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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sollte«, antwortete er freundlich.
    »Aber eins könntest du für mich tun.«
    »Alles, Lord«, sagte ich eilfertig, »alles.« Ich glaube, ich hätte in diesem Moment sogar versprochen, für ihn gegen Owain zu kämpfen.
    »Ein Mann, der in den Kampf zieht, Derfel«, sagte Arthur bedächtig, »sollte wissen, daß er für die richtige Sache kämpft. Vielleicht haben die Schwarzschild-Iren ihre Schilde durch das Land getragen, ohne von jemandem gesehen zu werden. Vielleicht haben ihre Druiden ihnen auch Flügel verliehen. Aber vielleicht werden die Götter, falls sie sich dafür interessieren, morgen auch denken, daß ich für eine gute Sache kämpfe. Was meinst du?«
    Er stellte diese Frage so beiläufig, als erkundigte er sich nach dem Wetter. Völlig überwältigt von ihm starrte ich ihn an und wünschte mir verzweifelt, ihm diesen Waffengang mit dem besten Schwertkämpfer von Dumnonia ersparen zu können.
    »Nun?« fragte er.
    »Die Götter…«, begann ich, dann aber fiel mir das Sprechen schwer, denn Owain war gut zu mir gewesen. Owain war kein ehrlicher Mensch, aber ich konnte die ehrlichen Menschen, die ich bisher kennengelernt hatte, an den Fingern abzählen. Und trotz seiner Gaunerei mochte ich ihn. Doch dieser ehrliche Mann hier bedeutete mir mehr. Also hielt ich inne, um zu erwägen, ob ich mit meinen Worten irgendeinen Eid brechen würde, und entschied dann, daß das nicht der Fall war. »Die Götter werden Euch unterstützen, Lord«, sagte ich schließlich. Er lächelte traurig. »Ich danke dir, Derfel.«
    »Aber warum?« stieß ich hervor.
    Er seufzte und blickte wieder auf das mondbeschienene Land hinaus. »Als Uther starb«, sagte er nach einer langen Pause,
    »wurde das Land ins Chaos gestürzt. Das geschieht immer mit einem Land ohne König, und wir haben im Moment keinen König. Wir haben Mordred, gewiß, aber er ist ein Kind, doch irgend jemand muß die Macht in der Hand halten, bis er großjährig ist. Ein Mann muß die Macht halten, Derfel, nicht drei oder vier oder zehn - einer! Ich wünschte, es wäre anders. Von ganzem Herzen wünschte ich, die Dinge würden bleiben, wie sie sind, das kannst du mir glauben. Ich würde lieber mit Owain als meinem geliebten Freund alt werden, aber das kann leider nicht sein. Die Macht muß für Mordred gehalten werden, und sie muß richtig und gerecht gehalten und ihm intakt übergeben werden, und das bedeutet, daß wir uns nicht ständig Streit unter den Männern leisten können, welche die Macht des Königs für sich selbst haben wollen. Ein einziger Mann muß sich dazu hergeben, ein König zu sein, der kein König ist, und dieser Mann muß die gesamte Macht des Reichs abgeben, sobald Mordred großjährig wird. Und genau das ist die Aufgabe eines Soldaten, erinnerst du dich? Sie schlagen die Schlachten für Menschen, die zu schwach sind, um selber zu kämpfen. Und« - er lächelte - »sie nehmen sich, was sie wollen, und morgen will ich etwas von Owain: Ich will seine Ehre, und ich werde sie mir nehmen.« Er zuckte die Achseln. »Morgen kämpfe ich für Mordred und für das kleine Mädchen. Und du, Derfel« - er stieß mir einen Finger in die Rippen - »wirst ihr ein neues Kätzchen suchen.« Er stampfte mit den Füßen, um die Kälte zu vertreiben; dann spähte er nach Westen hinüber. »Was meinst du, werden diese Wolken morgen früh vielleicht Regen oder Schnee bringen?« fragte er mich.
    »Ich weiß es nicht, Lord.«
    »Hoffen wir's. Übrigens, ich habe gehört, daß du dich mit dem armen Sachsen unterhalten hast, den sie getötet haben, um die Zukunft zu weissagen. Bitte, erzähl mir alles, was er dir gesagt hat. Je mehr wir von unseren Feinden wissen, desto besser für uns.«
    Er begleitete mich zu meinem Posten zurück und hörte sich an, was ich über Cerdic, den neuen Sachsenführer an der Südküste, zu sagen hatte. Dann ging er zu Bett. Er schien sich keine Sorgen darüber zu machen, was am folgenden Morgen geschehen würde, ich aber hatte große Angst um ihn. Ich erinnerte mich nur zu genau, wie Owain den vereinten Angriff der beiden Tewdric-Champions zurückgeschlagen hatte, und versuchte ein Gebet zu den Sternen emporzuschicken, auf denen die Götter wohnen, aber ich konnte sie nicht sehen, weil meine Augen zu naß waren.
    Die Nacht war lang und bitterkalt. Aber ich wünschte, der Morgen würde niemals kommen.

    Arthurs Wunsch ging in Erfüllung, denn bei Morgengrauen begann es zu nieseln. Daraus wurde sehr schnell ein Wintersturm mit hartem,

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