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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schmalen Lippen auf den dargebotenen Stahl zu pressen.
    Sie küßte das Schwert, wie es ihr befohlen worden war, und im selben Moment, da ihre Lippen den grauen Stahl berührten, stieß Gundleus zu. Er lachte, als er seine Gemahlin tötete, er lachte, als er das Schwert an ihrem Kinn vorbei in ihre Halsgrube rammte, und lachte immer noch, als er die lange Klinge gegen den erstickten Widerstand ihres sich aufbäumenden Körpers nach unten zog. Norwenna hatte keine Zeit zu schreien, hatte auch keine Stimme mehr zum Schreien. Die Schneide riß ihr die Kehle auf und wurde ihr mitten ins Herz gestoßen. Gundleus grunzte, als er zustieß. Er hatte sich den schweren Kampfschild über die Schultern gehängt, so daß er den Griff der Waffe mit beiden behandschuhten Händen umklammern konnte, um sie tief hineinzurammen und die Klinge dabei zu drehen. Blut klebte an seinem Schwert, Blut glänzte auf dem Gras, Blut befleckte den blauen Umhang der sterbenden Königin, und noch mehr Blut schoß hervor, als Gundleus die lange Klinge gewaltsam herausriß. Ohne den Halt des Schwertes sank Norwennas Leichnam seitlich zusammen, zitterte sekundenlang und lag dann still.
    Sebile ließ das Kind fallen und ergriff laut schreiend die Flucht. Mordred weinte laut protestierend, doch Gundleus brachte den Kleinen mit seinem Schwert schnell zum Schweigen. Nur einmal stieß er mit der blutroten Klinge zu, und schon war das goldene Tuch mit Scharlachrot getränkt. So viel Blut von einem so kleinen Kind!
    Das alles war so schnell geschehen! Gudovan, der neben mir stand, starrte noch ungläubig auf die Szene, während Ladwys, eine hochgewachsene Schönheit mit langen Haaren, dunklen Augen und scharfgeschnittenem, hartem Gesicht, laut und glücklich über den Sieg ihres Geliebten lachte. Tanaburs hatte ein Auge geschlossen, eine Hand gen Himmel erhoben, hüpfte auf einem Bein herum - Zeichen dafür, daß er sich in heiliger Zwiesprache mit den Göttern befand - und murmelte schicksalsschwere Beschwörungen, während Gundleus'
    Männer sich mit gezückten Speeren über das ganze Gelände verteilten, um dieses Schicksal eilends herbeizuführen. Ligessac hatte sich den Reihen der Silurier angeschlossen und half den Lanzenträgern, die eigenen Männer
    abzuschlachten. Einige Dumnonier versuchten sich zu wehren, aber sie waren aufgestellt worden, um Gundleus zu ehren, nicht um sich gegen ihn zu wehren, und so machten die Silurier kurzen Prozeß mit Mordreds Leibwache und noch kürzeren mit Druidans jämmerlichem Häuflein Soldaten. Zum allerersten Mal in meinem Erwachsenenleben sah ich Männer auf Speerspitzen sterben, hörte ich die furchtbaren Schreie, die ein Mann ausstößt, wenn seine Seele mit dem Speer in die Anderwelt geschickt wird.
    Ein paar Sekunden lang war ich hilflos vor panischer Angst. Norwenna und Mordred waren tot, der ganze Tor schrie, und der Feind stürmte auf Merlins Halle und Merlins Turm zu. Neben dem Turm tauchten Morgan und Hywel auf, doch während Hywel mit dem Schwert in der Hand vorwärts hinkte, floh Morgan den Weg zum Meerestor hinab, gefolgt von einer Schar Frauen, Kindern und Sklaven, einer entsetzten Menschenmasse, die Gundleus bereitwillig entfliehen zu lassen schien. Ralla, Sebile und jene von Druidans mißgestalteten Wachen, denen es gelungen war, den grimmigen silurischen Kriegern zu entkommen, liefen mit ihnen. Pellinore, den dieses Grauen begeisterte, hüpfte nackt und kichernd in seinem Käfig auf und ab.
    Ich sprang von der Brustwehr und rannte zur Halle. Nicht etwa, weil ich tapfer war, sondern ganz einfach, weil ich Nimue liebte und mich vergewissern wollte, daß sie in Sicherheit war, bevor ich selbst vom Tor floh. Ligessacs Wachen waren tot, und Gundleus' Krieger begannen bereits die Hütten zu plündern, als ich durch die Tür hineinstürzte und auf Merlins Gemächer zulief. Doch ehe ich die kleine schwarze Innentür erreichen konnte, stolperte ich über einen Lanzenschaft. Ich stürzte schwer; dann packte mich eine kleine Hand am Kragen und zerrte mich mit erstaunlicher Kraft zu meinem alten Versteck hinter den Körben mit den festlichen Tuchbahnen.
    »Du kannst ihr nicht helfen, Dummkopf«, hörte ich Druidans Stimme an meinem Ohr. »Und nun sei still!«
    Kaum war ich in Sicherheit, da kamen Gundleus und Tanaburs in die Halle, und nun konnte ich nur noch zusehen, wie der König, sein Druide und drei behelmte Männer auf Merlins Tür zumarschierten; ich wußte, was geschehen würde, und konnte nichts dagegen

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