Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Mut. Sie hatten eine leichte Schlacht gegen eine geringe Anzahl von Speerkämpfern erwartet; auf Reiter waren sie nicht gefaßt gewesen. Nicht bergauf, und nicht gegen Arthurs Reiter. Andere Reiter hätten ihnen vielleicht keine Angst eingeflößt, aber sie kannten die Bedeutung des weißen Mantels, der Helmzier aus Gänsefedern und des Schildes, der so hell glänzte wie die Sonne selbst. Sie bedeuteten, daß der Tod zu ihnen gekommen war, und keiner von ihnen war bereit, ihm freiwillig entgegenzuklettern.
Eine halbe Stunde später erreichte Arthurs Fußvolk den Sattel. Die Sachsen, die den Hügel nördlich des Sattels besetzt hielten, flohen vor den Verstärkungstruppen, und die erschöpften Speerkämpfer stiegen unter unserem ohrenbetäubenden Jubel zu den Wällen herauf. Die Sachsen hörten die Jubelrufe und sahen die neu angekommenen Speere über der Krone des alten Walles, und das bereitete ihrem Ehrgeiz für diesen Tag ein Ende. Die Marschkolonnen zogen ab, und Mynydd Baddon war für einen weiteren Sonnenumlauf sicher.
Während Arthur die müde Llamrei zu unseren Bannern emporspornte, nahm er den Helm vom Kopf. Als er bei einem unerwarteten Windstoß
den Kopf hob, sah er, daß Guineveres mondgekrönter Hirsch neben seinem eigenen Bären flatterte, aber das breite Lächeln auf seinem Gesicht blieb bestehen. Und auch, als er von Llamreis Rücken glitt, sagte er kein einziges Wort über das Banner. Er muß gewußt haben, daß
Guinevere bei mir war, denn Balin hatte sie in Aquae Sulis gesehen, und auch die beiden Männer, die von mir mit Botschaften zu ihm geschickt worden waren, hätten es ihm berichten können, aber er tat, als wisse er von nichts. Statt dessen kam er wie in alten Tagen zu mir herüber und umarmte mich, als hätte nie distanzierte Kälte zwischen uns geherrscht. Seine Melancholie war vollständig verschwunden. Es war wieder Leben in seinem Gesicht, und eine Verve, die sich auf meine Männer übertrug, als sie sich um ihn drängten, um die neuesten Nachrichten von ihm zu hören; er aber verlangte zunächst Berichte über uns. Er war zwischen den toten Sachsen auf dem Hang hindurchgeritten und wollte wissen, wie und wann sie gefallen waren. Verständlicherweise übertrieben meine Männer die Zahl jener, die uns am Tag zuvor angegriffen hatten, und als er hörte, daß wir zwei brennende Wagen den Hang hinabgeschickt hatten, lachte er laut auf. »Gut gemacht, Derfel«, lobte er mich, »gut gemacht.«
»Das war nicht ich, Lord«, berichtigte ich, »sondern sie.« Mit dem Kopf deutete ich auf Guineveres Flagge. »Sie hat das alles getan, Lord. Ich war bereit zu sterben, aber sie hatte andere Vorstellungen.«
»Das hatte sie immer«, gab er leise zurück und stellte keine weiteren Fragen. Guinevere selbst war nirgends zu sehen, und er fragte auch nicht, wo sie sei. Er entdeckte Bors und bestand darauf, ihn zu umarmen und zu hören, was er zu berichten hatte, und kletterte erst dann wieder auf den Rasenwall hinauf, um sich die Lager der Sachsen anzusehen. Er blieb ziemlich lange dort stehen und zeigte sich dem entmutigten Feind, nach einer Weile jedoch winkte er Bors und mich zu sich. »Ich hatte nicht vor, hier gegen sie zu kämpfen«, sagte er zu uns, »aber hier kann man das ebensogut tun wie anderswo. Nein, hier ist es sogar günstiger als anderswo. Sind alle da?« fragte er Bors.
Bors hatte in Erwartung des Sachsenangriffs wieder zu trinken begonnen, gab sich jetzt aber größte Mühe, nüchtern zu werden. »Alle, Lord. Bis auf die Garnison von Caer Ambra. Die hatten Befehl, Culhwch zu jagen.« Mit dem Kopf zeigte Bors zum Osthügel hinüber, über den noch immer weitere Sachsen herunterkamen, um sich dem Lager anzuschließen. »Möglicherweise sind sie das, Lord. Aber vielleicht sind es ja auch nur Beutejäger.«
»Die Garnison von Caer Ambra hat Culhwch nicht gefunden«, erklärte Arthur. »Gestern habe ich Nachricht von ihm erhalten. Er ist nicht mehr weit von hier, und Cuneglas ist ebenfalls nicht weit entfernt. Binnen zwei Tagen werden wir fünfhundert Mann mehr hier haben, und dann sind sie nur noch doppelt so viele wie wir.« Er lachte. »Gut gemacht, Derfel!«
»Gut gemacht?« fragte ich ihn erstaunt. Ich hatte Vorwürfe erwartet, weil ich mich so weit von Corinium entfernt in die Falle hatte locken lassen.
»Irgendwo mußten wir gegen sie kämpfen«, sagte er, »und Ihr habt den Ort dafür gewählt. Er gefällt mir. Wir halten das höhere Gelände.«
Er sagte es laut, denn er
Weitere Kostenlose Bücher