschlossen. Tanaburs hüpfte, seinen Stab als Stütze benutzend, am Ufer flußaufwärts. Iorweth hob seinen Stab über den Kopf, um uns zu zeigen, daß er weitersprechen wollte. »Mein König, der König von Powys und Großkönig von Britannien, König Gorfyddyd ap Cadell ap Brychan ap Laganis ap Coel ap Beli Mawr, wird euren unerschrockenen Seelen die Reise in die Anderwelt ersparen. Ihr braucht nichts weiter zu tun, ihr tapferen Krieger, als uns Arthur auszuliefern!« Er zeigte mit dem Stab auf mich, und Nimue zischte unverzüglich ein Schutzgebet und warf zwei Handvoll Erde in die Luft.
Ich antwortete nicht, und dieses Schweigen verkündete meine Weigerung. Iorweth wirbelte seinen Stab und spie dreimal in unsere Richtung; dann begann er am Ufer entlang flußabwärts zu hüpfen und Tanaburs' Zaubersprüche durch seine Flüche zu ergänzen. König Gorfyddyd war, begleitet von seinem Sohn Cuneglas und seinem Verbündeten Gundleus, halbwegs bis zum Fluß hinabgeritten, um die Druiden bei ihrer Arbeit zu beobachten, und sie leisteten tatsächlich Schwerarbeit. Sie verfluchten unser Leben bei Tag und unsere Seelen bei Nacht. Sie überließen unser Blut den Würmern, unser Fleisch den wilden Tieren und unsere Knochen der Agonie. Sie verfluchten unsere Frauen, unsere Kinder, unsere Felder und unser Vieh. Nimue wirkte den Zaubersprüchen entgegen, doch unsere Männer erschauerten trotzdem. Die Christen riefen laut, es sei nichts zu befürchten, aber auch sie schlugen das Kreuzeszeichen, als die Flüche auf den Schwingen der Dunkelheit über den Fluß geflogen kamen.
Eine ganze Stunde lang fluchten die Druiden, bis wir zitterten. Nimue ging an der Schildlinie entlang, berührte die Speerspitzen und versicherte den Männern, daß die Flüche nichts bewirkt hätten, doch unsere Männer fürchteten den Zorn der Götter, als die Speerreihe der Feinde endlich vorzurücken begann. »Schilde hoch!« rief Sagramor rauh.
»Speere hoch!«
Die Feinde machten fünfzig Schritt vom Fluß entfernt halt, während ein einzelner Mann zu Fuß weiterschritt. Es war Valerin, der Häuptling, den wir bei Morgengrauen aus dem Tal vertrieben hatten. Mit Schild und Speer näherte er sich nun der Furt. Heute morgen hatte er eine Niederlage erlitten, und sein Stolz trieb ihn dazu, sich jetzt dafür zu rächen und seinen Ruf wiederherzustellen. »Arthur!« schrie er mir zu. »Du hast eine Hure geheiratet!«
»Nicht antworten, Derfel«, ermahnte mich Sagramor.
»Eine Hure!« rief Valerin. »Sie war benutzt, als sie zu mir kam. Willst du eine Liste ihrer Liebhaber? Eine Stunde, Arthur, würde nicht reichen, dir alle aufzuzählen! Und mit wem hurt sie jetzt, während du dich auf den Tod vorbereitest? Glaubst du etwa, sie wartet auf dich? Ich kenne diese Hure! Sie schlingt ihre Beine um den einen oder anderen Mann!« Er breitete die Arme aus und zuckte auf obszöne Weise mit den Hüften. Meine Speerkämpfer brüllten höhnisch, aber Valerin ignorierte ihre Beleidigungen. »Eine Hure!« wiederholte er. »Eine stinkende, abgenutzte Hure! Willst du für deine Hure kämpfen, Arthur? Oder hast du den Mut zum Kämpfen verloren?
Verteidige deine Hure, du Wurm!« Damit durchquerte er die Furt, deren Wasser ihm bis an die Oberschenkel reichte, und blieb an unserem Ufer mit tropfendem Mantel höchstens ein Dutzend Schritte entfernt von mir stehen. Angestrengt versuchte er in den dunklen Schatten der Augenöffnung in meinem Helm zu spähen. »Eine Hure, Arthur«, wiederholte er,
»deine Gemahlin ist eine Hure.« Er spie aus. Er war barhäuptig und hatte sich schützende Mistelzweige ins lange schwarze Haar geflochten. Er trug einen Brustharnisch, doch keine weitere Körperrüstung. Sein Schild war mit Gorfyddyds Adler bemalt. Er lachte mich aus. Dann hob er die Stimme und wandte sich an unsere Männer. »Euer Führer will nicht für seine Hure kämpfen, warum also solltet ihr für ihn kämpfen?«
Sagramor ermahnte mich grollend, die Schmähungen zu ignorieren, aber Valerins Hohn beunruhigte unsere
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