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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Guinevere und deutete auf die geschlagenen Sachsen. Sie lächelte. »Und morgen machen wir das Ganze noch einmal.«
    An jenem Abend kamen die Sachsen nicht wieder. Es war eine wundervolle Dämmerung, sanft und glühend. Meine Wachtposten schritten den Wall ab, während die Feuer der Sachsen die sich ausbreitenden Schatten unten durchbrachen. Wir aßen, und nach dem Essen sprach ich mit Issas Gemahlin Scarach. Sie rekrutierte weitere Frauen, und alle trieben irgendwo Nadeln, Messer und Garn auf. Ich hatte ihnen ein paar Mäntel gegeben, die ich den toten Sachsen abgenommen hatte, und die Frauen arbeiteten bis in die Dämmerung und anschließend noch beim Schein der Feuer bis in die tiefe Nacht hinein.
    Als Guinevere am folgenden Morgen erwachte, wehten drei Banner auf dem Südwall von Mynydd Baddon: Arthurs Bär, Ceinwyns Stern und in der Mitte, auf dem Ehrenplatz, wie es einem siegreichen Kriegsherrn zusteht, eine Flagge mit Guineveres mondgekröntem Hirsch. Der Morgenwind ließ sie flattern. Sie sah das Zeichen, und ich sah ihr Lächeln.
    Während unter uns die Sachsen zu ihren Speeren griffen.

    D as Trommeln begann bei Morgengrauen, und innerhalb einer Stunde erschienen fünf Magier auf Mynydd Baddons unteren Hängen. Heute waren Cerdic und Aelle anscheinend entschlossen, Rache für ihre Demütigung zu nehmen.
    Raben rissen an den fünfzig toten Sachsen, die dicht bei den verkohlten Resten des Wagens auf dem Hang lagen, und einige meiner Männer wollten diese Toten auf den Wall heraufschleifen und – um den Sachsen einen entsprechenden Empfang zu bereiten – eine grausige Leichenmauer aus ihnen bauen, ich aber verbot es ihnen. Bald würden, wie ich mir sagte, unsere eigenen Leichen der Willkür der Sachsen ausgeliefert sein, und wenn wir ihre Toten entweihten, würden sie das auch mit den unseren tun.
    Schon bald war uns klar, daß die Sachsen diesmal keinen Angriff riskieren würden, der von uns durch einen brennenden Wagen in ein Chaos verwandelt werden konnte. Statt dessen bildeten sich zwanzig Marschsäulen, die von Süden, Osten und Westen gegen den Hügel anrennen sollten. Jede Angreifertruppe würde nur siebzig bis achtzig Mann zählen, gemeinsam aber mußten die vielen kleinen Attacken uns überwältigen. Drei bis vier Marschsäulen konnten wir vielleicht noch abwehren, die anderen aber würden mühelos über den Wall gelangen; deswegen konnten wir nur noch wenig anderes tun als beten, singen, essen und – für jene, die das nötig hatten – trinken. Wir versprachen einander einen anständigen Tod, was bedeutete, daß wir bis zum letzten Mann kämpfen und so lange singen würden, wie wir nur konnten, aber ich glaube, wir alle wußten, daß am Ende kein trotziger Gesang, sondern ein Chaos von Demütigung, Schmerz und Entsetzen stehen würde. Für die Frauen würde es sogar noch schlimmer werden. »Soll ich kapitulieren?« fragte ich Ceinwyn.
    Erschrocken blickte sie mich an. »Das ist nicht meine Entscheidung«, sagte sie.
    »Ich habe noch nie etwas getan, ohne deinen Rat einzuholen«, hielt ich ihr vor.
    »Im Krieg«, widersprach sie, »kann ich dir keinen Rat geben. Ich kann dich höchstens fragen, was mit den Frauen geschehen wird, wenn du nicht kapitulierst.«
    »Sie werden vergewaltigt, versklavt oder den Männern zu Ehefrauen gegeben werden, die Ehefrauen brauchen.«
    »Und wenn du kapitulierst?«
    »Dasselbe«, mußte ich zugeben. Nur die Vergewaltigung würde weniger heftig ausfallen.
    Sie lächelte. »Dann brauchst du meinen Rat ja doch nicht. Geh hin und kämpfe, Derfel, und wenn ich dich erst in der Anderwelt wiedersehen soll, dann wisse, daß meine Liebe dich auf der Schwerterbrücke begleiten wird.«
    Ich umarmte sie; dann küßte ich meine Töchter und kehrte zu dem vorspringenden Südwall zurück, um zu beobachten, wie die Sachsen sich anschickten, den Hang zu erklimmen. Die Vorbereitungen auf den zweiten Angriff nahmen längst nicht so viel Zeit in Anspruch wie auf den ersten, denn da mußte eine große Masse Männer organisiert, eingeteilt und ermuntert werden, während die Feinde heute keiner weiteren Motivation bedurften. Sie kamen, um Rache zu nehmen, und kamen in so kleinen Trupps, daß sie selbst dann, wenn wir wieder einen Wagen den Hang hinuntergeschickt hätten, diesem mühelos auszuweichen vermochten. Sie ließen sich Zeit, denn es gab für sie keinen Grund zur Eile.
    Ich hatte meine Männer in zehn Gruppen eingeteilt, wobei jede für zwei Sachsenkolonnen verantwortlich war,

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