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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und einige wenige hatten eigene Embleme. Dann ertönten hinter mir Jubelrufe. In der Erwartung, Tewdrics Männer in ihren römischen Uniformen zu sehen, wandte ich mich um, erblickte jedoch Galahad, der ganz allein auf einem schweißbedeckten Pferd heransprengte. Hinter unserer Linie kam er rutschend zum Stehen und wäre vor Hast, uns zu erreichen, beinah vom Pferd gefallen. »Ich dachte schon, ich käme zu spät«, sagte er.
    »Werden sie kommen?« fragte ich ihn.
    Er zögerte, und noch ehe er zum Sprechen ansetzte, wußte ich, daß sie uns im Stich gelassen hatten. »Nein«, antwortete er schließlich.
    Ich fluchte und blickte zum Feind hinüber. Den letzten Angriff hatten wir nur mit Hilfe der Götter überstanden, und die Götter allein wußten, wie lange wir jetzt noch aushalten konnten.
    »Kein einziger kommt?« fragte ich verbittert.
    »Ein paar, vielleicht.« Galahad sprach mit gedämpfter Stimme.
    »Tewdric glaubt, daß wir verloren sind. Agricola meint, daß sie uns helfen sollten, aber Meurig verlangt, daß man uns allein sterben läßt. Sie streiten sich, aber Tewdric hat gesagt, daß
    jeder Mann, der hier sterben will, mir folgen darf. Vielleicht sind ja schon ein paar unterwegs.«
    Ich betete darum, daß es so war, denn auf dem westlichen Hügel war jetzt ein Trupp von Gorfyddyds Landwehr eingetroffen, obwohl bisher noch kein einziger aus dieser zerlumpten Schar es gewagt hatte, Nimues Geisterzaun zu verletzen. Zwei Stunden können wir vielleicht noch aushalten, dachte ich, danach sind wir geliefert, aber bestimmt wird Arthur vorher kommen. »Kein Zeichen von den SchwarzschildIren?« fragte ich Galahad.
    »Nein, Gott sei Dank«, antwortete er, und das war ein kleines bißchen Glück an diesem Tag, der uns fast gar kein Glück gebracht hatte, obwohl eine halbe Stunde nach Galahads Ankunft etwas Verstärkung auftauchte. Sieben Mann kamen zu Fuß auf unseren ramponierten Schildwall zu, sieben Mann in Kriegsrüstung mit Speeren, Schilden und Schwertern, und das Symbol auf ihren Schilden war der Falke von Kernow, unserem Feind. Dennoch waren diese Männer nicht unsere Feinde. Es waren sechs narbenbedeckte, schlachterprobte Kämpfer, angeführt von ihrem Edling Tristan.
    Als sich die Aufregung der ersten Begrüßung gelegt hatte, erklärte er, warum er hier war. »Arthur hat einmal für mich gekämpft, und ich hatte schon lange den Wunsch, diese Schuld zu bezahlen.«
    »Mit Eurem Leben?« fragte Sagramor grimmig.
    »Er hat das seine aufs Spiel gesetzt«, antwortete Tristan schlicht. Ich hatte ihn als hochgewachsenen, gutaussehenden Mann in Erinnerung, und das war er immer noch, aber die Jahre hatten seinem Gesicht einen mißtrauischen, müden Ausdruck hinzugefügt, als hätte er zu viele Enttäuschungen erlebt. »Mein Vater«, ergänzte er reuig, »wird mir vermutlich niemals vergeben, daß ich hergekommen bin, aber ich hätte mir niemals vergeben können, wenn ich nicht gekommen wäre.«
    »Wie geht's Sarlinna?« fragte ich ihn.
    »Sarlinna?« Es dauerte einige Sekunden, bis er sich an das kleine Mädchen erinnerte, das nach Caer Cadarn gekommen war, um Owain anzuklagen. »Ach ja, Sarlinna! Ist inzwischen verheiratet. Mit einem Fischer.« Er lächelte. »Ihr habt ihr damals das Kätzchen geschenkt, nicht wahr?«
    Wir postierten Tristan mit seinen Männern in der Mitte unserer Kampflinie, dem Ehrenplatz auf diesem Schlachtfeld, doch als der Feind seinen nächsten Angriff begann, attackierte er nicht die Mitte, sondern die Baumbarrikade, die unsere Flanken schützte. Eine Zeitlang wirkten sich der flache Graben und die dicht verzweigten Äste der Bäume verheerend auf die anstürmenden Männer aus, aber sie lernten schnell genug, die gefällten Bäume als Schutz zu benutzen, und an manchen Stellen gelang es ihnen sogar, durchzubrechen und unsere Linie weiter zurückzudrängen. Doch wiederum hielten wir ihnen stand, und Griffid, mein ehemaliger Feind, machte sich einen Namen, indem er Nasiens tötete, Gundleus' Champion. Unaufhörlich krachten die Schilde aufeinander, Speere brachen, Schwerter wurden zerschmettert, Schilde splitterten, während die Erschöpften gegen die Ermüdeten kämpften. Auf dem Hügel sammelte sich die feindliche Landwehr, um von ihrem sicheren Platz hinter Nimues Geisterzaun aus zuzusehen, wie Morfans wieder einmal sein müdes Pferd den gefährlich steilen Hang hinauftrieb. Er blickte gen Norden, und wir beobachteten ihn und beteten darum, daß er ins Horn stoßen möge. Er hielt sehr

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