Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
aber, die sich direkt im Weg der Wagen befanden, gab es kein Entkommen mehr. Ich hörte einen Schrei, als die langen, an der Vorderseite der Wagen befestigten Speere in die Masse der Männer hineinstießen; dann stellte sich einer der Wagen auf, weil seine Vorderräder gegen die gefallen Körper geprallt waren, aber er fuhr dennoch weiter, und auf seinem Weg zermalmte er weitere Männer, verbrannte und zerbrach sie. Ein Schild zersprang, als er von einem Rad getroffen wurde. Der zweite Wagen schwankte, als er auf die Front der Sachsen traf. Einen Herzschlag lang fuhr er auf zwei Rädern, dann kippte er auf die Seite und überschüttete die Reihen der Sachsen mit einem Schwall von Feuer. Dort, wo zuvor eine feste, disziplinierte Menschenmasse gewesen war, gab es jetzt nur noch Chaos, Angst und Panik. Selbst dort, wo die Reihen nicht von den Wagen getroffen wurden, herrschte Verwirrung, denn der Aufprall der beiden Gefährte hatte bewirkt, daß die sorgfältig aufgestellten Reihen ins Wanken gerieten und zerbrachen.
»Attacke!« rief ich. »Auf, auf!«
Mit lautem Kriegsgeschrei sprang ich vom Wall. Eigentlich hatte ich den Wagen nicht den Hügel hinab folgen wollen, doch die Zerstörung, die sie anrichteten, war so groß, das Entsetzen der Feinde so augenfällig, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen war, dieses Entsetzen noch zu verstärken.
Brüllend rannten wir den Hang hinab. Es war ein Siegesgebrüll, dazu bestimmt, einem bereits halb geschlagenen Gegner Entsetzen einzuflößen. Die Sachsen waren uns an Zahl noch immer überlegen, aber ihr Schildwall war zerbrochen, sie waren erschöpft, und wir kamen wie die Rachefurien aus der Höhe auf sie herab. Ich hinterließ meinen Speer im Bauch eines Mannes, riß Hywelbane aus der Scheide und schlug um mich wie ein Schnitter, der das Gras in Schwaden mäht. Bei einem solchen Kampf gibt es keine Berechnung, keine Taktik, nur eine berauschende Freude am Töten, Freude daran, die Feinde zu beherrschen, die Angst in ihren Augen zu sehen und zu beobachten, wie ihre hinteren Reihen zu fliehen beginnen. Vor Lust an der Schlacht stieß
ich wahnsinnige, schrille Laute aus, und neben mir hackten und stießen meine Wolfsruten hohnlachend auf Feinde ein, die eigentlich als Sieger auf unseren Leichen hätten tanzen müssen.
Ihre Zahl war so groß, daß sie uns immer noch schlagen konnten, doch es ist schwer, in einem zerbrochenen Schildwall bergauf zu kämpfen, und unsere unerwartete Attacke hatte ihnen den Schwung genommen. Zu viele Sachsen waren außerdem betrunken. Ein betrunkener Mann kämpft, wenn er siegessicher ist, zwar gut, bei einer drohenden Niederlage gerät er jedoch schnell in Panik, und obwohl Cerdic versuchte, sie zu halten, drehten seine Speerkämpfer durch und ergriffen die Flucht. Einige meiner Jungmänner waren versucht, ihnen weiter den Hügel hinab zu folgen, und eine Handvoll von ihnen erlag der Versuchung, ging zu weit und bezahlte teuer für diese Tollkühnheit. Den anderen rief ich zu, sie sollten bleiben, wo sie waren. Die meisten Feinde entkamen, aber wir hatten gesiegt, und zum Beweis für unseren Sieg standen wir im Blut der Sachsen, war unser Hügelabhang dicht mit ihren Toten, Verwundeten und verlorenen Waffen bedeckt. Der umgestürzte Wagen lag brennend am Hang und ein eingeklemmter Sachse schrie unter seinem Gewicht, während der andere Wagen noch weiterrumpelte, bis er ganz unten in der Hecke am Fuß des Hügels steckenblieb.
Einige unserer Frauen kamen herunter, um die Toten zu plündern und die Verwundeten zu töten. Weder Aelle noch Cerdic waren unter den Sachsen, die auf dem Hügel zurückblieben, aber wir fanden einen ihrer großen Häuptlinge, der mit Gold behängt war und ein Schwert mit goldverziertem Heft in einer Scheide aus weichem schwarzen Leder trug, das kreuzweise mit Silber bestickt war. Ich nahm dem Toten Gurt und Schwert ab und ging damit zu Guinevere. Ich kniete vor ihr nieder, was ich noch niemals zuvor getan hatte. »Es ist Euer Sieg, Lady«, sagte ich. »Ganz allein der Eure.« Damit reichte ich ihr das Schwert. Sie legte es an und hob mich auf. »Ich danke Euch, Derfel«, sagte sie.
»Es ist ein gutes Schwert«, bemerkte ich.
»Nicht für das Schwert danke ich Euch«, entgegnete Guinevere,
»sondern für Euer Vertrauen. Ich habe immer gewußt, daß ich zu kämpfen verstehe.«
»Besser als ich, Lady«, bekannte ich reuig. Warum nur hatte ich nicht daran gedacht, die Wagen zu benutzen?
»Besser als sie!« berichtigte
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