Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Männer, deren Seelen schon durch die Flüche der Druiden
niedergedrückt waren. Ich wartete ab, bis Valerin Guinevere noch ein einziges Mal als Hure bezeichnete, und als er das tat, schleuderte ich meinen Speer nach ihm. Es war ein ungeschickter Wurf, da mich die enge Kettenrüstung behinderte. Der Speer flog an ihm vorbei und klatschte ins Wasser. »Eine Hure!« brüllte er und stürzte, seinen Kriegsspeer auf mich gerichtet, vorwärts, während ich Hywelbane aus der Scheide riß. Ich ging ihm entgegen und hatte gerade noch Zeit für zwei Schritte, bevor er unter lautem Wutgebrüll mit dem Speer nach mir stieß.
Ich fiel auf ein Knie und hob den polierten Schild so angewinkelt, daß die Speerspitze über meinen Kopf hinweg abgelenkt wurde. Vor mir sah ich Valerins Füße, und ich hörte sein Gebrüll, als ich unter meinem Schildrand hindurch mit Hywelbane zustieß. Ich riß die Klinge nach oben und spürte, wie sie traf, bevor sein noch im Schwung befindlicher Körper auf meinen Schild prallte und mich zu Boden warf. Er brüllte jetzt nicht mehr, sondern schrie, denn der Schwertstoß unter dem Schild hindurch war ein bösartiger Stoß von unten nach oben gewesen, der den Bauch des Gegners durchstoßen konnte, und ich wußte, daß Hywelbane tief in Valerin eingedrungen war. Ich fühlte, wie sein Körpergewicht die Schwertklinge hinabzog, als er über dem Schild
zusammensank. Mit aller Kraft drückte ich nach oben, um ihn von meinem Schild zu werfen, und stieß einen dumpfen Laut aus, als ich das Schwert aus der Umklammerung seines Fleisches löste. Grausig ergoß sich sein Blut neben dem Speer, der zu Boden gefallen war. Er lag da in seinem Blut und krümmte sich vor unerträglichen Schmerzen. Dennoch versuchte er sein Schwert zu ziehen, als ich mich aufrappelte und ihm den Fuß auf die Brust setzte. »Guinevere ist eine Lady«, sagte ich zu ihm, »und wenn Ihr das leugnet, gehört Eure Seele mir.«
»Sie ist eine Hure«, stieß er mühsam zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann würgte er und schüttelte schwach den Kopf. »Der Stier behütet mich«, brachte er noch heraus, und da ich nun wußte, daß er zum Mithraskult gehörte, stieß ich rasch mit Hywelbane zu. Die Klinge traf auf seine Kehle und machte seinem Leben dann mit einem raschen Schnitt ein Ende. Blut schoß an der Klinge empor, und ich glaube, Valerin hat nicht mehr gemerkt, daß es nicht Arthur war, der seine Seele zur Schwerterbrücke in Cruachans Höhle schickte.
Unsere Männer jubelten. Ihr Kampfgeist, von den Druiden zermürbt und durch Valerins bösartige Beleidigungen abgekühlt, war augenblicklich wiederhergestellt, denn wir hatten das erste Blut vergossen. Ich stieg zum Flußufer hinab, wo ich einen Siegestanz aufführte, während ich den entmutigten Feinden Hywelbanes blutige Klinge zeigte. Nun, da ihr Champion besiegt worden war, wendeten Gorfyddyd, Cuneglas und Gundleus ihre Pferde, und meine Männer verhöhnten sie als Memmen und Schwächlinge.
Als ich zum Schildwall zurückkehrte, nickte Sagramor. Dieses Nicken war offensichtlich seine Art, mich für einen gut geführten Kampf zu loben. »Was machen wir mit ihm?« Er deutete auf Valerins Leichnam.
Ich wies Issa an, den Schmuck des Toten an sich zu nehmen. Dann warfen ihn zwei andere Männer in den Fluß, und ich bat die Wassergeister, meinen Bruder in Mithras seinem gerechten Lohn zuzuführen. Issa brachte mir Valerins Waffen, seinen goldenen Torques, zwei Broschen und einen Ring.
»Das gehört Euch, Lord«, sagte er und reichte mir die Beute. Außerdem hatte er meinen Speer aus dem Fluß gefischt. Ich nahm den Speer und Valerins Waffen, aber sonst nichts.
»Das Gold gehört dir, Issa«, sagte ich, weil ich daran denken mußte, wie er versucht hatte, mir seinen eigenen Torques zu geben, nachdem wir aus Ynys Trebes zurückgekehrt waren.
»Das hier nicht, Lord«, entgegnete er und zeigte mir Valerins Ring. Es war ein Schmuckstück aus schwerem Gold, wunderschön gefertigt und mit der Figur eines Hirschs geschmückt, der unter einem Halbmond dahinjagt. Es war Guineveres Zeichen, und in die Rückseite des Ringes war grob, aber tief ein Kreuz in das dicke Gold geritzt. Also war es ein Liebesring, und es war sehr klug von Issa gewesen, das gleich zu merken.
Ich nahm den Ring an mich und dachte daran, daß Valerin ihn während all dieser Jahre seiner Kränkung getragen hatte. Aber vielleicht, wagte ich zu hoffen, hatte er sich nur für seinen Schmerz rächen und ihren guten
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