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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sitzen noch liegen konnte; sogar das Stehen verursachte ihm Qualen. Schließlich wurde er immer magerer, bis er schwitzend und zitternd starb. Jedenfalls haben wir das gehört.«
    Igraine war empört. »Dann ist er also nicht bei Mynydd Baddon gefallen?«
    »Er ist mit Cerdic zusammen entkommen.«
    Igraine zuckte unzufrieden die Achseln, als hätten wir irgendwie versagt, als wir den sächsischen Champion entkommen ließen. »Aber die Barden«, sagte sie dann, und ich stöhnte, denn jedesmal, wenn meine Königin die Barden erwähnt, weiß ich, daß mir sogleich deren Version der Geschichte vorgehalten wird, die Igraine unweigerlich bevorzugt, obwohl ich dabei war, als diese Geschichte gemacht wurde, während die Barden damals noch nicht mal geboren waren. »Die Barden«, sagte sie energisch, ohne mein protestierendes Stöhnen zu beachten, »sagen alle, daß Cuneglas’ Kampf gegen Liofa fast den ganzen Vormittag über gedauert hat und Cuneglas sechs Champions getötet hat, bevor er selbst von hinten erschlagen wurde.«
    »Ich habe diese Lieder gehört«, antwortete ich vorsichtig.
    »Und?« Aufgebracht funkelte sie mich an. Cuneglas war der Großvater ihres Gemahls, deswegen stand die Familienehre auf dem Spiel. »Nun?«
    »Ich war dabei, Lady«, sagte ich schlicht.
    »Ihr habt das Erinnerungsvermögen eines alten Mannes, Derfel«, behauptete sie mißbilligend, und ich bin sicher, wenn Dafydd, der Gerichtsschreiber, der die britannische Übersetzung meiner Pergamente niederschreibt, zu der Passage über Cuneglas kommt, wird er sie nach dem Geschmack meiner Lady verändern. Warum auch nicht? Cuneglas war ein Held, und es wird nicht schaden, wenn er als großer Krieger in die Geschichte eingeht, obwohl er in Wirklichkeit alles andere als ein Soldat war. Er war ein anständiger Mensch, sehr vernünftig und über seine Jahre hinaus weise, aber er war kein Mann, dem das Herz in der Brust schwoll, sobald er einen Speerschaft in der Hand hielt. Sein Tod war die Tragödie von Mynydd Baddon, aber eine Tragödie, die im Delirium des Sieges keiner von uns erkannte. Wir verbrannten ihn auf dem Schlachtfeld. Sein Totenfeuer loderte drei Tage und drei Nächte, und bei der letzten Morgenröte, als nur noch die Asche glomm, in der die zerschmolzenen Reste von Cuneglas’ Rüstung lagen, versammelten wir uns um den Scheiterhaufen und stimmten den Todesgesang von Werlinna an. Außerdem töteten wir zwanzig sächsische Gefangene, damit ihre Seelen Cuneglas in Ehren in die Anderwelt begleiteten, und ich erinnere mich, daß ich dachte, es sei gut für meinen Liebling Dian, daß ihr Onkel die Schwerterbrücke überschritten hatte, um ihr in Annwns Welt Gesellschaft zu leisten.
    »Und Arthur?« fragte Igraine neugierig. »Ist er zu Guinevere zurückgekehrt?«
    »Ich habe ihre Versöhnung nicht miterlebt«, antwortete ich.
    »Es spielt keine Rolle, ob Ihr es miterlebt habt«, erklärte Igraine ernst,
    »wir brauchen es hier.« Mit dem Fuß rührte sie in dem Stoß fertiger Pergamente. »Ihr hättet ihr Zusammentreffen schildern sollen, Derfel.«
    »Ich habe euch doch gesagt, daß ich es nicht miterlebt habe!«
    »Was spielt das für eine Rolle? Es würde ein sehr schönes Ende für die Schlacht abgeben. Nicht jeder möchte von Speeren und Töten hören, Derfel. Berichte von kämpfenden Männern können nach einiger Zeit höchst langweilig werden, doch eine Liebesgeschichte macht alles weit interessanter.« Ganz zweifellos wird die Schlacht, nachdem sie und Dafydd meine Erzählung malträtiert haben, von Romantik überquellen. Manchmal wünschte ich, diese Erzählung in der britannischen Sprache niederschreiben zu können, aber zwei unserer Mönche können lesen, und jeder der beiden könnte mich an Sansum verraten, also muß ich auf Sächsisch schreiben und mich darauf verlassen, daß Igraine die Geschichte nicht verändert, wenn Dafydd ihr die Übersetzung liefert. Ich weiß genau, was Igraine will: Sie will, daß Arthur durch die Leichenberge rennt, daß Guinevere ihn mit offenen Armen erwartet und daß sie sich beide mit Begeisterung begegnen, und möglicherweise ist es auch so geschehen; aber ich fürchte, daß es nicht so war, denn sie war zu stolz, und er war zu zurückhaltend. Ich kann mir vorstellen, daß sie weinten, als sie sich begegneten, aber da mir niemand davon berichtet hat, werde ich auch nichts erfinden. Ich weiß jedoch, daß Arthur nach Mynydd Baddon glücklich wurde und daß es nicht nur der Sieg über die Sachsen war,

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