Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
heiraten, und wir werden Frieden mit Siluria schießen, und dann werden die Sachsen einem geeinten Britannien gegenüberstehen. Powys, Gwent, Dumnonia und Siluria - alle vereint, alle zusammen gegen denselben Feind, und alle miteinander in Frieden lebend.«
Ich lachte - nicht über ihn, sondern mit ihm, denn seine ehrgeizige Prophezeiung hatte so sachlich geklungen. »Woher wollt Ihr das wissen?« fragte ich ihn.
»Weil Cuneglas die Friedensbedingungen vorgelegt hat natürlich, und das darfst du keinem Menschen erzählen, Derfel, sonst könnte es vielleicht nicht gutgehen. Sogar sein Vater weiß noch nichts davon. Also ist es vorerst noch dein und mein Geheimnis. Verstanden?«
»Ja, Lord«, antwortete ich und fühlte mich unendlich privilegiert, daß man mir ein so wichtiges Geheimnis verriet, aber genau das hatte Arthur natürlich beabsichtigt. Er wußte stets, wie man Menschen manipulieren kann, und vor allem verstand er sich darauf, junge, idealistische Männer zu manipulieren.
»Aber was nützt uns der Frieden«, fragte mich Arthur, »wenn wir uns gegenseitig bekämpfen? Unsere Aufgabe ist es, Mordred ein reiches, friedliches Königreich zu übergeben, und darum müssen wir es zu einem guten und gerechten Königreich machen.« Jetzt sah er mich an, und seine tiefe, weiche Stimme hatte einen sehr ernsten Tonfall angenommen.
»Wir können keinen Frieden halten, wenn wir unsere Verträge brechen, und der Vertrag, der den Männern aus Kernow erlaubte, unsere Zinnminen auszubeuten, war ein guter Vertrag. Ich bezweifle nicht, daß sie uns betrogen haben, alle Menschen betrügen, wenn es darum geht, Königen etwas von ihrem Geld zu geben, aber war das ein Grund, sie zu töten und ihre Kinder und die Kätzchen ihrer Kinder? Daher, Derfel, werden wir im nächsten Frühling Krieg haben statt Frieden, es sei denn, wir machen auf der Stelle Schluß mit diesem Unsinn. König Mark wird uns angreifen. Er wird nicht siegen, aber sein Stolz wird verlangen, daß seine Männer viele unserer Bauern töten, und wir werden eine Kriegshorde nach Kernow schicken müssen, und das Gelände dort ist für den Kampf schlecht geeignet, sehr schlecht, aber letztlich werden wir siegen. Dem Stolz wird Genüge getan sein, aber zu welchem Preis?
Dreihundert tote Bauern? Wie viele tote Rinder? Und wenn Gorfyddyd sieht, daß wir an unserer Westgrenze Krieg führen, wird er versucht sein, unsere Schwäche auszunutzen und uns im Norden anzugreifen. Wir können Frieden schließen, Derfel, aber nur, wenn wir stark genug sind, Krieg zu führen. Wenn wir schwach wirken, werden unsere Feinde wie die Falken auf uns herabstoßen. Und wie viele Sachsen werden uns im nächsten Jahr gegenüberstehen? Können wir wirklich Männer entbehren, damit sie den Tamar überschreiten, um in Kernow ein paar Bauern zu töten?«
»Lord«, begann ich, drauf und dran, die Wahrheit zu beichten, aber Arthur hieß mich schweigen. Die Krieger in der Halle brüllten den Kriegsgesang von Beli Mawr, stampften mit den Füßen auf die Erde, während sie das große Schlachten ausriefen und sich zweifellos auf weiteres Schlachten in Kernow freuten.
»Du darfst kein Wort über das verlieren, was auf dem Moor geschehen ist«, ermahnte mich Arthur. »Eide sind heilig, sogar für diejenigen unter uns, die sich fragen, ob irgendein Gott sich die Mühe macht, für ihre Einhaltung zu sorgen. Nehmen wir einfach mal an, Derfel, daß Tristans kleines Mädchen die Wahrheit gesagt hat. Was würde das bedeuten?«
Ich starrte in die frostige Nacht hinaus. »Krieg mit Kernow«, antwortete ich tonlos.
»Nein«, widersprach Arthur. »Es bedeutet, daß morgen früh, wenn Tristan wiederkommt, irgend jemand für die Wahrheit kämpfen muß. Die Götter, so sagt man, bevorzugen bei solchen Begegnungen immer den Ehrlichen.«
Ich wußte, was er sagen wollte, und schüttelte den Kopf.
»Tristan wird Owain nicht herausfordern«, behauptete ich.
»Nicht wenn er so vernünftig ist, wie er zu sein scheint«, stimmte Arthur mir zu. »Selbst den Göttern würde es schwerfallen, dafür zu sorgen, daß Tristan Owains Schwert besiegt. Wenn wir also Frieden wollen, und wenn wir all die guten Dinge wollen, die auf den Frieden folgen werden, muß
ein anderer Tristans Champion sein. Meinst du nicht auch?«
Ich starrte ihn an, entsetzt über das, was er da meiner Meinung nach sagte. »Ihr?« fragte ich schließlich. Er zuckte unter seinem weißen Mantel die Achseln. »Ich wüßte nicht, wer es sonst tun
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