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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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benutzten ihre Speere als Paddel, aber kein Coracle konnte es mit einem Moorkahn an Geschwindigkeit aufnehmen, und so ließen wir sie weit hinter uns. Ligessac schoß uns einen Pfeil hinterher, aber wir waren schon außer Reichweite, und sein Geschoß fiel lautlos ins dunkle Wasser. Hinter unseren enttäuschten Verfolgern, hoch oben auf dem grünen Tor, leckten die Flammen gierig an Hütten, Halle und Turm, und in den blauen Sommerhimmel reckten sich graue, kräuselnde Rauchsäulen.
    »Zwei Wunden.« Zum erstenmal, seit ich sie aus den Flammen gerettet hatte, sprach Nimue mit mir.
    »Was?« Ich wandte mich zu ihr um. Sie kauerte im Bug, den mageren Körper in den dunklen Umhang gewickelt, eine Hand über die leere Augenhöhle gelegt.
    »Ich habe zwei Wunden der Weisheit erlitten, Derfel«, sagte sie in einem Ton, der von irrwitzigem Staunen sprach. »Die Wunde des Körpers und die Wunde des Stolzes. Nun muß ich nur noch den Wahnsinn erleiden, dann werde ich so weise sein wie Merlin.« Sie wollte lächeln, in ihrer Stimme lag jedoch eine wilde Hysterie, bei der ich mich fragte, ob sie nicht jetzt schon im Banne des Wahnsinns stand.
    »Mordred ist tot«, berichtete ich ihr, »Norwenna und Hywel auch. Der Tor brennt.« Unsere ganze Welt wurde zerstört, doch Nimue wirkte seltsam unbewegt von der Katastrophe. Im Gegenteil, sie schien fast freudig erregt zu sein, weil sie zwei der drei Weisheitsproben bestanden hatte.
    Ich stakte an einer Reihe von Weidenreusen vorbei und steuerte dann in Lissa's Mere hinein, einen großen, schwarzen See am Südende des Sumpflandes. Mein Ziel war Ermids Halle, ein Weiler aus Holzhütten, in der Ermid, Häuptling eines einheimischen Stammes, seinen Hof hatte. Ich wußte, daß
    Ermid nicht zu Hause sein würde, denn er war mit Owain nach Norden marschiert, doch seine Leute würden uns helfen, und ich wußte auch, daß wir mit unserem Boot den Hof erreichen würden, lange bevor Gundleus' schnellste Reiter um das langgestreckte, dicht mit Schilf bewachsene, morastige Seeufer herumgaloppieren konnten. Sie würden fast bis zum Fosse Way reiten müssen, der großen Römerstraße, die östlich am Tor vorbeiführte, bevor sie um den östlichen Zipfel des Sees biegen und auf Ermids Halle zuhalten konnten, aber bis dahin würden wir längst nach Süden weitergezogen sein. Vor mir auf dem See entdeckte ich weitere Boote und nahm an, daß es die Flüchtlinge aus dem Tor waren, die von Ynys Wydryns Fischern in Sicherheit gebracht wurden.
    Ich erklärte Nimue, daß ich Ermids Halle zu erreichen versuchen und dann so lange weiter nach Süden fahren wolle, bis die Nacht hereinbrach oder wir auf Freunde trafen. »Gut«, gab sie stumpf zurück, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob sie etwas von dem verstanden hatte, was ich sagte. »Gut, Derfel«, ergänzte sie. »Jetzt weiß ich, warum mich die Götter hießen, dir zu vertrauen.«
    »Du vertraust mir«, entgegnete ich bitter und stieß den Speer in den schlammigen Grund des Sees, um das Boot
    vorwärtszutreiben, »weil ich dich liebe und dir das Macht über mich verleiht.«
    »Gut«, sagte sie abermals, dann schwieg sie, bis unser Schilfboot in den baumumstandenen Anlegeplatz unterhalb von Ermids Palisade hineinglitt, wo ich, als ich das Boot tiefer in den Schatten am Bach lenkte, die anderen Flüchtlinge vom Tor entdeckte. Morgan war da, zusammen mit Sebile, und Ralla saß, ihr Baby sicher in den Armen, weinend neben Gwlyddyn, ihrem Gemahl. Lunete, das irische Mädchen, war da und lief weinend ans Wasser hinunter, um Nimue zu helfen. Ich berichtete Morgan von Hywels Tod, und sie erwiderte, sie habe gesehen, wie Guendoloen, Merlins Gemahlin, von einem Silurier niedergemetzelt wurde. Gudovan war in Sicherheit, doch niemand wußte, was aus dem armen Pellinore oder aus Druidan geworden war. Keiner von Norwennas Leibwachen hatte überlebt, nur eine Handvoll von Druidans elenden Soldaten hatten sich in die zweifelhafte Sicherheit von Ermids Halle retten können, dazu drei von Norwennas weinenden Hofdamen und ein Dutzend von Merlins verängstigten Findelkindern.
    »Wir müssen bald weiter«, erklärte ich Morgan. »Sie sind hinter Nimue her.« Nimue wurde gerade von Ermids Dienerinnen verbunden und eingekleidet.
    »Nicht hinter Nimue sind sie her, Dummkopf«, fuhr Morgan mich an, »sondern hinter Mordred.«
    »Aber Mordred ist tot!« protestierte ich, doch Morgan antwortete nicht, sondern wandte sich um und riß Ralla das Baby aus den Armen. Als sie das grobe

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