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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erklärte man mir, hieße, Britannien erleben, bevor die Römer gekommen waren. Aber ich selbst unternahm nie eine Reise dorthin, und Arthur auch nicht.
    Soweit ich zurückdenken kann, wurde Kernow von König Mark regiert. Er störte uns kaum, obwohl er – vor allem, wenn Dumnonia mit einem stärkeren Feind im Osten beschäftigt war
    – zuweilen beschloß, ein Teil unseres westlichen Territoriums müsse von jetzt an ihm gehören. Dann kam es zu kurzen Grenzkriegen und an unserer Küste zu wüsten Überfällen durch Kernows Kampfschiffe. Aus diesen Kriegen gingen wir regelmäßig als Sieger hervor – wer denn auch sonst?
    Dumnonia war groß, und Kernow war klein, und wenn die Kriege vorüber waren, schickte uns Mark einen Boten, der uns erklärte, das Ganze sei ein Versehen gewesen. Als sich Cadwy von Isca zu Beginn von Arthurs Regentschaft gegen den Rest von Dumnonia erhob, war es Mark für kurze Zeit tatsächlich gelungen, ein großes Stück Land jenseits seiner Grenze zu erobern; aber Culhwch hatte diesem Aufstand ein Ende gemacht, und als Arthur König Mark ein Geschenk in Gestalt von Cadwys Kopf übersandte, kehrten die Speerkämpfer von Kernow friedlich zu ihren alten Festungen zurück. Derartige Unruhen waren jedoch selten, denn seine berühmtesten Kampagnen focht König Mark im eigenen Ehelager aus. Er war bekannt für die Zahl seiner Gemahlinnen, doch während sich andere Männer mehrere Frauen auf einmal hielten, nahm Mark sie eine nach der anderen zur Gemahlin. Diese Frauen starben mit erschreckender Regelmäßigkeit, und zwar, wie es schien, immer vier Jahre, nachdem die Eheschließung von Kernows Druiden vollzogen worden war. Und obwohl Mark stets eine Erklärung für diese tragischen Todesfälle hatte – etwa ein Fieber, ein Unfall oder auch eine schwere Geburt –, argwöhnten die meisten von uns, daß die Langeweile des Königs der Grund für die Totenfeuer auf Caer Dore, der Festung des Königs, war. Die siebte Gemahlin, die den Tod fand, war Ialle gewesen, Arthurs Nichte, woraufhin Mark uns einen Boten mit einem traurigen Bericht von giftigen Pilzen und Ialles hemmungslosem Appetit schickte. Um einem eventuellen Zornesausbruch Arthurs vorzubeugen, hatte er dem Boten außerdem ein mit Zinnbarren und kostbaren Walknochen beladenes Packmuli mitgegeben.
    Der Tod der Gemahlinnen schien weitere Prinzessinnen nicht davon abzuhalten, die Seereise übers Meer zu wagen, um König Marks Ehelager zu teilen. Vielleicht war es besser, Königin von Kernow zu sein, und sei es auch nur für kurze Zeit, als in der Frauenhalle endlos auf einen Freier zu warten, der möglicherweise niemals erschien. Außerdem klangen die Erklärungen für die Todesfälle stets plausibel. Es waren schlicht und einfach Unfälle gewesen.
    Nach Ialles Tod gab es eine lange Zeit keine neue Vermählung. Mark wurde alt, und die Männer vermuteten, daß
    er das Ehespiel aufgegeben hatte. Dann aber, in jenem wunderschönen Sommer vor Mordreds Thronbesteigung, nahm sich der alternde König Mark doch noch einmal eine Frau: eine Tochter unseres alten Verbündeten Oengus Mac Airem. Er war der irische König von Demetia, der uns im Lugg Vale den Sieg gebracht hatte und dem Arthur deswegen die unzähligen Grenzverletzungen gegen Cuneglas’ Land nachsah. Oengus’
    gefürchtete Schwarzschildkrieger überfielen Powys und das ehemalige Siluria immer wieder, und während all dieser Jahre war Cuneglas gezwungen, kostspielige Kriegshorden an seiner Westgrenze zu unterhalten. Oengus leugnete hartnäckig, für diese Überfälle verantwortlich zu sein. Er behauptete, seine Häuptlinge nicht im Zaum halten zu können, und versprach, daß einige Köpfe rollen würden. Aber es rollten keine Köpfe, und jedesmal zur Erntezeit kehrten die ausgehungerten Schwarzschilde nach Powys zurück. Arthur schickte einige unserer jungen Speerkämpfer aus, damit sie erste Erfahrungen auf dem Schlachtfeld sammeln konnten; denn diese Erntekriege boten uns eine Gelegenheit, sowohl die unerfahrenen Krieger zu trainieren als auch den Instinkt der älteren nicht abstumpfen zu lassen. Cuneglas wollte Demetia ein für allemal erledigen, doch Arthur mochte Oengus und wandte ein, diese Raubzüge seien die Erfahrung wert, die unsere Speerkämpfer durch sie erwarben – und so blieben uns die Schwarzschilde erhalten.
    Die Vermählung des alternden Königs Mark mit seiner Kindbraut aus Demetia war ein Bündnis zweier kleiner Königreiche, das niemanden störte, und außerdem glaubte

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