Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
suchen, eine Schlacht, an die sich die Männer noch viele Winter lang in ihren verräucherten Hallen erinnern würden, eine Schlacht, die, selbst wenn wir unterlagen, die Männer in Ehren in die Halle der Krieger in der Anderwelt Einzug halten ließ. »Wir sollten sie jetzt hereinlocken«, sagte Sagramor. Er gab den Befehl zum Rückzug, und so bewegte sich unsere gesamte Truppe langsam und schwerfällig an dem Dorf mit seinem römischen Gebäude vorbei, um einige hundert Schritt dahinter haltzumachen. Unsere linke Flanke war nun an der steilen Westseite des Tals verankert, während die rechte durch die Marschwiesen geschützt war, die sich bis zum Fluß
    hinabzogen. Dennoch waren wir weniger gesichert als an der Furt, denn unser Schildwall war jetzt verzweifelt dünn, und der Feind konnte ihn auf seiner ganzen Breite angreifen. Es dauerte eine ganze Stunde, bis Gorfyddyd seine Männer über den Fluß gebracht und zu einem neuen Schildwall formiert hatte. Ich vermutete, daß es inzwischen Nachmittag geworden war, und warf einen Blick hinter mich, ob irgendwo Galahad oder Tewdrics Truppen auftauchten, aber ich konnte nichts entdecken. Allerdings, und das erleichterte mich sehr, sah ich auch nichts auf dem Westhügel, wo Nimues Geisterzaun unsere Flanke bewachte, aber Gorfyddyd würde dort kaum Männer benötigen, denn sein Heer war nunmehr größer denn je. Neue Kontingente waren aus Branogenium nachgerückt, und Gorfyddyds Befehlshaber schoben und zogen diese Neuankömmlinge in den Schildwall hinein. Wir sahen zu, wie die Hauptleute ihre langen Speere benutzten, um die feindliche Linie zu begradigen, und obwohl wir trotzige Rufe hinüberschickten, wußten wir alle, daß für jeden Mann, den wir an der Furt getötet hatten, zehn weitere über den Fluß
    gekommen waren. »Hier werden wir sie nie aufhalten können«, stellte Sagramor fest, als er sah, wie sich die Truppen des Feindes vermehrten. »Wir werden uns bis zur Baumbarrikade zurückziehen müssen.«
    Bevor Sagramor jedoch den Befehl zum weiteren Rückzug geben konnte, kam Gorfyddyd persönlich nach vorn geritten, um uns herauszufordern. Er erschien allein, sogar ohne seinen Sohn, und brachte nichts weiter mit als das Schwert in der Scheide und einen Speer, denn er hatte keinen Arm, mit dem er einen Schild zu tragen vermochte. Gorfyddyds goldgeschmückter Helm, den Arthur ihm in der Woche seiner Verlobung mit Ceinwyn zurückgebracht hatte, war von den ausgebreiteten Schwingen eines Steinadlers gekrönt, und sein schwarzer Mantel war über die Kruppe seines Pferdes gebreitet. Sagramor befahl mir grollend zu bleiben, wo ich war, und ging dem König gemessenen Schrittes entgegen. Gorfyddyd benutzte keine Zügel, sondern sprach zu seinem Pferd, das gehorsam zwei Schritt von Sagramor entfernt stehenblieb. Gorfyddyd stützte das Ende seines Speerschafts auf den Boden und zog dann die Wangenstücke seines Helmes beiseite, damit sein grämliches Gesicht zu sehen war.
    »Ihr seid Arthurs schwarzer Dämon«, beschuldigte er Sagramor und spie aus, um das Böse abzuwenden, »und Euer Hurenliebhaber versteckt sich hinter Eurem Schwert.«
    Wieder spie Gorfyddyd aus, diesmal jedoch in meine Richtung. »Warum sprecht Ihr nicht mit mir, Arthur?« rief er laut. »Habt Ihr Eure Zunge verschluckt?«
    »Mein Lord Arthur«, gab Sagramor in seinem mit schwerem Akzent behafteten Britisch zurück, »spart seinen Atem für den Siegesgesang.«
    Gorfyddyd zückte den langen Speer. »Ich bin einhändig«, rief er mir zu, »aber ich werde dennoch gegen Euch kämpfen.«
    Ich schwieg und rührte mich nicht von der Stelle. Arthur, das wußte ich, würde niemals Mann gegen Mann mit einem Krüppel kämpfen. Allerdings wäre Arthur auch niemals stumm geblieben, sondern hätte Gorfyddyd inzwischen längst um Frieden gebeten.
    Aber Gorfyddyd wollte keinen Frieden. Er wollte die Schlacht. Sein Pferd nur mit den Knien lenkend, ritt er an unserer Frontlinie auf und ab und schrie auf unsere Männer ein. »Ihr werdet sterben, weil euer Lord nicht von seiner Hure lassen kann! Ihr werdet sterben für ein Miststück, das feucht zwischen den Beinen ist! Für eine ständig läufige Hündin! Eure Seelen werden verflucht sein. Meine Toten tafeln bereits in der Anderwelt, doch eure Seelen werden ihre Wurfsteine sein. Und warum werdet ihr sterben? Wegen seiner rothaarigen Hure!« Er zeigte mit dem Speer auf mich; dann lenkte er sein Pferd direkt auf mich zu. Ich wich zurück, damit er durch die Augenschlitze

Weitere Kostenlose Bücher